Es war eine anstrengende Woche gewesen. So mancher Trigger hier am Blog, das ist das Risiko und die Chance des Schreibens über ein so intimes Thema, ein Thema, das so nahe geht, dass es aufwühlen kann, was andere schreiben, was andere kommentieren, die ähnliches erlebten. Es kann das Unterste nach oben kehren und uns komplett durcheinander würfeln. Und doch ist eine solche Erfahrung immer bloß eine Erinnerung an mitunter lebensbedrohliche Begebenheiten und Menschen. Die Chance daran ist, dass die Reflexion zeigt, dass es eine neue, eine andere Situation ist. Und wenn eine kontroverse Debatte, näher mag ich hier nicht darauf eingehen, wie in diesem Fall so positiv ausgeht, dass es einander am Blog durchaus auch mit mehreren, die mitschrieben näherbringt, dann ist das Risiko sich hier zu öffnen zu einer heilsamen Erfahrung geworden. Heilsam, weil jene Trigger nicht so endeten, wie wir es ehedem erlebten. Ebenso wie heilsam und beglückend zu erkennen, dass am anderen Ende der Datenautobahn Menschen sitzen, denen nicht egal ist, wenn es einer Bloggerin, mit der es schon längeren Kontakt und Austausch gibt in einer verzweifelten Situation ist und dass es ein – wenn auch nur virtuelles – „gemeinsam“ gibt.
Und da ist es, das Stichwort „gemeinsam“.
Ja, da war zuwenig Zeit gewesen, die Trigger die entstanden waren einzuordnen, die Innenwesen, die dadurch aus ihren Verstecken hervor gelockt worden waren zu beruhigen und zu trösten oder auch nur ausreichend anzuhören, bevor wir heute (Sonntag) zum Treffen der Baugruppe gingen.
Dann noch vor dem Weggehen ein Mail, dass unsere Mutter ins Spital musste. Damit hatten wir gerechnet, lag sie doch bereits 14 Tage mit starken Schmerzen daheim, dennoch kam die Benachrichtigung zur Unzeit.
Gerne wären wir nicht zum Treffen der Baugruppe gegangen. Es war einfach alles zuviel. Und dann hatten wir auch noch die Aufgabe übernommen die Ergebnisse eines Arbeitskreises der Gruppe zu präsentieren.
Auch das machte sehr nervös. Nicht unbedingt, weil wir solche Probleme haben vor Menschen zu sprechen …… also WIR haben sogar enorme Schwierigkeiten vor Menschen zu sprechen. Aber wir haben ein Innenwesen, das das gerne macht UND DAMIT HATTEN WIR DAS PROBLEM.
Wie präsentieren und nicht auseinander fallen, bzw. danach unbemerkt wieder zusammen finden? Eigentlich wollten wir es schaffen ohne uns aufzuteilen. Nein, das war unmöglich. Aber weil wir die Gruppe vor der wir sprachen ja doch nun bereits zwei Jahre kennen, war es ein switchen zwischen jener, die präsentiert und jenen, die in der Gruppe kommunizieren, niemals wissend, was an dem Chaos im Kopf verhindert evtl. den Inhalten zu folgen oder fällt unangehem auf? Es war ein Wechsel zwischen schreiben mit der rechten und der linken Hand. Denn jene, die gerne vor Leuten spricht ist eine der wenigen Innenpersonen, die mit der rechten Hand schreibt. Die Alltagspersonen schreiben links.
Nach der Präsentation, bei der ja alle in der Gruppe uns sehr wohlwollend gegenüber standen, ging die Tagesordnung weiter und wir setzen uns wieder. Wir beteiligeten uns an den weiteren Punkten des Treffens, während innerlich großes Chaos war. Ich weiß, dass es Zeitlücken gab, weil wir plötzlich gemerkt hatten, dass wohl weitergesprochen worden war, wo wir ganz offensichtlich ein Blackout hatten. Ich wusste nicht, worum es gegangen war und weiß es bis jetzt nicht. Wird schon nicht so wichtig gewesen sein.
