Gedanken über den Sinn eines Lebensstils der Selbst Isolation mit DIS

Unser Leben in einer aktiven Nachbar:innenschaft hatten wir uns einfacher vorgestellt. Wir hatten es uns glücklicher vorgestellt.

Jedoch selbst bei ganz lieben Leuten, die uns wohl gesonnen sind, verzweifeln wir. Wir sind wohl massiv überfordert damit eingebunden zu sein unter der Prämisse „normal“ zu erscheinen. Die Kontakte sind zu anstrengend für uns, weil WIR im Grunde nicht existieren. Die Innenwesen dürfen nicht existieren im Kontakt.

Ist das unser Anspruch? Wer weiß? Es ist unausgesprochen die Erwartung der Unos, denen wir begegnen. Was sollten sie auch erwarten? Sie kennen nur dieses Leben, in dem Aufsplitterung wie wir sie kennen und darunter leiden nicht vorkommt. Erwartungen, die wir nicht erfüllen können, es aber immer wieder versuchen und scheitern.

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37°: Ich bin Viele. Leben als multiple Persönlichkeit. Sabrina

Wir wurden vor einiger Zeit von einem lieben Leser auf diese Dokumentation hingewiesen und haben sie vor einigen Tagen gesehen. Haben auch von mehreren von DIS-Betroffenen Kommentare dazu gelesen und uns auch angeschlossen.

Z.B. hier:

https://einblogvonvielen.org/stellungnahme-und-kritik-an-der-zdf-sendung-ich-bin-viele/

Diese Reaktion hier von Sofie wollten wir nun rebloggen und unsere Zerrissenheit mit dem Thema darstellen. Wir sehen viele Probleme an der Doku, aber können Sofie auch in gewisser Weise folgen.

Hier unsere Antwort zur Debatte. Wir haben auch auf Sofie’s Blog noch einen weiteren Kommentar hinterlassen, falls ihr dort noch weiter lesen mögt.

Hoffentlich hilft diese Debatte auch mehr Einblick in die Komplexität der Thematik zu erhalten.

Wir danken allen für ihr Engagement und den Austausch.


Liebe Sofie,
Wir mögen dir zunächst danken für den Text, der uns sehr nachdenklich macht. Ja, auf alle Fälle muss klar sein, dass DIS derart massive, körperliche, sexuelle und psychische Gewalterfahrungen ab frühester Kindheit als Ursache hat, dass eine Heilung, die keinerlei professioneller Betreuung oder Unterstützung mehr bedarf vielleicht lebenslang nicht gelingt und dass es dennoch ein gelungenes Leben sein kann. Dass nicht auffallen, nicht der gelungenere Lebensentwurf ist, denn das ist er in den wenigsten Fällen.

Darum kämpfen wir seit vielen, vielen Jahren, dass unsere Behinderung anerkannt wird und soziale Betreuung und psychologische Betreuung tatsächlich so lange sein darf, wie lange wir meinen sie zu brauchen.

Anderseits verstehen wir auch die andere Seite, stolz darauf zu sein, sich eine Funktionalität bewahrt oder sogar erkämpft zu haben, stolz darauf zu sein, nicht diese Abhängigkeit zu haben. Und dass es auch extrem verletzend ist, dass in dieser Gesellschaft eben entweder NUR die Funktionalität oder NUR die Hilfsbedürftigkeit dargestellt wird. DAS ist es, was uns am meisten verletzt, dass uns jene harte Arbeit an unserer Heilung dann abgesprochen wird, wenn wir nach 25 Jahren wesentlich mehr am Leben teilhaben können und auch stolz darauf sind, das zu können, wir aber dann nicht mehr bedürftig sein dürfen.

Das hätten wir uns gewünscht, dass diese beiden Seiten von DIS gezeigt werden, enorme Funktionalität neben großer Hilfsbedürftigkeit. Und genau das haben wir auch an den Sabrinas gesehen. Im Film war aber der Fokus massiv auf der Hilfsbedürftigkeit. Das hat uns beängstigt, weil es unsere Mitbestimmung in der Gesellschaft in Frage stellt. Diese Balance zu halten zwischen diesen beiden Zuständen, Funktionalität und großes Leid und meist fehlende, oder zu geringe Hilfe hätten wir uns gewünscht zu sehen, weil es genau jene Situation ist, die unser Leben immer massivst belastet hat und noch belastet.

