Mich immer wieder erklären?

Erklären, was Trauma bedeutet, dass endlich etwas gegen sexuelle und sexualisierte Gewalt gemacht werden muss? Immer wieder? Ja, es nervt, ja es überfordert auch und es ist unerträglich, dass stets den Betroffenen die Bringschuld gegeben wird.

Vor vielen Jahren, als ich noch gearbeitet habe. Was nur ging indem ich wöchentlich ca. 30 Schmerztabletten und ausreichend Zigaretten konsumierte, um die Schmerzen und Trigger wegzudrücken, die mich/uns täglich quälten und es uns noch möglich war aufgesplittert zu arbeiten durch den Medikamentenmissbrauch. Also damals, sagte mir mein Chef als ich einmal eine Information nicht zeitgerecht erhalten hatte: „Information ist eine HOLSCHULD!“ Heißt, wenn ich etwas nicht weiß, liegt es an mir. Ich muss mich darum kümmern.

Es war der Beitrag von Pauline-S und die Kommentare dazu, welche mich wieder daran erinnerten und nachdenklich machten. In Deutschland wurde also eine Kommission installiert, die sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen untersuchen soll.

„Wir untersuchen sämtliche Formen von sexuellem Kindesmissbrauch in der Bundesrepublik Deutschland und in der ehemaligen DDR. Darunter fällt zum Beispiel Missbrauch in Institutionen, in Familien, im sozialen Umfeld, durch Fremdtäter oder im Rahmen von organisierter sexueller Ausbeutung. Wir wollen Ausmaß, Art und Folgen der sexuellen Gewalt gegen Kinder und Jugendliche aufzeigen und damit eine breite politische und gesellschaftliche Debatte zu einem Thema anstoßen, das noch immer tabuisiert wird.

Wir werden Menschen anhören, die sexuellen Missbrauch in Kindheit oder Jugend erlebt haben und möchten somit die Möglichkeit schaffen, auch verjährtes Unrecht mitzuteilen. Zudem werden wir Zeitzeuginnen und Zeitzeugen wie zum Beispiel Eltern, sonstige Verwandte, Lehrerinnen oder Lehrer von Betroffenen anhören. Mit ihrer Hilfe wollen wir aufdecken, wodurch sexuelle Gewalt in der Kindheit ermöglicht wird und herausfinden, was Hilfe und Intervention verhindert hat. Wir müssen herausfinden, was Politik und Gesellschaft verändern müssen, damit Kinder und Jugendliche in Zukunft besser vor Missbrauch geschützt sind.(…)

Aus unseren Erkenntnissen können wir Handlungsempfehlungen an die Politik ableiten und in die gesellschaftliche Debatte einbringen.(…)„
Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (Homepage )

Nun wie auskunftsfreudig die angeführten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sein werden, lasse ich einmal dahingestellt und welche Form der Debatte es wird.

In Österreich tut sich dazu ja derzeit nichts. Hier wurde sexuelle Gewalt in der katholischen Kirche und  in Heimen der Stadt Wien untersucht. Es gab Abschlussberichte und Weiterleitung an die Staatsanwaltschaft. Auch Vorschläge an die katholische Kirche und zum Teil Entschädigungen für die Betroffenen. Häusliche sexualisierte Gewalt an Kindern oder organisierte sexuelle Gewalt waren noch kein Anlass irgendeine Kommission damit zu beauftragen.

Es hat mich bei den Untersuchungen damals sehr verletzt, dass ich mit meiner Gewalterfahrung gar kein Thema war. Es interessierte nicht. Allerdings war es mir/uns  mithilfe einer Opferanwältin vor einigen Jahren gelungen als Verbrechensopfer anerkannt zu werden und somit Therapiekosten bezahlt zu erhalten. An Verdienstentgang war nicht zu denken, da es nicht möglich ist vom Täter Geld zu erhalten. Aber es ist Gold wert, sich um die Therapie (fast) keine Sorgen mehr zu machen. Naja, ganz ohne Aufregung geht es auch nicht. Dennoch bin ich sehr dankbar im „richtigen Land“ geboren worden zu sein.