Danach „geselliges Beisammensein“, nein, das galt für uns noch lange nicht. Beides nicht. Weder fühlten wir uns gesellig noch beisammen. Und hätten wir irgendetwas wirklich fühlen können, wären wir vielleicht hinaus gegangen, hätten eine Auszeit genommen, hätten uns geordnet, wie auch immer. Aber wir waren im „Funktionsmodus“, im Modus den Status Quo auszusitzen, durchzustehen. Zu überfordert um zu erkennen, dass wir vollkommen überfordert sind, aber niemand von uns weitere Leistung abverlangt! Ein Rückzug, ein durchatmen, ein zu mir kommen wäre doch möglich gewesen – theoretisch. Auch nach Hause gehen wäre erlaubt gewesen. Wir haben die Chance, die Erlaubnis sein zu dürfen nicht erkannt, weil ohnedies alles bereits viel zu viel gewesen war.
Dann noch Anruf bei der Mutter, deren Lage sich gebessert hatte. So ein Glück, es steht kein Krankenbesuch an, den wir wirklich nicht machen wollen. Vor allem nicht derzeit.
Langsam erst schienen wir zur Ruhe zu kommen, da begann die Gruppe sich bereits aufzulösen. Es gab ein Treffen, wir waren in der Gemeinschaft und nicht dabei. Ich weiß, dass wir gesprochen haben, sind danach noch mit einer sehr guten Freundin ein weites Stück zu Fuß gegangen, was sehr gut tat, um weiter zu uns zu kommen. Und doch war das Gespräch eine Oberfläche, eine Lüge fast. Wir waren zersplittert, fühlten uns einsam und niemand merkte es. Und ∑ich ignorierte es. Denn wir waren damit beschäftigt uns nichts anmerken zu lassen. Und es ist leider offenbar gelungen, weil alle höflich waren, nicht weil es Verbundenheit in Gesprächen gegeben hätte. Welche Niederlage!!!!
Eine Niederlage auch, weil ich in dieser Gruppe so gerne mit offenen Karten spielen würde, vor dieser besonderen Freundin, so gerne offen und ehrlich leben können würde. In der Wohnung angekommen kam der Frust heraus und Tränen flossen, von wem auch immer. Dann wurde gefressen und TV gesehen zur Ablenkung bis in der früh. Das machte es auch nicht besser, schob nur den Schmerz temporär von uns weg. Also schreiben wir nun statt zu schlafen und ringen uns ein gequältes Lächeln ab und einen Trost, dass es einfach zuviel war und dass es das nächste mal wieder besser laufen würde und auch die liebe Freundin sehr erschöpft gewesen war heute und meinte, sie steht neben sich, weil ihre Erkältung nicht und nicht heilen mag.
Und so war heute alles zu viel und vielleicht genau deshalb so herzlos, bei aller Bemühung. Es hätte Trost gebraucht und gesehen werden obwohl wir uns verstecken aus Reflex. Das zu erkennen kann von den anderen nicht erwartet werden, leider. …… Wir werden lernen müssen unsere Bedürfnisse zu vermitteln, wie auch immer. …… Ich habe keine Ahnung. Vieleicht fällt es mir nach dem Schlafen, oder sonst irgendwann später ein? Und vielleicht hätte auch die Freundin mehr von uns gebraucht, was wir nicht geben konnten. Solche Tage gibt es, leider.
Aber wir haben geschafft vor der Gruppe zu präsentieren und wissen nun, dass wir danach irgendwie mehr auf uns achten müssen. Das ist zumindest EINE Erkenntnis, des heutigen Tages (noch immer Sonntag bzw. Nacht auf Montag). Wenn lernen und heilen nur nicht immer so anstrengend wäre!!! ……
…… Und wenn die Tränen seither (heute ist Dienstag) nur stoppen wollten und das Gefühl uns nicht zu spüren und alles zu verlieren. Freundschaft(en), Zuneigung, Anerkennung in der Gruppe und anderswo. Willkommen Depression, wir hätten dich nicht gebraucht, ehrlich nicht!!!
Auch wenn ich nicht alles verstehe, von dem, was Ihr schreibt, für mich schwingt Hoffnung in Euren Worten mit – Hoffnung auf gesehen werden und Hoffnung auf Heilung. Und wo Hoffnung ist, ist für mich immer auch Glaube, Glaube an die Erfüllung der Hoffnung. Und Glaube erschafft Wege, auch dort, wo vorher keine waren. Das ist zumindest meine Erfahrung und mein Glaube. Und genau das wünsche ich Euch: Wege, die für Euch richtig sind und Euch zu der Heilung bringen, die für Euch gut und richtig ist.
