Stillhalten?: Wenn’s genug ist!

Habe Angst zu schreiben. Tue es dennoch. Um die Furcht zu besiegen? Vielleicht ist es unvernünftig?

„Es ist gefährlich!“, hallt es von innen. Ja, das ist es. Bloggen ist auch gefährlich, weil es viel auslösen kann, aber nicht nur.

Balanciere zwischen zwei Wolkenkratzern – wohl gesichert. „Lieber auf die nächste Therapiestunde warten und inzwischen untertauchen?“  Wir sind auf Tauchstation seit der Debatte um „Leben mit DIS#1a“. Wir fürchten uns weiterzuschreiben.

Innen hat es Vieles ausgelöst, das noch nicht verarbeitet ist, ja nur teilweise eingeordnet. Ich denke, ich muss weiter tun um nicht wieder in mein Muster zu flüchten zu verfallen.

Unter Angst dann den nächsten Beitrag publiziert. Mich gut gefühlt. In der Nacht einen Text zu den inneren Auslösern geschrieben – noch unvollständig. Für uns. Für die Therapie. Ein verletzender Kommentar zum zuletzt veröffentlichten Artikel am nächsten Tag. Vermutlich Unverständnis, vielleicht gut gemeint. Der wackelige Boden wird unter den Füßen weggezogen.

1½ Stunden meditiert und geströmt (Jin Shin Jyutsu – Zentralstrom). Das half einigermaßen zu den Gefühlen zu kommen und zur Gegenwart zugleich.

Dann, Tränen im Supermarkt, bis eine übernahm die rein pragmatisch den Einkauf erledigte. Praktisch und erschreckend zugleich diese Funktionalität – das Switchen wahrnehmen und von einem Moment zum anderen eine Andere zu sein. Belastet ja, aber nicht aufgelöst, ja gar keinen Zugang zur Ursache der Schmerzen und doch fühlend, dass wenn wir wollten, könnten wir den Kontakt herstellen. DAS ist ein großer Schritt. DAS konnten wir nicht immer. Das Switchen schon. Das Kontakt-Halten nicht.

Daheim leichter Fressanfall – war auch schon einmal viel ärger. Unruhe, inneres Vibrieren. Sollten wir den Kommentar genehmigen, darauf reagieren, am Blog, per Mail? Jede falsche Reaktion kann alles noch viel schlimmer machen. Was ist die „falsche Reaktion“?

Notausgang: Anruf bei der Telefonseelsorge! Wie oft haben mich deren Mitarbeiter/innen und jene der Ö3-Kummernummer schon aus schwierigen Situationen gerettet. Wir sind allen innerlich verbunden, obgleich wir stets mit anderen Personen sprechen und sie nicht kennen. Anonym. Sie und wir. Mein Dank gilt allen, die diese Arbeit machen.

Verständnis, für unsere wirren Gefühle. Ein Stein fällt vom Herzen. Unsere Emotionen sind nachvollziehbar, nicht verrückt oder falsch. Innere Ruhe kehrt ein. Ein Wunsch für viel Kraft von der Gesprächspartnerin. Das tut gut.

Machen wir mit diesem Beitrag alles zunichte? Manchmal braucht es Mut, sich nicht zu verstecken. Darzustellen, wie das Leben eben so ist für uns. Es ist nicht mehr so irritierend, verstörend und bedrohlich wie früher, aber es kann sich noch immer ganz schnell wenden in diese Richtung.

Trotzdem: keine Migräneattacke – früher oft über Tage, keine Übelkeit, Zugang zur Ursache des Schmerzes, wenn auch nur zum Teil. Geringe Selbstverletzung – fast schon unmerklich. Es geht uns gut. Es kommt immer darauf an, von wo jemand startet. Wir haben schon viel erreicht.

Und das alles an Papas Geburtstag. Den zu überstehen allein ist bereits eine massive Herausforderung – selbst 15 Jahre nach seinem Tod. GESCHAFFT!

4 Gedanken zu „Stillhalten?: Wenn’s genug ist!“

  1. Ich glaube, es gibt immer wieder solche schwierigen Momente, in denen man am seinem Sein oder Tun – vor allem in der Auseinandersetzung mit anderen? – zweifelt. Da ich hier aber irgendwo gelesen habe, dass das Bloggen bzw. Schreiben deine Leidenschaft ist und du das schon immer tun wolltest, wünsche ich dir, dass du einen für dich guten Weg findest, deinen Traum zu verwirklichen.

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    1. Danke für deine Worte, sie tun mir sehr gut. 🙂 Und ich suche gerade einen Weg, der vielleicht weniger bloggen und mehr an meinem Buch arbeiten bedeuten wird? … Erst durch deinen Kommentar merkte ich, wie sehr die Situation, die ich in diesem Beitrag beschrieben habe, mich noch immer belastet hat.

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