Leben mit DIS #35: Soziales Miteinander in der Kindheit? ….. Fehlanzeige!

Hannah Arendt – dt. amerik. Philosophin und politische Denkerin

Unsere Therapeutin tätigte letzte Therapiestunde eine Aussage, die uns ins Mark traf, weil sie so wahr ist!

Wir sprachen darüber, weshalb uns „Freund*innen“ das „ihr“ (Mehrzahl) in der Ansprache verweigern, was aktuell oft geschieht und weshalb dadurch, dass wir uns nicht mehr verbiegen mögen, langjährige „Freundschaften“ nun demaskiert werden und weil wir Trigger erkennen aber in der Beziehung nicht klären können, nicht wissen ob bzw. wie diese Freundschaften weitergeführt werden können.

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Im Spiegel #3a: ad „Der böse Blick“

Wir sind erwacht wie erschlagen. Kopfschmerzen quälen uns. Die Angst ist omnipräsent. Wovor jetzt genau?

Plötzlich ein Flashback: Der Erzeuger hält uns mit einer Hand am Oberarm fest. Wir sind vielleicht zwischen zweieinhalb und vier Jahren alt und brüllt uns an: „Schau mir in die Augen wenn ich mit dir spreche!“ Die andere Hand dreht unseren Kopf gegen unseren Widerstand in seine Richtung. Haben wir deshalb heute 2020 so extreme Nackenschmerzen? Als Bestandteil des Flashbacks? Wo ist die Mutter? Wieder einmal weggegangen um nicht zusehen zu müssen, wenn er mir Gewalt antut? Eingegriffen hätte sie ohnedies nicht. Wäre ja auch ihr nicht gut bekommen. 1970 hatte der Mann als Familienoberhaupt noch die Gewalt über die Familie. Sie fehlt uns als Hilfe. Durch ihre Abwesenheit bzw. ihr nicht eingreifen stimmt sie ihm zu.

Wir kommen nicht aus. Er zwingt uns ihn anzusehen. In seine Augen. Diese Augen, die wir so fürchten. In diesem Alter. Später werden wir sie hassen und jeden Blickkontakt mit ihm abspalten. Sonst wäre es nicht zu ertragen gewesen. ….. Er ist tot. Diese Augen wurden verbrannt. Sie sehen niemanden mehr an!

So ein Glück!

Im Spiegel ….

….. Beim Zähneputzen einen Blick in den Spiegel zu wagen, riet uns die Therapeutin einmal um zu erkennen, dass die Gewalt im Zusammenhang damit der Vergangenheit angehört.

Der Zwang, die Grobheit als Kleinkind Zähne zu putzen, wie es uns gelehrt wurde, wie uns der Vater die Zähne putzte, rücksichtslos und aggressiv, macht die tägliche Körperhygiene zur Überwindung und nötigt uns diese Tätigkeit abzuspalten.

Heute wagten wir kurz den Blick in den Spiegel. Blieben danach beim Spiegelbild. Wollten erkunden, ob wir nicht vielleicht doch „nur“ ein ICH in den Augen erkennen.

Zunächst der Blick ins Gesicht. Da ist und bleibt bloß ein Körper, das muss ein ICH sein, oder doch nicht? „Wir reden uns nur das WIR ein!”, blitzte als Gedanke durch den Kopf.

Dann der Blick in die Augen. Zwei Minuten maximal mögen es gewesen sein. Zwei Minuten, die UNS klar machten, dass es kein ICH geben kann für uns. Der Schmerz ist viel zu groß für eine Person. Untragbar. Er muss(te) aufgeteilt werden. Tränen können erst kommen als wir den Spiegel verlassen und uns aus den Augen lassen.

Mit Blick in unsere Augen ist da zuviel Entsetzen und Schmerz. Eine Grimasse der verletzten Seele.

Beziehungen ohne Gewalt: Ein schwieriger Lernprozess

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Ich muss ordnen, was in meinem Inneren tobt. *switch*, das Gefühl spaltet sich ab, sobald ich es ausdrücken versuche. Das Innenwesen versteckt sich? Betrifft es nicht uns alle? Wurde jemand getriggert?

Seit mehreren Tagen folgt ein Trigger auf den anderen. Vielleicht hätten wir mehrere Beiträge von anderen nicht lesen dürfen. Es ging auf mehreren unterschiedlichen Blogs um Beziehungen, Familie und die Frage ob Menschen die komplex traumatisiert sind Kinder haben sollten. Es waren schwierige Gedanken oder glückliche Darstellungen harmonischer Situationen. Beides triggerte gleichermaßen.

