Leben mit DIS #44: Auszug aus einer Wohnung der Verzweiflung

Wir räumen auf und packen ein, und finden Unmengen an Botschaften über unser Leben in diesen 20 Jahren in dieser Wohnung. Botschaften der Reflexion und Botschaften der Verzweiflung.

Wir finden auch Archive von Zeitschriften, die in 49 m² niemals Platz hatten und die Wohnung damit auch zum Teil zu müllten.

Sie erinnern an die Zeit, als wir entdeckten, dass wir unser Leben zum Großteil vergessen hatten und zeugen von der Angst davor, dass es in Zukunft auch so sein wird. Wir wollten von diesem Zeitpunkt an einfach alles aufheben, um uns zu erinnern. Als Anker für das allzu flüchtige, weil schwer traumatisierte Gedächtnis.

Sie erinnern aber auch an eine Zeit, wo eine Zeitschrift zu kaufen einfach ein Luxusgut für uns war. Und Luxusgüter wirft man nicht weg. Würden Leute mit viel Geld ihren Schmuck wegwerfen? Es ist für uns vergleichbar damit.

Das leben in Armut oder die permanente Bedrohung dadurch sind allgegenwärtig in dieser Wohnung. Auch Kleidung, die oft schon verschlissen ist, wird aufgehoben und daheim noch getragen. Uns sieht eh niemand. Es kommt auch niemand auf Besuch und das war in den letzten Jahren auch gut so. Es war unmöglich jemanden in diese Wohnung zu lassen.

Das wird sich ändern und hat sich zum Teil schon geändert.

Doch hier beim Packen fließen Tränen. Tränen über die fehlende Hilfe in all den Jahren, das Chaos nicht erst jetzt zu bereinigen, wo wir ausziehen und überfordert sind. Tränen, dass es so war. Tränen, dass wir in diesen Umständen gelebt haben.

Ja, der Anschein den wir nach außen geben passt nicht zu dieser Wohnung. Niemand glaubt uns, dass die Wohnung so aussieht. Niemand hat uns all die Jahre geglaubt, dass es uns längst entglitten war Ordnung zu schaffen.

Wir sind aus dieser Wohnung geflüchtet und draußen war es eine bessere Welt. Ein Zeichen für unser Leben bislang.

Die Flucht vor jenem Ort, der Ruhe und Entspannung bringen soll. Der Ort der Sicherheit und Geborgenheit ausstrahlen sollte. Wir sind sicher bereits 45 Jahre vor dem geflüchtet, was andere „Zuhause“ nennen und damit ein Wohlgefühl verbinden. Die ersten zehn Jahren konnten wir noch nicht fliehen.

Auch diese Wohnung, aus der wir nun wegziehen, war bloß eine Wohnung die uns permanent triggerte, wie wir nun wissen. Es war die Umgebung, die an die Kindheit erinnerte, der wir uns 20 Jahre erfolgreich stellten. Es hat uns verändert hier zu leben. Wir ziehen als andere Frau aus, als jene die hier einzog. Es scheint als wäre es ein anderes Leben.

In der neuen Wohnung fühlen wir uns wohl, hätten am Liebsten alles hinter uns gelassen und neu begonnen. Aber unser Leben kommt mit. Es kommt auch mit in Form von Zetteln der Erinnerung, Notizen der Verzweiflung und Angst, Reflexionen über den eigenen Platz bzw. das eigene Leben in dieser Gesellschaft. Daran wollen wir noch wachsen und diese Botschaften nicht einfach entsorgen.

Dennoch werfen wir auch viel weg. Die Archive werden großteils weggeworfen. Es muss sein und ist gut so. Ob das Nachwirkungen hat, werden wir sehen, aber wir denken eher nicht.

Wir hoffen fertig zu werden bis zum großen Tag der Übersiedlung. Es sind nur noch 6 Tage.

Wir packen weiter …..

Eine einfache Gleichung

15 Minuten Yoga = Spannungskopfschmerzen lösen sich

30 Minuten Yoga = auch das Herzrasen lässt nach

1 Stunde Yoga = Dankbarkeit für die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen — ohne Psychopharmaka

Kommentar zu „Sind wir okay?“

Der liebe Ankordanz hat uns auf unseren letzten Beitrag einen Kommentar geschrieben, der uns so wahrhaftig und wertvoll ist und dabei allgemein gültig, sodass wir ihn hier extra veröffentlichen mögen, damit er allen helfen kann, die aus unterschiedlichsten Gründen an ihrer Existenz oder ihrem Wesen zweifeln.