Was mich an dem Beitrag von Pauline-S so trifft, ist die Tatsache, dass ich immer wieder versuche zu erklären, was Trauma bedeutet, wie mein Leben verläuft, mir dadurch auch immer wieder Tipps von Leuten einhandle, die sich nicht auskennen. Dass ich beim Lesen diese Zerrissenheit in mir spürte, die sagt: „Sie hat vollkommen Recht! Ich muss mich nicht permanent erklären, die anderen können sich informieren, was Trauma bedeutet.“, was die Frage aufwirft: „Was mache ich da?“ Wozu das Buch? Wozu das Erläutern, wie es gelingt gesund zu werden? Irgendwie trat eine Hoffnungslosigkeit ein: „Versuche nicht gesund zu werden, es kann dir nur schaden!“ Ein Gefühl das ich gut kenne. Immer wieder der Gedanke, wenn es uns gelänge all diese Traumafolgen hinter uns zu lassen, dann wird uns niemand mehr glauben, dass wir vergewaltigt wurden von sehr klein auf. Niemand wird mehr glauben, was wir erlebten! Man wird uns vielleicht des Sozialbetrugs anklagen, wegen „erschlichener“ Sozialleistungen. Vermutlich überzogene Ängste.

Es ist als wäre es ein lebenslanges Gefängnis, das aber von der Gesellschaft gerne so gesehen wird. Wenn ich schon behaupte als Kind so schlimme auch sexuelle Gewalt erfahren zu haben, dann wollen Menschen die Folgen sehen! Es geht darum es stets beweisen zu müssen, was ich sage!

Es ist als wäre es ein lebenslanges Gefängnis, das aber von der Gesellschaft gerne so gesehen wird. Wenn ich schon behaupte als Kind so schlimme auch sexuelle Gewalt erfahren zu haben, dann wollen Menschen die Folgen sehen! Es geht darum es stets beweisen zu müssen, was ich sage! Und falls es dir gelingt doch gesund zu werden, dann sprich nicht mehr darüber, denn nun ist ja „alles wieder gut““, scheinen viele zu denken.

Dass es mir aber in meinem Leben darum geht, gesund zu werden, DAMIT ich darüber sprechen kann. DAMIT die Gewalt endlich ein Ende findet. DAMIT Kinder heute (besser) geschützt werden können. …

Und jetzt dieser Beitrag, dass es nicht die Aufgabe der Betroffenen ist. Dass wir das nicht tun müssen. Ja, ja, ja – Pauline-S hat so Recht. Es kann niemals gut sein, sich ausfragen zu lassen. Es IST niemals gut. Ich habe es an unterschiedlichsten Stellen in meinem Leben als verletzend, schwierig und manchmal sogar demütigend erlebt. Warum will ich dann diese Aufgabe darüber zu sprechen freiwillig übernehmen? Warum begebe ich mich als Betroffene in diese Situation? Weil Österreich wie immer mindestens 10 Jahre hinter Deutschland liegt mit der Aufarbeitung diverser Missstände? Weil es sonst hierzulande wirklich niemanden interessiert?

Oder weil ich es mir beweisen will, dass es nicht gelingt mich zu zerbrechen. Dass ich stärker bin als all die Täter? Weil ich beweisen will, dass ich gesund werden kann, obwohl es heißt, dass das nicht geht? Weil mir viele zu jubeln, wenn ich sage, dass ich darüber berichten will? Weil das als gesund und in die Gesellschaft integriert gilt? Weil ich es dann GESCHAFFT HABE DAZU ZU GEHÖREN? Endlich dazu zu gehören? Wozu?

Integriert zu sein in eine Gesellschaft, über die der Psychiater Manfred Lütz in seinem Buch „Irre! Wir behandeln die Falschen – Unser Problem sind die Normalen“, ebendies zu erläutern versucht?