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Wenn die Gefühle zurückkommen

Wenn Gefühle zurückkommen wird das Leben leichter und schwieriger zugleich.

Früher war es praktisch, einfach ein Gefühl abspalten und den Alltag fast wie ein Roboter weiter zu erledigen.

Wenn Gefühle zurückkommen, erkenne ich das Ausmaß des Erlittenen ebenso, wie ganz langsam die Kraft, die in mir wohnt.

Früher war das Leben wie ein Film, der vor unseren Augen ablief. Nahezu täglich verwundert darüber was das ganze soll, was der Tag mir liefert. Es hatte gefühlt nichts mit mir zu tun und doch war dieses Leben alles, was ich damals hatte.

Wenn Gefühle zurückkommen lässt sich die Perfektion nicht mehr aufrecht erhalten. Es gelingt nicht mehr Tränen zu stoppen, weil das Geschirr gespült werden muss. Mitunter gelingt es nicht einmal mehr die Post zu öffnen. Vor weniger als 10 Jahren hätte ich Personen verachtet, die sich so wenig in Griff haben.

Früher war ich einsam, weil ich andere Menschen nur im Kopf fühlen konnte. Wie fühle ich im Kopf? Ich bekam von irgendeinem Innenwesen Informationen darüber, wie sich jemand anfühlt. Ich spürte das Gegenüber nicht. Alle Menschen – Männer viel mehr als Frauen – erschreckten uns enorm. In schlechten Phasen ist unsere Angst vor Männern auch heute noch enorm. In guten Phasen ertrage ich sie und es gibt sogar Männer mit denen ich quasi befreundet bin und lerne zu widersprechen. Ein enormes Wagnis, das meist nur am Telefon gelingt. Da bin ich in Sicherheit vor potentieller körperlicher Gewalt, die ich demjenigen, den ich vor allem meine niemals zutraue.

Wenn Gefühle zurückkommen wird das Leben schwieriger, weil es noch unplanbarer erscheint aber einfacher, weil die Distanz zu den Mitmenschen sich verringert. Leute, die nicht automatisch im Alltag dissoziiert sind, können uns besser wahrnehmen und wir sie und öfters sogar intuitiv reagieren UND bei uns bleiben. Kommunikation wird so erst wirklich möglich – im Moment.

Wenn Gefühle zurückkommen glaube ich zu ahnen, wie ein Leben ohne DIS sein könnte, wie Personen ohne DIS die Umwelt wahrnehmen könnten. Eine interessante Lernerfahrung.

Wir / Ich lerne weiter.

 

Leben mit DIS #6: Erinnerungsfetzen

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Fetzen zu Fremdtätern begleiten seit Jahren die therapeutische Kommunikation.

In der Adventszeit tauchen sie vermehrt aus dem Dunkel der inneren Verließe.

Österreich und seine Keller. Hatte ich auch Keller-Erfahrungen? So eine Erinnerung der letzten Tage. Es macht Angst darüber zu berichten!

Darf man sein Kind verkaufen um sich ein wenig Luxus zu ermöglichen? Habe ich für die Boote bezahlt, die es in meiner frühen Kindheit gab? Kinderprostitution, was für ein Wort? Und wieder etwas, wofür ich keine Beweise habe. Wie auch? War unter fünf Jahren, als es begann, unter vier, vielleicht sogar unter drei Jahren. Es gibt Erinnerungen dazu. Erinnerungsfetzen. Bruchstücke bloß. Durfte ich deshalb nicht in den Kindergarten gehen? Damit niemand etwas merken kann? Damit ich nichts erzählen kann? Hätte wohl eh niemand geglaubt, oder? Die Befürchtung scheint es dennoch gegeben zu haben.