🙏💚🍀
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Danke, lieber Ankordanz für deine schönen, tröstlichen Worte. ….. Ich weiß zwar nicht, was genau Heilung ist für uns. Jene „Heilung, die für uns gut und richtig ist.“ Wunderschön formuliert. …. Ich lass das mal wirken. 🙂 💜
Herzliche Grüße
„Benita“
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Liebe Benita,
oh dankeschön für die wunderbare Einschätzung und Zusammenfassung für den ersten Teil Deines Blogs. JA SO WAR ES! Nun ja, wohl für alle Beteiligten auch anstrengend.
Ja, manchmal kommt wirklich sehr viel zusammen und man weiß nicht mehr wie man das alles schaffen soll. Der Funktionsteil(e) übernimmt dann, das kennen wir auch sehr gut und danach sind wir völlig platt und unten raus gefallen aus dem Toleranzfenster – für eine Weile….. aber Du/Ihr seid stark – sonst hättet Ihr ja nicht überlebt…. egal was iss, wie schwer es wird, ihr seid stärker, das habt Ihr bewiesen – xMale. Das macht Euch aus. Und dieses über die eigenen Grenzen gehen ist solange so, bis wir soviel gelernt haben, dass es uns gelingt diese Grenzen früher mutig zu setzen, zu unserem Wohl.
Wir wünschen Euch gute Erholung Ihr Lieben!!!
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Oh ja, liebe Melinas, das freut uns, dass unsere Zusammenfassung stimmig für euch ist. Danke für eure Worte, so wie ihr es schreibt ist es. ….. Jedes über die Grenzen gehen ist wieder eine Chance zu lernen die eigenen/gemeinsamen Grenzen zu wahren.
Erholung können wir wirklich gut gebrauchen, danke ❤
Alles Liebe zu euch. ✨🌸💫
"Benita"
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Das war wohl sehr schwierig und fordernd, trotzdem hast du die Situation aber doch gemeistert, wenn es auch einiges gekostet hat. Viel Erfolg bei der morgigen Therapie ❤
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…… Danke 💖 ….. Ach da greift so Vieles in einander. ….. Passt nicht alles in einen Text. …… Ich weiß, dass du mir lieb Mut zusprechen magst, aber gemeistert sehe ich anders. Ich hab einfach alle alten Muster gelebt und das war nicht schön. Gar nicht schön!! …… und offene Punkte gibt’s emotional auch noch …… Morgen wird helfen. Bestimmt!! 🙂
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Puh das klingt wirklich extremst anstrengend.
Ganz viele liebe Grüße schicke und eine Hand reiche gegen das allein fühlen.
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Danke 💖💕
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Liebe Lunis,
Wir wollen noch schreiben, dass wir uns von dir sehr gesehen fühlten, danke dafür. Das tut gut. ❤
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Es gibt immer Zeiten , da hat man das Gefühl , alles kommt auf einmal . Und der Ausweg daraus , ist nicht zu finden . Trotzallem steht man wieder auf , kommt heraus aus diesem seelengeflecht . Es gibt die Chance uns selbst zu erkennen , wieso nimmt mich uns das so mit , wieso reagiere ich darauf. Und irgendwann , es braucht Zeit , fragt man sich , ich möchte doch dieses Tiefs nicht , was kann ich tun , damit ich zufrieden bin mit mir .
Ein schweres Thema , ich wünsche dir viel Kraft .
Liebe Grüße Mona
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Danke, liebe Mona für deinen lieben Wunsch. Ich hab schon manches reflektiert und könnte gleich weiterschreiben. Da ist eben wirklich viel zusammen gekommen etc. …. Vielleicht kommt in den nächsten Tagen noch eine Fortsetzung welche Erkenntnisse uns kamen, wer weiß.
Liebe Grüße auch dir 🙂
„Benita“
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Schreiben kann sehr befreiend wirken und helfen . Alles das was wir sagen oder schreiben können , stockt nicht mehr in uns .
Liebe Grüße Mona
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…… Das sehen wir auch so. Die Therapie morgen kann auch helfen.
Herzlich
„Benita“
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Viel Glück 🍀 und Erfolg wünsche ich dir .
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Danke dir 🧡
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