Gewissenskonflikt

Ich habe länger nichts geschrieben, das ich dachte gleich veröffentlichen zu können. Das Schreiben war zäh, es kostete Kraft. Dann begnügte ich mich mit dem Lesen abonnierter Blogs und kommentierte. Auch das war anstrengend. Viel zu sehr. Nach Neuem Ausschau zu halten ermüdete ebenso. Dennoch konnte ich neue Leserinnen auf meinem Blog begrüßen. Ich bin zufrieden und dankbar. Es scheint anzukommen, was ich schreibe. Ich freue mich sehr über die netten Rückmeldungen. Herzlichen Dank dafür. Aber woher dieses tiefe Loch?

Seit Wochen frage ich mich, wie der Blog zu einem Medium werden kann mit dem ich mich wohl fühle. Nun, ich bin kein digital native. Das Arbeiten am Laptop kostet mich sehr viel Kraft. Es stresst mich täglich in meinen Blog zu schauen und andere Beiträge zu lesen oder zu kommentieren. Jeden Tag einen eigenen Artikel verfassen — unmöglich, obwohl sich Ideen worüber ich schreiben könnte und Entwürfe stapeln. Bevor ein Beitrag von mir als fertig erachtet wird, lese ich ihn gut 20 mal Korrektur — auch nachdem er bereits publiziert ist, ändere ich noch das eine oder andere. ∑Ich habe hohe Perfektionsansprüche an mich. Der Text muss mir gerecht werden.

Blogs anderer und Kommentare, die ich geneigt bin abzugeben:

Ist es in Ordnung was ich da tue? Wenn ich Beiträge lese, gehen sie mir oft sehr nahe, vermutlich zu nahe. Lese ich von Leid das ich kenne oder kannte, weiß ich nicht, wie ich umgehen soll mit den in den virtuellen Äther geworfenen Worten. Mit dem Hilfeschrei in den Weiten des WWW. Ein „Gefällt mir“ ist nicht stimmig, vielmehr sogar zynisch. Ein Kommentar überfordert mich mitunter. Nun sind ein paar liebe Worte, die von Herzen kommen in einer schwierigen Lebenslage Gold wert, aber sie erscheinen mir so ungenügend. Am Liebsten würde ich mich hin beamen und alles Leid an mich nehmen. Wie oft habe ich schon gehört, dass ich zuviel Verantwortung übernehme — wohl wahr, aber was dagegen tun? Wenn ich lese, dass (junge) Frauen an den Folgen (sexualisierter) Gewalt leiden und an sich selbst zweifeln, möchte ich so gerne etwas dagegen tun. Ich könnte permanent schreien, wieviel Elend sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen verursacht. Auch Buben oder Männer werden zu Opfern, aber es sind weniger und es ist oft eine andere Form der Gewalt — dennoch sind auch das zu viele.

Vielleicht sollte ich einmal so richtig wütend werden können, ob der Verletzungen, die Menschen erleiden. Aber es sind doch ALLE Menschen, die Schlimmes erleiden. Ich bekomme es nicht zusammen. Die Vorstellung, dass hier die Armen sind, die schlimmste Gewalt erfuhren und dort die Bösen, die ihnen dies antaten produziert ein Schlachtfeld in meinem Kopf.

Es gibt sie nicht, die nur Guten und die nur Bösen. Das stimmt nicht. Auch zu Opfern gewordene sind aggressiv und auch jene, die in Harmonie aufwuchsen und ihr Leben im Einklang mit sich selbst und in friedvoller Lebendigkeit verleben fügen anderen mitunter Schmerzen zu.