Danke dir dafür, schön dass es dich gibt, lieber Ankordanz. 🙏🤗💜🍀🎶🕊️🍀🏵️🌸


„Ich denke:

Ihr seid okay!

Ich könnte jetzt einige, vielleicht viele Begründungen anführen, warum ich so denke. Aber das wären alles nur rationale Begründungen, einige vielleicht auch nur Rechtfertigungen. Aber ich möchte mich nicht rechtfertigen. Ich möchte es einfach nur so sagen.

Das Bewerten möchte ich jenen überlassen, die glauben, ein Urteil über einen anderen Menschen abgeben zu können und zu müssen. Ich für mich kann nicht sagen, ob ein Mensch gut ist oder nicht, ob es eine Existenzberechtigung gibt oder nicht. Ihr seid da. Das ist für mich Existenzberechtigung genug – genau so, wie Ihr seid.

Und ich bin dabei absolut egoistisch:

Hättet Ihr kein Recht Euch am Leben zu beteiligen, Euch einzubringen und Eure Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, welches Recht hätte ich dann? Oder irgendjemand anderer? Wie perfekt müsste man sein? Wer ist überhaupt perfekt? Wer dürfte überhaupt sagen, was er/sie braucht, wenn nicht jeder? Und so auch Ihr?!

Noch ist Freiheit und Würde bei uns ein sehr hohes Gut. Und diese Freiheit und Würde gestehe ich auch Euch zu. Und wer das nicht tut – und sei es nur verbal – der spricht sich diese Freiheit und Würde am Ende selbst ab. Weil: Niemand ist perfekt. Und alle sind da, und dürfen es sein – so wie auch Ihr!
👍🍀💚“

https://wp.me/p72Ag7-3kv%23comment-4850

Leben mit DIS #42: Ausmisten und Existenzgefährdung

Jetzt wird es ernst und der Umzug steht nahezu bevor. In einem Monat erhalten wir die Schlüssel des neuen Zuhause. In diesem Zusammenhang die Bleibe von unnötigem Ballast der zwei Jahrzehnte in der aktuellen Wohnung zu befreien ist notwendig und auch wohltuend. Dennoch tut sich hier eine nicht zu unterschätzende Hürde auf.

Die Realität, sich selbst immer wieder zu verlieren bringt es mit sich, sich selbst zu misstrauen. So scheint es besonders wichtig Gegenstände aufzuheben, die vielleicht über Erinnerungsstücke bei anderen Menschen hinaus gehen? Wobei auch diese These im Grunde nicht überprüft ist. Welche und wie viele Erinnerungsstücke benötigen Uno’s um ihre Vergangenheit rekapitulieren zu können?

Über Hinweise dazu in den Kommentaren freuen wir uns.


Die Frequenz unserer Beiträge wird wohl gut bis Ende Oktober recht unregelmäßig bleiben. Wir bitten euch weiterhin um Verständnis und danke für eure Geduld. 🌼🍀🌸💖🍀😊

Auch das noch: Ein Nachruf auf Willi Resitarits

Der große österreichische Musiker, Menschenrechtsaktivist und Humanist

Willi Resitarits (1948 – 2022)

ist nicht mehr.

Allanich fia di

Er ist Medienberichten zufolge heute tödlich verunglückt.

Es ist eine Todesnachricht, die uns persönlich trifft und sehr traurig macht. Seine Musik hat uns seit unserer Kindheit begleitet.

Ein wesentlicher Kontakt mit ihm, im Rahmen einer Veranstaltung, war 1993 bei dem von ihm mit initiierten „Lichtermeer gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz“. Das war eine beeindruckende Demonstration gegen das sog. Ausländervolksbegehren der damaligen FPÖ unter Jörg Haider und einer aufkommenden Stimmung gegen Ausländer:innen in der Gesellschaft mit ca. 300.000 Teilnehmer:innen in der Wiener Innenstadt. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Lichtermeer

Darüberhinaus waren wir nur auf zwei weiteren seiner Konzerte. Einmal als er mit seinem Alter Ego Dr. Kurt Ostbahn auftrat ca. 1990 und dann viel später bei einem Auftritt mit seiner Band „Stubnblues“ auf einem Open Air im Wiener Prater.