Vielmehr genau dass dieser Versuch die Balance zu halten und die Selbständigkeit wie auch das Leid nicht gezeigt wurden, macht unser Leben enorm schwierig und vergrößert das Tabu und auch die Phantasien, die Uno’s vielleicht von DIS ohnedies bereits haben.

Sofies viele Welten

Screenshot aus der ZDF-Reportage von Julia Luhnau: 37°: Ich bin Viele. Leben als multiple Persönlichkeit.

Das ZDF-Format 37° zeigte am 09.08.2022 in der Reportage von Julia Luhnau persönliche Einblicke in das Leben der 42-jährigen Sabrina aus Freiburg. Sie ist Viele und lebt mit 12 weiteren Persönlichkeiten ihren Alltag. Die Ursachen sind, wie sie selbst im Film sagt, seelische, physische und sexuelle Gewalt in der Kindheit. Wir halten die Aufzeichnungen persönlich für sehr gelungen, weil sie einerseits eine gewisse Vulnerabiilität und Wechsel sichtbar werden lassen, andererseits aber nicht reißerisch und voyeuristisch damit umgehen. Da das Format ausdrücklich deutlich macht Einzelschicksale zu portraitieren, finde ich auch, dass die Sabrinas die einzigen sind, die die Reportage gut finden müssen und weitere Bewertungen fehl am Platz sind.

Was mich jedoch bewegt, sind die Reaktionen anderer DIS-Betroffener auf die Ausstrahlung. Davon handelt dieser Beitrag.

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Sicher machen wir auch Fehler, wie alle …..

Gestern wurden wir hier am Blog  als „Arschloch“ beschimpft und als unterschwellig aggressiv, sowie besserwisserisch bezeichnet. Und der Kraftausdruck gegen uns wurde als authentisch und gerechtfertigt begründet.

Und es ging auch noch weiter. Ja, besserwisserisch kann sein, aber als Reaktion auf den letzten Beitrag?

Vielmehr hatten wir den Kommentar als untergriffig empfunden und haben durchaus mit einer gewissen Ironie reagiert.

Aber all dies ist egal, weil es hier niemand nachvollziehen kann. Wir haben den kurzen Dialog und weitere nachfolgende Kommentare gelöscht und den betreffenden Blog blockiert und wollen hier auch Nichts davon zitieren, schließlich könnten wir uns sogar rechtlich dagegen wehren, was nicht dafür steht. Pikanter Weise wurde uns eine Anzeige angedroht als wir meinten weitere beleidigende Kommentare zu löschen. Täter-Opfer-Umkehr? Wer weiß? Tun wir uns leid, dass wir das erlebt haben? Schon irgendwie. Warum eigentlich? Geben wir dem Kommentar dann nicht zuviel Bedeutung?

Die Frage, wie mit solchen Kommentaren umzugehen ist bleibt. Und nachdem wir das Gefühl haben uns aktuell noch mehr zu öffnen, weil wir zu „uns“ stehen wollen, aufrecht, sind wir angreifbarer als wir es in unserem Kokon des selbst-Betrugs waren. Die Überlebensstrategie sich zu verstecken bot vielleicht wenig Angriffsfläche, machte keine Lust auf Kampf? Denn in den mittlerweile fünf Jahren, die wir diesen Blog führen, kam ein solcher Wutausbruch eines Lesers in einer Kommentar-Suada noch niemals vor.

Das liegt bestimmt an den vielen wundervollen Leser*innen die wir haben. Das meinen wir sehr ernst. Danke dass es euch gibt, wir durften so viel mit und von euch lernen und auch mit eurer Hilfe heilen.

Dennoch ist es erstaunlich, dass es bisher keinen solchen Vorfall gab, da das Thema doch generell polarisiert und manche sich durchaus belästigt fühlen. Dafür, dass wir bislang verschont geblieben sind von dergleichen, sind wir sehr dankbar und glücklich.

Dabei wissen wir, dass unsere Art nicht bei allen gut ankommt. Das ist ja in Ordnung. So ist das Leben. Wir werden lernen müssen damit zu leben, dass man die „Benita“ nicht lieb haben muss.

„Die „Benita“ muss man lieb haben!“, sagte vor ca. 30 Jahren eine Bekannte zu uns und wir fühlten uns nicht geschmeichelt sondern nicht gesehen und verkannt, sogar gekränkt.