 Er schreibt: „Die Psychoanalyse lehrt, dass Menschen schwer gestört sind, wenn sie Teile ihrer Lebensgeschichte oder ihrer eigenen vielgestaltigen psychischen Existenz von sich abspalten, als seien sie fremd und gehörten nicht zu ihnen. Genauso schlecht ist es um eine menschliche Gesellschaft bestellt, die das Verrückte in ihr bloß ausstößt, im besten Fall gegen Geld in eigenen abgeschlossenen Bereichen professionell versorgen lässt und sich selbst ein gräuliches, starres, intolerantes Selbstbild von Normalität zulegt, dass doch bloß Fassade ist. (…) Damit wäre sie auf dem besten Weg zur Diktatur der Normalität, die die eigene Unsicherheit mit schlichten Parolen überspielt und alles Abweichende rücksichtslos bekämpft.“ (S. 176)

Vielleicht will ich es aber auch tun, weil ich eine Arbeit brauche, die in die Welt hinausreicht. Eine Tätigkeit, mit der ich all jenes Wissen, das ich in mittlerweile 24 Jahren Psychotherapie und Beschäftigung mit den Strukturen von physischer, psychischer, aber auch sexueller Gewalt im familiären Umfeld gesammelt habe anwenden kann.

Ich merke, ∑ich würde gerne an einer Kommission mitarbeiten, die zur Besserung der Lebenssituation von Kindern die von Gewalt betroffen sind führt. Allerdings nur, wenn ∑ich ernst genommen würde. Wenn ∑meine MEINUNG wirklich gefragt wäre, wenn ∑mein besonderes Ruhebedürfnis und meine Verhaltensweisen nicht zur Abwertung meiner Gedanken und Betrachtungen führten. Und wenn ∑ich nicht als Lexikon zum Thema sexualisierte Gewalt benutzt würde, das einfach aufgeschlagen wird, biografische Daten „nachgelesen“ oder abgefragt werden und in den imaginären Schrank oder gar in einer öffentlichen Anhörung zur Schau gestellt würde .

Ich wünsche mir indem ich an meinem Buch schreibe, vielleicht einmal jene Anerkennung zu erlangen. Ob ∑ich ∑mich selbst belüge mit diesem Traum?

21 Gedanken zu „Mich immer wieder erklären?“

  1. Oh, Benita, dazu gibt es soviel zu schreiben, sagen…ich will nicht Deinen ganzen Account zutexten…versuche mich aber kurz zu fassen haha.
    Den Articel von Paulina habe ich auch gelesen und auch kommentiert. Ich hatte mir auch die Frage daraufhin gestellt: Wer wenn nicht wir? Und ich dachte damals schon das wir in der Bringschuld sind, wir die „Fachleute“ der Eigen-Betroffenen. Das mit der Holschuld (ein guter Ausdruck) klappt ja eigentlich auch bei Normalos nicht bei leichteren Sachen – also warum sollte ein Nichtbetroffener sich da Infos holen wollen. Ich denke nämlich, dass unsereins – zumindest viele von uns – immer darauf angewiesen waren „Wissenwollen“ – Informationen und „Verstehenwollen“ und deshalb auch mehr davon haben – weil Verstehen, Begreifen zu unserem Überleben beigetragen hat und noch immer beiträgt.
    In meinem Blog habe ich ein Kapitel geschrieben „Man sieht es mir nicht an“ – das ist wirklich einer Erwähnung wert, denn diese Tatsache multipliziert unser Leid noch mehr.
    Inzwischen bin ich zwiegespalten, denn es gibt so viele „Uninteressierte“, denen nur das eigene Leben wichtig ist, und in der Trump-Ära, die uns bevor besteht, wird es wohl auch nicht besser werden. Er lebt uns ja den Egoismus/die Egozentrik vor…
    In guten Zeiten allerdings, habe ich den Wunsch mich einzubringen, zu berichten, hinzuweisen… auf mangelnde Verantwortung z.Bsp. für die Kinder der nächsten Generation, will sensibilisieren….Deshalb habe ich auch mein Kinderbuch geschrieben „Honolulu liegt in Bayern“ – das ein Mitgefühl-, ein Mitfühl-Buch ist – in dem es um verschiedenste Ausgrenzung geht. Ich bin der Meinung, dass wir da anfangen müssen – bei den Kindern und Pädagogen – Mitgefühl hat diese Welt m.M.n. am dringensten nötig.
    Und Benita – ich glaube nicht dass Du Dich belügst, wenn Du diesen „Traum“ versuchst zu verwirklichen.