Wieviel Schmerz und Leid wir Menschen unseren Mitmenschen zufügen ist täglich in den Nachrichten zu beobachten. Ich nehme davon niemanden aus. Mich selbst ebenso wenig, wie gepriesene Friedens- und Menschenrechtsaktivist/inn/en. Ich kenne keine Erwachsenen, die noch niemals andere verletzt hätten. Es ist mir auch unvorstellbar. Freilich ist zu unterscheiden zwischen gewollter Aggression und Unvermögen. Aber wie oft habe ich von meiner Mutter gehört, dass ich mich nicht gegen meinen Vater wehren soll, denn er kann doch nicht anders. Vaters Jähzorn und sein Sadismus eine Urgewalt, die vollkommen unverschuldet über ihn hereinbrach? Der Täter wird zum Opfer und meine Mutter konnte ihre Aggression an ihn abgeben und machte sich nicht die Hände schmutzig. Und mit dieser Ansicht, des ohnmächtigen Gewalttäters stand sie nicht alleine da. Auch Anwälte von Vergewaltigern bemühen immer wieder deren Unvermögen ihre Gefühle zu kontrollieren. Was wenn es stimmt? Was wenn es Menschen gibt, deren Schicksal es ist die Bösen abzugeben, damit die Menschheit lernt? Weil Menschen scheinbar nur durch Schmerzen lernen. Lernen wir in Frieden leben nur durch das wiederholen von Kriegen, bis wir die Strukturen von Gewalt verstanden haben und endgültig abstoßend finden?

Mache ich mich hier zur Anwältin der Aggressoren?

Wir vergeben Personen die wir lieben, wenn sie uns verletzen, aber verurteilen andere, die nur anders aggressiv sind. Vielleicht auch nur, weil wir sie nicht an uns heranlassen und so nicht kennenlernen. Mitunter ist es auch nötig angriffige Menschen von sich selbst fern zu halten. Das könnte jenen möglicherweise helfen ihr Handeln zu reflektieren und zu ändern? Oder es hilft bloß Leid von sich selbst abzuwenden und auf sich aufzupassen. Das Konstrukt von Gut und Böse, von Opfer und Täter/in ist so komplex dass mir stets schwindlig wird. Vor allem es führt zu keinem Ende, zu keinem klaren Ergebnis, das einen Weg vorgeben würde, der aus dem Leben mit Gewalt herausführen würde. Ein Leben, das wir hier auf dieser Erde ALLE führen. Im Zeitalter der Vernetzung sollte einem Großteil der Menschheit die globale Aggressivität gegeneinander bewusst sein.

 Die Schicksalsfrage der Menschenart scheint mir zu sein, ob und in welchem Maße es ihrer Kulturentwicklung gelingen wird, der Störung des Zusammenlebens durch den menschlichen Aggressions- und Selbstvernichtungstrieb Herr zu werden.“

Sigmund Freud, Das Unbehagen in der Kultur, 1930, VIII

Verstehe ich Freud richtig, so stellt er – zurecht – Aggressions- und Selbstvernichtungstrieb auf die selbe Ebene. Es ist bloß die Umkehrung der sprichwörtlichen Medaille. Selbstvernichtung ist Autoaggression. Ich bleibe hier bewusst simpel um nicht zu sehr auszuufern. Selbstvernichtung ist natürlich auch die Zerstörung des eigenen Lebensumfeldes, Kriege (Aggression wird zur Selbstvernichtung) u.a.m.

Endlich wieder zurück zu meinem Gewissenskonflikt mit dem Blog. Wie selbstvernichtend oder mindestens latent schädigend ist es, über das tägliche Leid zu berichten? Es heißt, dass sich Wiederholungen im Gehirn stärker vernetzen. Das bedeutet, wenn ich oft z.B. am Blog darlege, wie schwierig mein Leben ist, wird es auch schwieriger und umgekehrt. Allerdings ist es auch wichtig das eigene Leid wahr und ernst zu nehmen. Aber nicht zu ernst. Und jetzt kommt mein Hang zur Verantwortung für andere ins Spiel. Ich lese das dargelegte Elend und möchte die Schreibende aufmuntern, schon deshalb, weil ich ein NICHT reagieren als Retraumatisierung erachte und gar nicht in diese Situation gebracht werden möchte, jemanden zu retraumatisieren. Aber ich kann nicht aus. Ich werde Teil der Wiederholungsemotionalität. Es gibt keinen Kommentar, der dies abfangen könnte. Ein „Gefällt mir“ ist ohnedies für mich deplaziert. Was sollte mir daran gefallen, dass es jemanden schlecht geht? Mir könnte gefallen, wie der Beitrag verfasst ist. Allerdings ist bei einer Schilderung psychischen Leides vollkommen irrelevant, wie es geschrieben ist. Dies zu bewerten verbietet sich für mich. Gefallen könnte mir noch, dass die Person es geschafft hat, sich aufzuraffen und darüber zu berichten. In der Hoffnung, dass das Schreiben den Prozess der Schwäche stoppt und als Selbstermächtigung fungiert, kann mir das gefallen. Und JA!, das gefiele mir. Aber es ist so unklar, nur den „Gefällt mir“ Button zu drücken. Vielleicht gibt es ja bei DIS Personen Innenwesen, die es als zynische Anmerkung zum erlebten Schmerz erleben?