In der Adventszeit tauchen sie aus den Untiefen auf. Früher schob sich ein Parallelsystem über jene Alltagspersonen, welche das restliche Jahr gute Dienste verrichten. Weggetreten, schleichend verdrängt. Es begann stets um Allerheiligen oder wenige Tage davor, wo ich begann mich zu verlieren. Es steigerte sich bis Weihnachten, wo mir das eigene Verschwinden nicht mehr bewusst war. Nur die Unruhe, der Nebel um mich herum und das Gefühl in Watte gepackt zu sein. Fremd selbst in der mir sonst bewussten Fremdheit ∑meines Lebens. Nach den Weihnachtsfeiertagen wurde es leichter und verlässlich mit Ende der Weihnachtsferien machte es „plopp“ und das Parallelsystem zerplatzte wie eine Seifenblase. Als wäre es nicht gewesen, wachte ich aus dem Schleier um mich herum auf, plötzlich vom goldenen Herbst ins Neujahr katapultiert. Allein wenige schleimige Seifenspuren blieben im Bewusstsein. Eine vage Erkenntnis als Gruß bis nächsten Herbst.  Leben mit DIS #6: Erinnerungsfetzen weiterlesen

Leben mit DIS #1

Anmerkung: Ich/Wir freuen uns über Kommentare und haben die Kommentarfunktion vereinfacht. Es ist jetzt ganz leicht vom eigenen Blog aus oder über ein Facebook oder Twitter Account zu kommentieren. Allerdings, auch das ist uns wichtig: Wir veröffentlichen nur respektvolle Kommentare. Die aber gerne, auch wenn sie kritisch sind. Freue mich von euch zu lesen. 🙂


Ich habe den Blog online gestellt und gedacht, dass bereits ganz viele Innenwesen integriert sind. Auf alle Fälle sind sie bereits mehrere Jahre im Alltag nicht aufgetaucht.

Ich habe mich sicher gefühlt. Und dann die ersten Texte online. Das interne Chaos brach los. Nachdem ich selten Zeitlücken habe – glücklicherweise – fühlt es sich an, als würden mehrere durch meine Augen durchsehen. Das ist enorm anstrengend im Kopf. Die Augen verengen sich und ich meine, dass ich schiele, aber nicht wirklich. Es fühlt sich an, als ob die Innenwesen aus den Augenwinkeln heraus sehen. Manchmal wirklich eine lange Zeit. Und das Gehirn wird bleiern und dabei wie Watte. (Bleierne Watte, eigenartiges Bild. Es trifft es dennoch.) Ich merkte, dass „mehrere“ auf der Straße gehen, wenn ich unterwegs bin. Was einerseits angenehm ist, weil es sich „ganzer“ anfühlt, anderseits ist es irritierend, da Menschen offenbar merken, dass etwas nicht stimmt? Vielleicht auch Einbildung. Eine kurze Zeitlücke hatte ich auch zu verzeichnen. Plötzlich im Yoga eine Übung gemacht – offenbar – und keine Ahnung davon. (Das war bevor ich beschloss alleine daheim zu üben.) Die anderen in der Gruppe waren erstaunt, als ich die Übung die wir immer machen einforderte. Dabei hatte sie mein Körper gerade eben mitgemacht. Ja, so ist das mit DIS bei mir.

Das Selbstbild, dass ich in den letzten Jahren gewonnen hatte, mit einem mal in Stücke gerissen. Sie sind noch da. Hallo. Die Innenwesen haben ein lautes Erkennungszeichen von sich gegeben und Texte veröffentlicht, die ich so nicht in den virtuellen Raum gelassen hätte. Ich nicht! Ein Innendialog, oder bloß ein Versehen? Haben Innenleute das Ruder übernommen und den Text publiziert, oder doch ich in einem emotionalen Ausnahmezustand? Es ist so einfach, Handlungen, die ich setze aber nicht wirklich dahinter stehe, als Aktion von Innenwesen abzutun. Ist es so, oder spreche ich damit den Innenleuten ihre Existenz ab? Das ist der Grat zwischen normaler oder doch „verrückt“? Ich mag kein exklusives Dasein, im Kuriositätenkabinett. Aber so werden Multiple Persönlichkeiten = Menschen mit dissoziativer Identität (DIS) gesellschaftlich behandelt.  DIS ist eine normale Reaktion auf massive gewalttätige Übergriffe, die zumeist vor dem 3. Lebensjahr beginnen. Also vor einer Zeit, in der Kinder eine eigene Identität entwickeln. Damit zu leben ist irritierend.

„Nicht alle Kinder, die massiver Gewalt ausgesetzt sind, entwickeln eine DIS, aber alle Erwachsenen mit DIS erlebten massive Gewalt ab dem frühen Kindesalter.“

Dieser Satz ist nicht von mir, aber ich erinnere mich nicht mehr, wo ich ihn gelesen habe. (Nehme Hinweise dankend entgegen.) Allerdings findet er sich auch in einem Befundbericht, den ich einmal vom allgemeinen Krankenhaus in Wien ausgestellt bekam, allerdings mit komplizierterem Wortlaut.

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