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    1. Hallo Melinas,
      danke für diesen Kommentar. Die Tatsache, dass wir die Fachleute sind, da wir uns ja nolens volens mit dieser Thematik befassen müssen ist nicht von der Hand zu weisen.
      Problematisch sehe ich jedoch, dass wir „ausgefragt“ werden und eben nicht respektvoll als Expertinnen angesehen! Ja, „Mitgefühl hat diese Welt am dringendsten nötig“. Das kann ich nur unterstreichen. Und danke für dein Mutmachen! 😊

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  2. Hallo,

    deine Gedanken sind ein Kommentar. Warum nicht? Wer sagt schon, wie ein Kommentar auszusehen hat.

    Wichtig ist, dass sich Worte finden lassen aus dem Stammeln des Überlebens. Für mich selbst, zu meinem Zeitpunkt und gegenüber jenen, wo es mir ein Anliegen ist.

    Dein Verweis auf KZ’s und das Grauen der Überlebenden ist leider einigermaßen zutreffend. Das Vererben der Gewalt(erfahrungen), wenn sie stumm in den Knochen oder sonst im Körper feststecken.
    … es gibt sehr gute Bücher von Sabine Bode: „Die vergessene Generation. Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen“ und „Kriegsenkel. Die Kinder der vergessenen Generation.“ welche dieses Vererben anhand von Familiengeschichten darstellen.

    Ich meine, dass es eine Notwendigkeit ist, sich mit der eigenen Familiengeschichte, mit der Erbpacht der Gewalt und mit dem Schweigen in den Familien auseinanderzusetzen und mit jener Gewalt die dadurch weitergegeben wurde. Mit dem erfahrenen Schmerz. Dann nämlich wenn wir uns unserem Schmerz gestellt haben, dann können wir mitfühlen mit denen, die gerade Hilfe benötigen und fordern von ihnen kein „erklären sie sich“, das nur die eigene innere Verhärtung ausdrückt. Eine Verhärtung die sich vermehrt in unserem politischen System widerspiegelt.

    Gerne mag ich auch noch auf jenen Kommentar von diespringerin verweisen, der sich auch mit diesem Aspekt beschäftigt.

    https://lebendigwerden.wordpress.com/warum-dieser-blog/comment-page-1/#comment-124

    Liebe Grüße

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  3. …Es ist so schwer für mich, Worte zu finden, für so vieles…

    Ist es ein Kommentar, was ich schreibe?

    „Trauma“ ist für mich eine Bezeichnung für… „etwas Sprachloses“… und für manches reicht nicht einmal dieser Begriff aus…

    Wie soll er sich aus dem Stammeln des Überlebens auch finden lassen?

    …Seit es KZ´s gegeben hat, scheint es in Deutschland immer wieder Bestrebungen des „Wiederaufbaus“ dafür zu geben; so kommt es mir jedenfalls vor.

    …eine Art „Vererbung“ der „Erbsünde“ durch Täter auf Opfer, die, weil unschuldig, – unfähig sind, dieses „Erbe“ abzulehnen. – Und um überleben zu können müssen sie sich „erklären“… Und so leicht ist es für die Außenwelt aus jeder dieser „Erklärungen“ ein „Eigenverschulden“ abzuleiten…

    Es gibt ein „Gänsehautgedicht“ für mich, das sich auf vieles übertragen läßt:

    Paul Celan – Todesfuge

    Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
    wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
    wir trinken und trinken
    wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
    Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
    der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
    er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei
    er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde
    er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz

    Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
    wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
    wir trinken und trinken
    Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
    der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
    Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng

    Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
    er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
    stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf

    Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
    wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends
    wir trinken und trinken
    ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
    dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
    Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
    er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft
    dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng

    Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
    wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
    wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
    der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
    er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
    ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
    er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
    er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland

    dein goldenes Haar Margarete
    dein aschenes Haar Sulamith

    Und seit etlichen Jahren werden für mich in „unserer neuenSprache“ und „Sozialverwaltung“ neue KZ´s errichtet durch „Worthülsen“, gefüllt mit…

    „Erklären Sie sich!“ Solche Erklärungen sind in diesem, unserem Sprachraum verfügbar.

    „Die Gesellschaft“, vertreten in der „juristischen Person des Rechts“, erwartet eine… Erwartet „die Gesellschaft“ wirklich?

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  4. Hahaha, ich kriege einen Lachkrampf. Ich habe das beim Jugendamt richtig professionell aufgezogen. Ich musste je nach Termin voll fertig aussehen oder super kompetent, elegant, schön. Oder beides zugleich.
    ZB vor Gericht supergestylt mit Geschäftskleidung und super kompetent und auf keinen überfordert. Dann wieder Termine wo ich zeigen muss wie schlecht es uns geht mit jugendamt. Ungekämmt und nachlässig hingehen.
    Was die Leute erwarten.

    Du darfst heilen! Es darf dir gut gehen! Sowieso bleiben Narben zurück :(.

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    1. Ich nehme an dein Lachkrampf betrifft die Erinnerung an Jugendamt? Danke für deine Worte, dass es mir gut gehen darf! 🙂 Vielleicht suchen manche Menschen bloß Anlässe sexuelle Gewalt abzustreiten und ich bin dann NOCH zu dünnhäutig und nehme vielleicht Aussagen persönlich, die mit mir nichts zu tun haben! Gehört auch zum heilen, das zu lernen. 😉

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      1. Ja ganz genau. Es werden immer neue Gründe für die Leugnung gesucht, wie eben dass es dir heute gut geht. Endlich.

        Ich habe mir damals, als ich so Probleme mit der Verleugnung anderer Leute hatte, eine Liste aus Wikipedia ausgedruckt, wo die verschiedenen verleugnungsmethoden von Nazis aufgelistet waren.

        Ja der Lachkrampf war weil du wegen etwas sorge hattest, was ich räätälöity schauspielerisch machen musste. Ich kam nur schon damals bescheuert vor 😀

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        1. Dein Kommentar ist angekommen, wie du siehst. Deine Rückfrage schalte ich nicht frei, gut?

          Dass es mir heute „gut geht“ mag ich so leider noch nicht stehen lassen, aber es gibt Tage oder Stunden wo es mir gut geht, das habe ich noch nicht lange, dass die Wolkendecke aufbricht. Und wenn ich schreibe, dass es mir so gut geht wie noch nie, ist ja immer die Frage, wo habe ich begonnen. Und ich betone bewusst am Blog lieber die Seiten, wo es gut geht, wo der Weg hinaus ist. Ich mag jammern nicht, es schadet mir. Aber ich hab noch einen Weg vor mir … Allerdings kenne ich eben Jahre, wo ich hoffte, dass es einmal leichter wird und ja, heute ist es generell schon viel leichter, als vor 4 Jahren zum Beispiel! Da ist viel Heilung geschehen. Dafür bin ich sehr dankbar – mir selbst und allen, die mitgeholfen haben! 🙂

          Die Liste in Wikipedia klingt interessant, hast du da noch einen Link? Ich finde es so nicht.

          Wg. deinem schauspielern, dazu gibts von Soziologen schon einige Forschungen darüber, wie wichtig es ist in staatlichen Institutionen Erwartungen der jeweiligen Beamteten zu erfüllen um Sozialleistungen zu erhalten oder andere Hilfestellungen. Dass ohne gewisse Demutshaltungen z.B. nichts geht. Traurig! Darum gibt’s Obdachlose, die ohne jegliche Versorgung sind, weil sie nicht entsprechen können/wollen.