So bleibe ich zurück und weiß noch immer nicht, wie ich mich verhalten soll. Natürlich, keine Reaktion merkt niemand. Es wäre als hätte ich nicht gelesen. Könnte mich wegducken. Mich belügen? Das ist der Beginn der Selbstverletzung für mich. Schon geht das beschriebene Leid auf mich über. Zudem ist ersichtlich, wie viele Menschen den Beitrag anklickten und dann keinen Kommentar — das tut weh. Aber vielleicht ist es wie bei dem Gewalttätigen, dem ich aus dem Wege gehe? Wie aggressiv ist es, das eigene Leid zu schildern, ohne Angebot der Wendung zum Guten für die Lesenden?

∑Ich weiß, dass das zurück geworfen werden auf ∑mich selbst sehr hilfreich sein kann, um zur Vernunft zu kommen. Helfen kann, wenn ich mir allzu leid tue. Vermag das das Bloggen? Ein Telefonat kann es, aber da erlebe ich unmittelbar die Emotion des Gegenübers, die ganz schnell etwas an meiner Stimmung ändern kann. Bloggen ist irgendwie wie zum Fenster hinaus rufen. Je nachdem wieviele meine Beiträge abonniert hatten, steht eine Traube Leute vor dem Fenster oder eben nicht. Und mit Glück antwortet jemand. Gut der Vergleich hinkt, aber einem Blog folgen bedeutet nicht, die Beiträge sofort zu lesen. Wenn ich aber berichte, dass es mir schlecht geht, brauche ich genau das. Gelesen werden. Eine Antwort. Ein Gesehen werden in meinem Leid. Jetzt. Sofort.

Aber, wie erwähnt, ich bin kein digital native. Mein Gehirn arbeitet vielleicht anders. Mich verstört die Oberflächlichkeit, in die mich die Blogstruktur zwingt, wenn es darum geht, auf Inhalte anderer Blogs antworten zu können. Ich möchte so gerne die Hintergründe erfassen und die Person kennenlernen, die dies schreibt, damit ich verstehe. Wissend, dass ich damit massiv überfordert wäre, möchte ich es doch nicht. Schaffe nicht ganze Blogs zu lesen, um die Schreibenden kennenzulernen.

Bloggen ist wohl der Kompromiss zwischen schweigen und reden, zwischen zu sich stehen und sich verstecken. Ein Angebot, dass sich selbst erkennen hilft ebenso, wie es von sich weg führen kann. Ist es auch der Kompromiss zwischen wahrnehmen und wegsehen? Leid nur ein bisschen an sich heran lassen? Kann mir das bitte jemand erklären! … Auf der Suche nach meinem Weg.