Berührt hat uns sein unermüdlicher Einsatz gegen Rassismus, Xenophobie und für eine Demokratische Kultur, die immer auf die Schwächsten in der Gesellschaft schaut, tief in unserem Inneren. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Willi_Resetarits

Ganz persönlich begegneten wir ihm in den 1990ern schon deshalb immer wieder, weil wir damals ums Eck wohnten und auch dieselben Lokale besuchten. Auch wenn wir ihn nie angesprochen haben, war er gefühlt immer um uns.

Im Jahr 2000 moderierte Willi Resetarits im Radiosender Ö1 die monatliche Sendung Ein Pferd kehrt heim, die später umbenannt wurde.

Im Rahmen dieser Sendung rief er einmal dazu auf ihm Beiträge über die Liebe zu senden, worauf wir damals auf eine Musikkassette 1 Minute lang das Wort „Liebe“ in unterschiedlicher Intonation aufnahmen und an die Sendung schickten. Das war bislang unser größter „moment of fame“ in unserem Leben, als er unsere Aufnahme mit Namensnennung in der Sendung abspielte. Wir waren so dankbar und stolz.

Es ist gar nicht leicht ein Lied aus seinem großen Œuvre zu wählen, darum wurden es zwei.

Waun de Musik vuabei is

Ruhe in Frieden lieber Willi Resitarits, du bleibst in unserer Erinnerung 🌈🙏 🕊️🍀😢🎶🍀👏 das ist unser Abschiedsapplaus.

Bitte an das Leben

Mögen wir so leben können, als würden wir mindenstens 500 Jahre alt,

voller Neugier, Wünschen und Plänen

und zugleich

mögen wir so leben können, als wäre es täglich unser letzter Tag und es wäre gut,

zufrieden mit dem was wir momentan erreicht haben.

© Benita Wiese

Zuerst kam der Gedanke, dass wir nicht wissen, ob wir dieses Jahr überleben werden. Wie sollten wir auch? Dann kamen obige Zeilen.

Leider können wir aktuell nicht mehr schreiben, weil viel zu viel für die neue Wohnung zu erledigen ist.

Danke euch / Ihnen, wenn ihr / Sie unserem Blog dennoch treu bleibt. Wir versuchen zwischendurch etwas zu veröffentlichen. Es ist nur leider aktuell sehr unregelmäßig.

Einen wunderschönen Sonntag Abend und herzliche Grüße 😊💖💚🍀🕊🍀🕊🌼🌸🌻

Geschützt: Was tun?

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Über Hass und Lebendigkeit

Das Webinar zum Schlafen hat uns dazu bewegt uns einem Schlafprogramm auf neurowissenschaftlicher Basis zu unterziehen das wir dort kennengelernt haben. Wir wollen noch nicht mehr dazu erzählen, weil wir uns erst im Teststadium befinden. Wir wollen hier auch keine Werbung machen und halten uns neutral. Wenn wir davon überzeugt sind, können wir auch auf Mail-Anfrage Infos dazu weitergeben. Noch ist es zu früh dafür.

30 Tage dürfen wir das Programm testen und bei Missfallen retournieren und bekommen alle Kosten ersetzt. Soweit so gut. Es war ein Anreiz uns drüber zu wagen, obwohl komplexe Traumatisierung von den Anbietern durchaus als schwierige Indikation gewertet wurde und wir mehrmals zur Vorsicht gemahnt wurden auch um Retraumatisierungen und Flashbacks zu vermeiden. Auch wurde uns dringend empfohlen das Training von einer Therapeutin / einem Therapeuten begleiten zu lassen.

Nun es ist freilich selbstverständlich, dass die Erfahrungen, die wir damit machen auch in der Therapie besprochen werden. Auch unsere durchaus fortgeschrittene Heilungssituation, ermutigte uns es bei allen Schwierigkeiten zu erproben. Und wir kennen unsere Grenzen nach über zehn Jahren Yoga und Meditation bereits sehr gut. Zudem ist es gerade die Vorsicht der Anbieter die sehr seriös auf uns wirkt. Es werden keine Heilsversprechen abgegeben und dennoch viel Mut gemacht auf Grundlage von validierten Daten einer Studie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.

Wir arbeiten nun seit nur drei Tagen mit diesem Schlaftraining und es hat uns mit einigem konfrontiert. Zunächst wurde uns klar, dass wir auch deswegen nicht schlafen, weil wir tatsächlich täglich darauf warten, dass wir „endlich“ vergewaltigt werden, damit wir dann in Ruhe einschlafen können und nicht mitten im Schlaf unsanft geweckt werden. Eine wichtige Erkenntnis, denn wir wurden seit Jahrzehnten nicht mehr vergewaltigt. Das Gehirn hatte es aber unbewusst noch immer so abgespeichert. Als nächstes klärte sich unser Verhältnis zum Hass auf unsere Eltern, für den wir uns immer enorm geschämt haben und uns dafür innerlich gegeißelt haben.