          Dem Selbstwert und der Gesundheit schadet das. Es macht krank, was einen kränkt, heißt es zurecht.

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          1. Meinen Nachfrage-Kommentar brauchst du natürlich nicht freischalten. Eigentlich werden Kommentare die ich beantwortet habe in meiner App markiert auch wenn sie nicht nicht frei geschaltet wurden. Manchmal aber nicht…

            Diese Studien kenne ich nicht. Das klingt spannend. Das kann ich nur unterschreiben!

            Dass es dir nicht „gut geht“ ist mir völlig klar. Ich bezog mich dabei auf deine Aussage die dürfe es gar nicht gut gehen um glaubwürdig zu sein. Ich bezog mich quasi auf die Zukunft die hoffentlich irgendwann kommt 😉

            Einen link habe ich nicht. Das war vor zehn Jahren. Leider kann ich auch nicht für dich suchen weil ich keinen browser öffnen kann…

            *Umarmung wenn du magst * 🙂

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  5. Liebe Benita,

    „Es ist als wäre es ein lebenslanges Gefängnis, das aber von der Gesellschaft gerne so gesehen wird. Wenn ich schon behaupte als Kind so schlimme auch sexuelle Gewalt erfahren zu haben, dann wollen Menschen die Folgen sehen! Es geht darum es stets beweisen zu müssen, was ich sage!“

    … hat mich unglaublich wütend gemacht – sich „beweisen“ zu müssen, empfinde ich verletzend und macht es mir immer wieder aufs Neue schwer damit abschließen zu können.

    Mit deiner Erlaubnis würde ich sehr gerne, dich mit diesem Beitrag hier („Mich immer wieder erklären?“) auf meinem Blog verlinken? Du gibst hier viele Denkanstöße, über welche es sich lohnt Gedanken zu machen!

    Herzlichst,
    Lilo

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    1. Liebe Lilo,
      Ja, es ist verletzend und wie. Es macht auch mich wütend und es macht Heilung sehr, sehr schwer.

      Ich fühle mich geehrt von deinen Worten und deiner Anfrage den Beitrag auf deinem Blog zu verlinken! 🙂 Nur zu, gerne!

      Auch dir herzliche Grüße
      „Benita“

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  6. Ich sehe das ein bißchen anders, liebe Benita.
    Mir liegt es am Herzen, dass die Ursachen von Mißbrauch, von Mißhandlung mehr und mehr aufgedeckt werden. Dazu braucht es „Fallbeispiele“, viiiiele Fallbeispiele.
    Des weiteren möchte ich dazu beitragen, dass es immer weniger Mißbrauchsfälle gibt und dass die, die jetzt betroffen sind, schnelle und gute Hilfe bekommen.
    Auch dafür braucht es „Fallbeispiele“.
    Seit ich „durch bin“ mit meinen Erlebnissen, rede ich darüber, rede sehr viel darüber, erzähle es jedem, den ich treffe. Ich möchte nicht, dass das Thema immer wieder im Tabu-Bereich landet.
    Ich bin immer wieder erstaunt und auch traurig darüber, dass das Ausmaß des Mißbrauchs so wenig bekannt ist, und auch darüber, dass sehr viele Menschen sich nicht vorstellen können, dass einem die Spätfolgen lebenslang begleiten.
    Und ich werde nicht müde, immer wieder zu sagen, wie wichtig es ist, nicht wegzuschauen, und vor allem Meldung zu machen, wenn man etwas bemerkt.

    Wie sollten die Leute wissen, dass sie sich informieren sollen, wenn sie gar nicht wissen wie verbreitet Mißbrauch ist?
    Wenn nicht WIR, wer soll dann darauf hinweisen, was in unserem Land, und in anderen Ländern täglich, stündlich an Verbrechen an Kindern passiert????