18 Gedanken zu „Gewissenskonflikt“

  1. Liebende Benita

    Ohne jetzt auf das weite Feld näher einzugehen
    ist Freud s Lösungsansatz atheistisch einseitig
    Weil Er seine jüdische Abstammung selbst wie Kafka nicht ganz verarbeitet und geheilt hatte
    „Herr“ werden…“ Eben dieser patriarchale Gesetzesgott Jahwe Adonai Jehova ist selbst
    gewalttätig und rachsüchtig. Freuds höchstes Liebesprinzip ist bezogen auf Seine Gottesvorstellung. Obwohl er intellektuell glaubt Ihn abgetan zu haben bedient Sein Unterbewusstsein weiterhin alte Denk und Machtstrukturen
    Die Urangst ist die vor einem strafenden rächenden alten Singelmann dort oben im Himmel…Und weil der Mensch insgeheim hasst was er fürchtet und in der Projektion
    bekämpft ist ein Gewaltpotential allgegenwärtig genährt
    Jesus nennt das Göttliche weiblichmännlich mein VaterMutter oder zärtlich aramäisch baba
    Sexus Eros Philio und Agape. Eine Kultur die wahrhafter Gottesliebe entbehrt,
    sich darin selbst entehrt, staut Angstfelder an, die sich gewitterähnlich zyklisch entladen. Wenn Du in Dir die Göttin liebst und ich in Dir und Ich in mir den Gott
    dann werden wir uns nur lieben können
    So Ich vor Dir Angst habe weil ein psychopathologisches Gottesbild mir Angst in die Seele pflanzt werde Ich Eben jenen Gott in Dir zu vernichten suchen denn das ist die
    letzte Konsequenz einer Tötung
    Gott dieser Machtherrscher hat ja den Bösen das Böse erschaffen, also vernichte Ich Es, dann ist es aus der Welt. Ein kranker und doch millionenfach inszenierter Wahn.
    Ideen den Geist kann niemand töten
    Ach und weh

    Eine erhellende Idee dieser Schuldschmerzthematik an sich findest Du in Wikipedia
    unter „Schmerzkörper“ da ist zwar immer noch kein Text wiewohl zwei YouTubehinweise auf kurze Seminarauszüge Eckhart Tolles zu Deinem und meinem
    Schmerzkörper und der andere über den ganzer Völker wie Amerikaner Japaner Deutsche und den Orient
    Das hat mir sehr viel geschenkt an Verständnis über den Wirkmechanismus von Leid Gewalt Hass Scham und „Schuld“ und meiner Selbstheilung…

    danke für Deine Offenheit
    Dir Joachim von Herzen
    Du bist gesegnet

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    1. Lieber Hansjoachim,
      ich habe etwas gebraucht, mich mit deinen Worten zu befassen. Anfangs war ich etwas verwirrt, aber du sprichst viel Wahres an. Hatte auch noch keine Zeit/Kraft dem Wikipedia/YouTube Hinweis nachzugehen. Was ich noch tun werde. Vielen Dank für deine Anregungen.
      Beste Grüße

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  2. Im Blog schreibe ich nicht direkt über meine Probleme.
    Manchmal kann ich nicht schlafen. Dann gehen mir dunkle Gedanken durch den Kopf.
    Diese Gedanken schreibe ich dann in der Nacht nieder. Das entlastet mich.
    Später zeige ich es meiner Frau. Sie versteht dann oder nicht.
    Aber öffentlich würde ich meine Probleme nicht machen.

    Das was Du erlebst, mit anderen Blogs, solltest Du Dir nicht zu Herzen nehmen. Das belastet nur.
    Überlege erst, ob Du helfen kannst.
    Wenn nicht, schiebe es weg.

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  3. Das „Gefällt mir“ sollte man nicht zu wörtlich nehmen. Es setzt einfach ein Zeichen der inneren Anteilnahme, des Verstehens und des Mitfühlens. Es heißt eigentlich: Du bist nicht allein mit deinen Gedanken und Gefühlen und es ist manchmal tröstlicher als tausend Worte.

    Das Schreiben des Bloggers stellt für diesen eine Art „Katharsis“ (Seelenreinigung) dar. Schreiben befreit. Allein der Akt des Schrei-bens (das Wort enthält den „Schrei“) ist ein Akt der Befreiung. Der Sprachlos gewordene erhält seine Sprache zurück. Und das ist alleine schon eine große Hilfe für die Betroffenen bzw. Opfer. Das Kommentieren der Lesenden kann dann als Bestärkung unterstützend wirken, wenn es wirklich aus dem Herzen und aus der Empathie kommt. Kommentieren dient aber auch dazu, den durch das Lesen entstandenen Druck ein wenig zu kompensieren, denn Handlung ist besser als Verdrängung auch fremden Schmerzes.