Es kamen folgende Gedanken: „Wir dürfen die Eltern hassen, aber sie sind es nicht wert!“ Was ohne Kenntnis über unsere Erfahrungen extrem klingt, ist doch sehr logisch bei allem, was wir erlebten bzw. erlitten.

Wir erkannten, wie sich der, noch dazu verdrängte, tiefe Hass den wir fühlen nur gegen uns richtet. Der Hass hält uns in der negativen Verbindung zu unseren Eltern. Ihn loslassen bedeutet unsere Eltern loslassen und unser Leben frei zu leben. Intellektuell wissen wir das bereits lange, aber das änderte noch nichts daran. Bewusst bekamen wir keinen Zugang zu dieser Emotion. Letzendlich bringt und das Loslassen von diesem tiefen Hass ein großes Stück weiter zu unserer Lebendigkeit. Möge es gelingen. Bei all dieser Anstrengung sind wir so aktiv wie schon sehr lange nicht.

Das Schlaftraining hat bislang einen logischen aber auch widersprüchlichen Effekt. Einerseits stresst es uns, da es auf einer unbewussten Ebene ganz tiefe Überlebensmuster von uns angreift und beginnt diese aufzulösen. Negative Gedanken, die wir so gewohnt sind, dass sie zu uns gehören werden uns vor Augen geführt und es ist sehr anstrengend sie loszulassen. Es findet also ein innerer Kampf statt, Vergangenheit gegen Zukunft, Leiden gegen Lebendigkeit und Freiheit. Anderseits aber führt uns genau dieses Erkennen und Loslassen zu einer inneren Ruhe die uns neu ist.

Wir fühlen uns aktuell also gestresst und ruhig zugleich.

Neurowissenschaftliche Erkenntnisse zu DIS haben uns immer auch deshalb fasziniert, weil uns bei unserem Psychiatrieaufenthalt anno 1992 ein auffälliges EEG attestiert wurde, mit dem die Ärz*innen damals nichts anfangen konnten. DIS wurde nicht diagnostiziert. (*)

Wer weiß, wohin uns all dies führen wird? Wir bleiben neugierig!


(*) https://www.psymag.de/11355/neurowissenschaftliche-befunde-gespaltene-ich-dissoziative-stoerungen/

Webinar zum Thema Schlaf ….

In den letzten Tagen haben wir ein Webinar mit vielen Tipps zum besseren Schlaf oder auch zur Heilung von Schlafproblemen gehört. Und übrig bleibt der innere extremste Druck, dass Innenwesen sagen, wozu sollten wir leben?

Diesen Gedanken haben wir uns seit unserer Krebserkrankung vor mittlerweile 15 Jahren nicht mehr erlaubt. Bloß er war offensichtlich dennoch nicht weg, sondern nur unterdrückt.

Es gibt Menschen, die uns schätzen und akzeptieren, was wir wahrnehmen, aber wir können uns nicht als lebenswert annehmen. Die brutale innere Wahrheit aus unsäglich grausamen Zeiten, wir wären „lebensunwertes Leben“ ist noch immer in uns, obwohl wir nicht wissen, wer es wann zu uns gesagt hat (unser Erzeuger?), sondern nur, dass es ein Glaubenssatz ist, den wir fälschlicherweise in uns tragen. Und er ist hartnäckig. Aber warum? Es ist als hätten wir keine Chance dagegen anzukommen.

Es ist nicht einmal traurig, es ist eine Katastrophe.

Nach einigen Seiten lesen in der Einleitung unseres Erfolgs Journals, wollen wir anmerken, dass es vielleicht eigenartig klingen mag, aber die Erkenntnis, dass wir dieses Thema nach der Krebserkrankung nur weg geschoben hatten, es aber noch ganz tief in uns tragen, ist ein guter Schritt. Nun können wir uns erneut und vielleicht endgültig (?) damit auseinandersetzen, diesen Glaubenssatz aufzulösen.

Vielleicht hat uns Yoga Nidra, das wir jetzt zwei Tage hintereinander praktiziert haben dorthin geführt? Wir haben es im Webinar kennengelernt. Oh nein, wir geben nicht auf!