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    1. Liebe Ilanah,
      … „Wer wenn nicht WIR?“ fragst du und „Wie sollten die Leute wissen, dass sie sich informieren sollen, wenn sie gar nicht wissen wie verbreitet Mißbrauch ist?“ und genau DAS ist der Punkt, den ich thematisieren wollte. Ich selbst begebe mich ja auch immer wieder in die Situation zu erklären, aber leider auch oft rechtfertigen und das muss ich nicht! Immer wieder kommen einfach untergriffige Fragen, die nicht Interesse, sondern Abwehr bekunden und DAS brauche ich nicht mehr, will ich nicht mehr. Dennoch werde ich es weiter tun, schon um zu entkräften, dass jemand sagt:“Aber in meinem Umfeld gibt es niemanden, die das erlebt haben!“ . Irgendwann (hoffe schneller), möchte ich sagen: „Hier lest mein Buch!“ Ich habe einige Semester Politikwissenschaft und Frauenforschung studiert vor fast 15 Jahren und DAMALS gab es bereits ausreichend Studien über Ausmaß, Folgen und Form von sexueller Gewalt gegen Frauen und Kinder. Mehr noch aus Deutschland als aus Österreich, wo es viel weniger Datenmaterial gibt. Aber ja, es gibt mehr Daten über Gewalt an Frauen, als über Gewalt an Kindern! Und ICH FINDE DIESE UNTERSUCHUNGEN und die Kommission GUT und WICHTIG! Allerdings ist es unmöglich zu sagen, man wüsste nichts. Ich denke wenn es eben Bewusstseinskampagnen gäbe, wie stark verbreitet es ist, könnte das schon niemand mehr sagen. Auch im Internet gibt es ausreichend Blogs zu dem Thema! Würde es eine Kommission in Österreich geben – ich habe mir nun die Art der Anhörungen durchgelesen – ich würde teilnehmen! Allerdings würde ich mich ganz genau absichern über die Art der Befragung und ich bin auch schon weit mit meiner Therapie. Und ganz ehrlich, ich weiß genau, dass meine Mutter nicht hinginge und sich befragen ließe dazu und falls sie hinkäme nur um alles abzustreiten. Bei anderen ZeugInnen halte ich es auch für fraglich. … Ich stelle also infrage, was dabei herauskommen soll, was so noch nicht bekannt wäre! Denn selbst wenn sie sich wirklich bemühen, die befragten Betroffenen währenddessen und danach zu betreuen, kann es zuviel sein, jemand Fremden so etwas Vertrauliches zu erzählen. Damals an der Uni habe ich einen Artikel geschrieben, dass bei sexueller Gewalt nicht das „Persönliche politisch ist“, (Slogan der 2. Frauenbewegung ab 1968), sondern das „Intime“. Aus Angst werden sich viele nicht melden, die Dunkelziffer wird hoch bleiben, aber ja, jeder Versuch aufzuklären ist wichtig. Du merkst also, ich bin wie in Vielem in meinem Leben „zerrissen“. Fraglich ist auch, was ich erzählen könnte in so einer Situation. Ich würde es tun, unter MEINEN/UNSEREN Bedingungen! Die Gefahr ist halt, dass evtl. junge Frauen hinkommen, die diese Stärke noch nicht haben und retraumatisiert werden!!
      Zum Abschluss: Weißt du in Österreich ist es so, wenn an einer Situation politisch im Grunde (noch lange) NICHTS GEÄNDERT WERDEN SOLL, wird eine Kommission eingesetzt, um die Gemüter zu beruhigen. … Vielleicht ist es in Deutschland anders.
      Danke für deinen Kommentar, ich hoffe meine Ansicht nun klarer vermittelt zu haben.
      Und natürlich ist richtig, wie du für dich empfindest damit umgehen zu wollen! Hier geht es nur um meine Ansicht.
      Liebe Grüße

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  7. Der folgende Kommentar von Luise Kakadu wurde von mir in Absprache und mit ihrer Zustimmung tlw. editiert:

    Wir haben tatsächlich viele Ähnlichkeiten…. ich bin immer wieder erstaunt und erfreut….. Manfred Lütz – das Buch steht auch bei mir 🙂

    Und dieses Streben, etwas zu tun….
    Etwas zu verändern….
    (…)

    Damit sie (Anm. „Benita“: die Fassadenmenschen) endlich wüßten, wo sie hin könnten mit ihrem „das war doch nicht so schlimm – es gibt noch viel Schlimmeres….“ (- das sie aber selbstverständlich genauso wenig anerkennen).