    Soweit ein paar Gedanken von mir, die gerne noch ergänzt werden dürfen, da man ja immer nur aus einem kleinen Blickwinkel urteilen kann.

    Schönen Abend wünscht der Sven

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    1. Hallo Sven,
      danke für deine Gedanken. Schreiben ist sicher eine Art der Katharsis, der Möglichkeit sich zu befreien, Lösungsansätze zu entwickeln und festgefahrene innere Strukturen aufzubrechen. Verzeih mir bitte, wenn ich besserwisserisch feststelle, dass Schrei und schreiben nicht vom selben Wortstamm abstammen und damit von seiner Herkunft nichts miteinander zu tun haben. Dennoch ist die Ähnlichkeit beider Worte interessant und ich habe mich bislang noch nicht damit befasst. Mir gefällt deine Ableitung daraus sehr gut, auch jene zu Kommentaren. Vielen Dank dafür.

      Es ist sehr schön, wenn du das „Gefällt mir“ als Zeichen des gesehen werdens verstehst und vergibst.

      Liebe Grüße „Benita“

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      1. Obwohl ich Linguistik als zweiten Schwerpunkt in Germanistik hatte, kommt es mir bei Gleichklängen in Worten nicht auf den Wortstamm an. Wenn Worte gleich klingen, dann schwingt auch immer unbewusst – meiner Meinung nach – der Sinn des einen im anderen mit. Aber das ist meine persönliche Meinung, die auch daraus kommt, dass ich als Dichter mit Alliterationen, Klängen und Anklängen arbeite. Es ist uns auch nicht wirklich bewusst, wie die Worte entstanden und woher sie entstammen, denn es war ja damals, als sich die Lautsprache der Menschen entwickelte auch keiner von und dabei und sich nur auf wissenschaftliche Theorien verlassen, das ist und war nie mein Ding. Ich beurteile auch etwa einen Nietzsche nach dem, was er geschrieben hat und nicht danach, was über ihn geschrieben wird.

        Schönen Sonntag dir wünscht Sven

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        1. Vielen Dank für deinen Zugang zu den Ähnlichkeiten der Worte. Es ist halt ein Hobby von mir, mich mit der Abstammung von Gleichklängen zu befassen. Es bleibt interessant, dass sich die Worte schreiben und Schrei in diese gleichklingende Richtung entwickelten, wenn ich den wissenschaftlichen Theorien um deren Abstammung Glauben schenke. Diese Sprachentwicklung sagt selbstverständlich etwas über diese Worte und deren Wahrnehmung aus.

          Es hat mir Spaß gemacht, mich darüber mit dir auszutauschen.
          Dir einen schönen Abend
          „Benita“

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  4. Ja das kenne ich. Wenn ich von dem Leid anderer lese, würde ich auch am liebsten gleich hinrennen.
    Bei mir steht kein „gefällt mir“ sondern es wird ein Stern angezeigt, den ich nutze die smartphone app. Gefallen tut mir selten etwas. Ich verstehe es als Danke an die Bloggerin, den Beitrag verfasst zu haben uns als ein Zeichen dass ich es gelesen habe. Ich bin traurig wenn gar keine „likes“ also Sterne kommen. Dann fühle ich mich so alleine … Es ist schön in seinem leid gesehen und angenommen zu werden. Auch mit Sternen 😉

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    1. Das mit dem alleine fühlen verstehe ich gut, allerdings ist mir sehr wichtig zu differenzieren. Ich bin eine, die Sprache sehr wichtig nimmt, manchmal glaube ich auch etwas sozusagen zwischen den Zeilen zu lesen, was natürlich auch schief gehen kann, vor allem wenn ich zu wenig Zeit habe und einen Beitrag zwischendurch schnell lese. Und wie gesagt, mir tut es selbst gut zu differenzieren, allerdings ging es mir dann darum, wie zeige ich die Anerkennung für das Schreiben und posten des Beitrages, wenn ich das „gefällt mir“ nicht geben kann. Ich selbst nutze die App selten. Ich habe mir eben auch die Frage gestellt, welche Reaktion wird wie aufgefasst. Ein Stern, den ich mit einer gewissen Intention vergebe muss ja nicht so verstanden werden, wie ich es meine. … Ich wollte erfahren, wie wird meine Aktion verstanden. 🙂

