Luise Kakadu benennt in diesem Beitrag in ihrer direkten Art das Problem schonungslos. Und weil es so sehr das Wesen des Hilfssystems trifft, wie sie es beschreibt, teile ich es gerne auf meinem Blog.
Weil es eben nicht immer nur möglich ist sich auf das System auszureden und weil es nicht sein kann dass die Opfer alles verstehen und verzeihen müssen. Und es kann auch nicht sein, dass die Opfer eine Verbesserung des Systems erkämpfen müssen!!!
Ich habe immer sehr viel Verständnis, weil es eben nicht anders geht, überhaupt Hilfe zu erhalten, aber es retraumatisiert oft. Auch wenn es sehr wichtig ist die Selbstverantwortung der Opfer einzufordern und zu fördern, aber das passiert oft nicht bzw. nicht so, dass es hilfreich wäre.
Selbstverständlich ist es ein Problem, dass sich Menschen vielleicht einen Hilfsjob viel romantischer vorstellen als er ist. Tatsache ist auch, dass über Trauma und Hilfe für Traumaopfer einfach viel zu wenig bekannt ist. Dass z.B. PTBS erst in den 1980ern erstmals als Diagnose auftaucht. Andere Bezeichnungen gab es davor wohl, aber alle Forschungen bezogen sich auf Kriegsheimkehrer. Vergewaltigung und Gewalt gegen Kinder in der Familie waren davor zwar auch erkannt, aber nicht anerkannt. Weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte. (Sigmund Freud erkannte das Ausmaß von Gewalt an Frauen, war jedoch so erschüttert, dass er seine Studie umschrieb. Frauen wurden fortan hysterisch genannt.) Es bedeutet, dass die Traumaforschung noch immer fast in den Kinderschuhen steckt.
Die Opfer können dafür aber nichts und ein ehrlicher Umgang mit ihnen auch über das fehlende Wissen bzw. die Angst der Helfer ist eine Frage des Repekts gegenüber der Hilfe suchenden Person.
Bevor ich in Berufsunfähigkeitspension ging, arbeitete ich zehn Jahre mit wöchentlich einer Packung Schmerztabletten, weil der psychische Stress so stark war, dass es ohne tägliche massive Kopfschmerzen nicht ging berufstätig zu sein. Einmal rechtfertigte ich mich wegen eines Fehlers mit: „Das habe ich aber nicht gewusst!“ Mein damaliger Chef antwortete mir darauf: „Information ist eine Holschuld!“
In keinem Beruf in der Privatwirtschaft ist es möglich zu sagen, dass ich etwas nicht wisse und darum die Arbeit schlecht mache oder die Kunden Verständnis dafür haben müssten. Aber Opfer haben eben keine Lobby und sie sind psychisch schwach, besonders wenn sie auf Hilfe dringend angewiesen sind. Und meist haben sie auch keine Angehörigen die in diesem Fall helfend für sie ihre Angelegenheit durchkämpfen. Ich erinnere Gewalt als Kind in der Familie bedeutet, dass die eigenen Eltern Täter sind statt Unterstützung und das zieht sich auch in andere Beziehungen der Opfer.
So jetzt endlich der Text von Luise Kakadu. Herzlichen Dank, liebe Luise für deine klaren Worte, die mich immer wieder unangenehm aufrütteln. Da liegt soviel Kraft in dir. 🙂 ❤
Da ich nur den gesamten Text rebloggen konnte, möchte ich daruf hinweisen, dass der Teil mit der Auseinandersetzung mit Helfenden und dem Hilfssystem erst weiter unten beginnt.
Ab diesem Satz: „Gestern, der Austausch in den Kommentaren mit Isa (weiter unten), gab mir einiges zum Nachdenken.“