    Ja – es gibt so verdammt vieles auf der Welt, das schlimm ist. Und NICHTS davon will gesehen werden.
    Um die Fassade nicht zu zerstören.
    (…)
    Damit nur ja keiner die eigenen Abgründe SEHEN muß…..

    Wut ist ein Antrieb.
    Andererseits WILL ich nicht aus Wut heraus handeln und ebenso unreflektiert und unangemessen sein, wie Täter es sind. Vielleicht ist das sogar eine größere Art von „Rache“; von Genugtuung…. – NICHT so zu sein oder zu werden, wie es die Täter sind und all jene, die weg sehen, um sich nicht zu „beschmutzen“.

    Einerseits denke ich, es ist ein guter Schritt, dass es diese Kommission GIBT.
    Andererseits denke ich, nun soll sie sich gefälligst auch (selbst) bewegen!!!
    Das erwarten die doch auch von uns. Und Informationen; Aufschriebe; Gefühle von Opfern gibt es im Internet und in anderen Medien, Anträgen und Urteilen ja nun wahrhaft mehr, als genug.

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    1. Liebe Luise,
      zunächst einmal danke für deine Bereitschaft zu unserem Austausch wegen des Kommentars. 🙂 Ja, wir scheinen einige Ähnlichkeiten zu haben.

      Wut über Menschen die wegsehen kann ich gut verstehen. Mittlerweile beginne ich sie zu ignorieren, schon um mich davon zu lösen. Selbstschutz.

      Ich mag jetzt gleich nochmals auf die Kommission eingehen. Ich finde auch gut, dass es sie gibt, wiewohl ich auch eine gewisse Skepsis gegenüber Kommissionen hege (siehe Antwort zu nächstem Kommentar von Ilanah). Ich würde unter MEINEN Bedingungen sogar mitarbeiten. Und die Bedingungen wären zuerst deren Sinnhaftigkeit zu überprüfen.

      Ich denke, selbst wenn ALLE Betroffenen sich melden würden (wovon ja nicht auszugehen ist, d.h. die Dunkelziffer bleibt hoch?) glaube ich nicht daran, dass sich die sog. ZeugInnen hin begeben, Rede und Antwort stehen und konstruktiv mitarbeiten, dass Kinder besser geschützt werden. Man/frau bedenke, es handelt sich hier um jene Eltern, die ihren Kindern Gewalt antaten! Es gibt bereits ausreichend Studien zu Gewalt in der Familie seit Jahrzehnten. Die Täter-Opfer-Umkehr ist bekannt. D.h. dass die Täter die Opfer der Lüge bezichtigen und alles abstreiten. Welche Ergebnisse sollte eine solche Befragung liefern, die neu wären und noch dazu brauchbar? Wobei, vielleicht würde ich aus Neugierde dann doch mitmachen? Auf alle Fälle ist wichtig sich sehr stabil zu fühlen. Also, wenn die mich überzeugen könnten, dass das wirklich sinnhaft ist, dass sich etwas ändert. Allerdings bin ich ja fein raus, da ich gar keine Möglichkeit dazu habe in Österreich.

      Ich finde gut, dass du deine Blogadresse hingesandt hast. Glaube ich gelesen zu haben, stimmt doch? Als Aufforderung die Blogs mal durchzulesen. Ich denke auch, dass neben bestehenden Studien, die wie gesagt existieren, es auch möglich ist Zugang zu selbstverständlich anonymisierten Daten aus Traumakliniken oder Gerichtsakten zu erhalten. Und dann sollen sie einmal etwas liefern, da gebe ich dir Recht.

      Du merkst, das Thema bewegt mich sehr … sooo viele Gedanken. 🙂

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