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  5. Was ich dir da lassen wollte: Du bist nur für dich selber verantwortlich!
    Ich bin auch jemand, der auch Beiträge verfasst, wenn es ihm sehr schlecht geht. Natürlich freue ich mich über ein paar nette (oder auch kritische) Worte. Doch wenn ich in meinen Blog schreibe, dann tue ich das nicht als Hilferuf. Ich tue es, um mich selbst zu entlasten und vielleicht auch ein bisschen etwas zu sortieren. Teilweise auch um andere daran teilhaben zu lassen. Damit sie wissen, dass es anderen ähnlich geht. Oder auch damit sie wissen, dass es sowas gibt, falls sie mit sowas noch nie in Kontakt kamen.
    Wenn ich akut Hilfe benötige ist der Blog nicht das richtige Medium. Dafür habe ich andere Ansprechpartner und es ist meine Verantwortung dafür zu sorgen, dass ich die Krise heile überstehe. Dafür kann und will ich meine Leser nicht verantwortlich machen und ich würde auch nicht wollen, dass sie das so empfinden.
    Liebe Grüße

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    1. Liebe Bunte Sterne,

      vielen, vielen Dank für deinen Kommentar. Es tut mir sehr gut zu lesen, wie du es siehst, wenn du Beiträge schreibst, wenn es dir schlecht geht. Ich kann alle Gründe warum du schreibst gut nachvollziehen … außer: kannst du mir bitte erklären, was entlastet, wenn du einen solchen Text veröffentlichst? Ich schreibe in solchen Situationen für mich und das kann entlasten, weil es Gedanken und Gefühle ordnet. Aber es zu veröffentlichen ohne Erwartung einer gewissen Reaktion, geht das in einer solchen Gemütsverfassung? Und was entlastet dabei? Sorry, wenn ich so neugierig nachhake, aber ich möchte gerne verstehen. Und erlaube mir dir zu widersprechen. Ich denke, dass wir in erster Linie und bis zur letzten Konsequenz nur für uns selbst verantwortlich sind, aber wir sind auch für unsere Mitmenschen verantwortlich. Davon bin ich überzeugt. Und dieses aufeinander schauen und achten, macht für mich das Leben lebenswert. Leider ist die Zeit in der wir momentan leben eine, die wenig Miteinander kennt. Darum werbe ich dafür, damit ich mich wohler fühle in dieser harten Zeit. … Bin aber sehr froh darüber zu lesen, dass du da einen Unterschied hast, wo du dir im Akutfall Hilfe holst. Vielleicht erscheint mir als Leserin manches akut, das für dich eben noch gar nicht soooo eine Krise ist. … Manches, das ich eben so nicht erlebte schockiert mich doch sehr.
      Liebe Grüße

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      1. Ich denke auch, dass der Aspekt des Schreibens an sich das entlastende ist. Allerdings ist das veröffentlich für mich ganz persönlich von Bedeutung, weil mir, wie sicher auch vielen anderen Opfern, immer verboten wurde darüber zu reden und ich massiv bedroht wurde deshalb. Für mich ist es daher ein Schritt aus der Opferrolle und es macht mir Mut zu sehen, dass ich die Verbote brechen kann, ohne das etwas schlimmes geschieht. Für mich macht es die Ohnmacht, die ich oft fühle, ein Stück kleiner.

        Im Prinzip denke ich, dass es die Pflicht eines jeden ist auf seine Mitmenschen zu achten. Dies geht aber immer nur in einem gewissen Rahmen. Beispielsweise muss man bei einer Schlägerei nicht einschreiten, wenn man sich dadurch selber gefährdet, aber man ist verpflichtet die Polizei anzurufen und evtl. noch ein paar Passanten zu mobilisieren. Vielleicht war das nicht passend ausgedrückt. Ich meine, dass du zu erst für dich sorgen musst. Wenn du siehst, dass es jemand anderem schlecht geht, aber du keine Kapazitäten hast, gehst du vor! Selbstfürsorge ist wichtig, das lernen ja auch alle professionellen Helfer. Wenn es einem selber nicht gut geht, kann man auch nicht gut für andere da sein.
        Früher hatte ich auch immer das dringende Bedürfnis die ganze Welt zu retten. Ich würde das auch heute noch gerne tun, nur sehe ich es heute realistischer. Das geht leider nicht. Man kann nicht jeden retten, auch wenn das wirklich schlimm ist.
        Vielleicht kann ich es aber auch nicht so gut erklären, weil ich es selber auch noch verinnerlichen muss 😉
        Liebe Grüße