Danke, dass es euch liebe Leser*innen gibt. Das ist ein großes Glück. 💖🌼🎋🙏

Sicher machen wir auch Fehler, wie alle …..

Gestern wurden wir hier am Blog  als „Arschloch“ beschimpft und als unterschwellig aggressiv, sowie besserwisserisch bezeichnet. Und der Kraftausdruck gegen uns wurde als authentisch und gerechtfertigt begründet.

Und es ging auch noch weiter. Ja, besserwisserisch kann sein, aber als Reaktion auf den letzten Beitrag?

Vielmehr hatten wir den Kommentar als untergriffig empfunden und haben durchaus mit einer gewissen Ironie reagiert.

Aber all dies ist egal, weil es hier niemand nachvollziehen kann. Wir haben den kurzen Dialog und weitere nachfolgende Kommentare gelöscht und den betreffenden Blog blockiert und wollen hier auch Nichts davon zitieren, schließlich könnten wir uns sogar rechtlich dagegen wehren, was nicht dafür steht. Pikanter Weise wurde uns eine Anzeige angedroht als wir meinten weitere beleidigende Kommentare zu löschen. Täter-Opfer-Umkehr? Wer weiß? Tun wir uns leid, dass wir das erlebt haben? Schon irgendwie. Warum eigentlich? Geben wir dem Kommentar dann nicht zuviel Bedeutung?

Die Frage, wie mit solchen Kommentaren umzugehen ist bleibt. Und nachdem wir das Gefühl haben uns aktuell noch mehr zu öffnen, weil wir zu „uns“ stehen wollen, aufrecht, sind wir angreifbarer als wir es in unserem Kokon des selbst-Betrugs waren. Die Überlebensstrategie sich zu verstecken bot vielleicht wenig Angriffsfläche, machte keine Lust auf Kampf? Denn in den mittlerweile fünf Jahren, die wir diesen Blog führen, kam ein solcher Wutausbruch eines Lesers in einer Kommentar-Suada noch niemals vor.

Das liegt bestimmt an den vielen wundervollen Leser*innen die wir haben. Das meinen wir sehr ernst. Danke dass es euch gibt, wir durften so viel mit und von euch lernen und auch mit eurer Hilfe heilen.

Dennoch ist es erstaunlich, dass es bisher keinen solchen Vorfall gab, da das Thema doch generell polarisiert und manche sich durchaus belästigt fühlen. Dafür, dass wir bislang verschont geblieben sind von dergleichen, sind wir sehr dankbar und glücklich.

Dabei wissen wir, dass unsere Art nicht bei allen gut ankommt. Das ist ja in Ordnung. So ist das Leben. Wir werden lernen müssen damit zu leben, dass man die „Benita“ nicht lieb haben muss.

„Die „Benita“ muss man lieb haben!“, sagte vor ca. 30 Jahren eine Bekannte zu uns und wir fühlten uns nicht geschmeichelt sondern nicht gesehen und verkannt, sogar gekränkt.

Es war für uns eine Bankrotterklärung, eine Bloßstellung dessen, was wir versuchten zu verbergen, nämlich dass wir Angst vor Menschen haben. So große Angst, dass wir uns verstecken und nicht widersprechen wagen oder gar eine eigene Meinung gegen Widerstand vertreten versuchen. Unser Sanftmut war oft einfach Angst und die Wut gärte innerlich. Mitunter loderte und lodert auch der Zorn innerlich lichterloh. Vor allem der Zorn auf die Täter. Mittlerweile hat sich aber Vieles geändert und wir wissen, dass es wichtig ist geeignete Worte zu finden, damit Kritik beim Gegenüber ankommen kann und Kontakt möglich bleibt. Wir können Trigger immer besser von aktuellen Angriffen unterscheiden. Das bedingt die ständige Kontrolle der Emotionen. Ist das immer gut, oder ist es einfach auch ein sich Erheben über andere?

Was bedeutet es aufrecht zu sich/uns zu stehen? Wir sind dabei es zu lernen. Gefühlsmäßig sind wir am richtigen Weg, auch wenn er Angst macht, aber wer weiß, ob und wie es uns möglich ist hier offen zu schreiben, ohne unser Versteck?

Wir wollen Ecken und Kanten haben und dennoch bzw. damit oder vielleicht sogar dafür gemocht werden. Ob uns das gelingen kann? Ist es nicht das was ein würdevolles Leben ausmacht? Oder wünschen wir uns zu viel, oder das Falsche?