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        1. Na da hätte ich selbst darauf kommen können, dass es um das brechen (verinnerlichter) Verbote geht und damit um ein zu dir stehen gegen die Ohnmacht. … vielleicht kann ich das noch immer zu wenig, mich gegen diese drastischen Verbote im Innen aufzulehnen?! Danke für deine Geduld mit mir.
          Ja, dass ich nicht alle retten kann, das ist schon zu mir durchgedrungen. Manchmal muss ich aber herausfinden, ob ich jemanden helfen kann und soll, weil mich irgendetwas dort hinzieht. Es sich so anfühlt und dann muss ich nachfragen und meine Gefühle klar bekommen. Ich habe sooo lange darunter gelitten, dass alle weggesehen haben, dass ich mich selbst diagnostizieren musste und gezielt um Hilfe kämpfen musste, dass ich selbst fürchte zu übersehen, wenn eine Unterstützung benötigt. … da frage ich nach. … auch sehr indirekt vielleicht? 😉
          Liebe Grüße 🙂

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  6. Du hast recht, ein gefällt mir, ist oft unpassend. Aber meistens fehlt mir die Kraft, einen Kommentar zu schreiben, beziehungsweise, ich bin zu schüchtern und traue mich nicht, was zu schreiben. Ich finde es schön, dass du Anteil nimmst und dich für die Blogs anderer interessierst, vergiss einfach nicht, dass du auch nur ein Mensch bist und zu dir selber schauen musst. Ich finde deinen Blog wirklich gut und sehr spannend, habe aber bisher noch nie kommentiert, ich bin eher eine stille Mitleserin…

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    1. Herzlichen Dank, dass du deine Schüchternheit überwunden hast und mir schreibst. Wie ich im vorherigen Kommentar geschrieben habe, fällt mir oft schwer mich abzugrenzen, wenn ich lese. Was das dann für mich bedeutet, auf mich zu schauen beim Lesen anderer Blogs werde ich erst herausfinden müssen. Danke auch für deine lieben Worte zu meinem Blog.
      … du bist selbstverständlich als stille Mitleserin herzlich willkommen 🙂 , aber auch mit Kommentaren, ganz wie du magst. 🙂

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  7. Ich glaube, deine Gedanken sind auf einem recht zutreffenden Weg.
    Schreiben als Ventil; als Angebot für „jeden“.

    Und „jeder“ nimmt das Angebot in seiner ganz persönlichen Art an; seiner eigenen Dosierung.

    Das Gefühl bzgl. der Kommentare kenne ich gut.
    Ein „Gefällt mir“ ist bei emotionalen Blogs irgendwie völlig daneben.
    Oft ist man sprachlos; wortlos…. – was tun?!

    Ich versuche ehrlich zu sein.
    Schreibe dann etwas wie „ich habe dich gelesen. Habe aber keine Worte“
    So bleibe ich nicht anonym; zeige mein Gesicht und mein Gefühl – muß mich aber nicht auswringen oder umstülpen, um einen „angebrachten Kommentar“ zu erwürgen.
    Liebe Grüße, Luise

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    1. Liebe Luise,
      danke dafür mir zu sagen, wie du damit umgehst. Allerdings muss ich mich nicht um einen angebrachten Kommentar bemühen, mir gehen diese Texte dann so zu Herzen, dass tröstende Worte automatisch kommen und die sind auch ehrlich und ernst gemeint. Bloß ich fühle nicht nur mit, sondern leide mit. Mein Problem mich nicht genug abgrenzen zu können.
      Liebe Grüße
      „Benita“

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