Es war für uns eine Bankrotterklärung, eine Bloßstellung dessen, was wir versuchten zu verbergen, nämlich dass wir Angst vor Menschen haben. So große Angst, dass wir uns verstecken und nicht widersprechen wagen oder gar eine eigene Meinung gegen Widerstand vertreten versuchen. Unser Sanftmut war oft einfach Angst und die Wut gärte innerlich. Mitunter loderte und lodert auch der Zorn innerlich lichterloh. Vor allem der Zorn auf die Täter. Mittlerweile hat sich aber Vieles geändert und wir wissen, dass es wichtig ist geeignete Worte zu finden, damit Kritik beim Gegenüber ankommen kann und Kontakt möglich bleibt. Wir können Trigger immer besser von aktuellen Angriffen unterscheiden. Das bedingt die ständige Kontrolle der Emotionen. Ist das immer gut, oder ist es einfach auch ein sich Erheben über andere?

Was bedeutet es aufrecht zu sich/uns zu stehen? Wir sind dabei es zu lernen. Gefühlsmäßig sind wir am richtigen Weg, auch wenn er Angst macht, aber wer weiß, ob und wie es uns möglich ist hier offen zu schreiben, ohne unser Versteck?

Wir wollen Ecken und Kanten haben und dennoch bzw. damit oder vielleicht sogar dafür gemocht werden. Ob uns das gelingen kann? Ist es nicht das was ein würdevolles Leben ausmacht? Oder wünschen wir uns zu viel, oder das Falsche?

Offtopic oder auch nicht? Gegen Gewalt! „Leg die Waffen weg und setz dich her zu mir“: Irmgard P. erinnert sich an eines der Opfer des Terroranschlags von Wien – ihre Schwester – Kommentare der anderen – der Standard

Nochmals zum Anschlag in Wien vergangenen Montag und warum die gehypte Reaktion „Schleich di, Oaschloch“ KEINE Antwort auf das Geschehene ist und zumindest einem Todesopfer überhaupt nicht gerecht wird!

Ein wichtiger Aufruf den Blick darauf zu richten, was meist junge Menschen die auch in Österreich geboren sind dazu bringt sich zu radikalisieren. Es gilt sich damit zu befassen, warum sie keine Zukunft für sich in diesem Land sehen und ihre Verzweiflung in Wut und Aggression umschlägt.

Die trotzige Antwort der politischen Verantwortlichen: „Das lassen wir uns nicht gefallen!“ ist so daneben, weil sie das Problem weiter leugnet! Härte ohne Liebe kann niemals das Ziel sein!!!

Hier der berührende Nachruf der Schwester eines Todesopfers:

https://www.derstandard.at/story/2000121476639/leg-die-waffen-weg-und-setz-dich-her-zu-mir

Bitte lasst uns mit mehr Liebe auf solche Gewalttaten antworten! Mit Klarheit, dass Gewalt kein Weg ist, aber auch mit Liebe und Geduld und Bereitschaft einen Weg zu finden. Und das durchaus ohne naiv zu sein.

R. i. P. allen, die so aus dem Leben gerissen wurden. Ganz viel Kraft den Verletzten und all jenen, die diese traumatische Erfahrung nun verarbeiten müssen.

💐🎶🎵☮️🕯️💖🍀🕯️

Geteilt: Warum wir oftmals weder Empathie noch Hilfe bekommen – Traumaheilung

Hier ein ganz wichtiger Beitrag von Dami Charf den wir sehr gerne teilen möchten. Das ist im Grunde DIE alltägliche Erfahrung in unserem Leben seit Jahrzehnten. Solange wir NICHT darüber sprechen, was wir erlebten, wie es uns geht, sind Menschen in unserem Leben. Wenn wir aber „gesehen werden“ als Voraussetzung für eine Freundschaft festlegen, wären bzw. sind wir sehr einsam, weil dann selbst wenige, die bleiben obwohl sie von der Gewalt hören wegfallen müssten?!

Allerdings wissen auch wir, dass wir mitunter nicht hinhören können und abweisend reagieren, wenn eine Erzählung von einem Schicksal uns zu nahe geht.

Und bitte, vor allem jene Freundinnen, die hier lesen sind nicht gemeint, weil sie sich tatsächlich versuchen einzulassen.

Dami Charf sagt, dass Kinder, die sexualisierte Gewalt erlebten noch vor wenigen Jahren zumindest ca. 7 Leute ansprechen mussten, um Hilfe zu erhalten. In den 1970ern und frühen 1980ern war es nahezu unmöglich Hilfe zu erhalten. Vielleicht ist es diese Erfahrung, dass wir alleine gelassen wurden, die hier noch so tief in uns steckt. Dieser abgrundtiefe Schmerz auch außerhalb dieser gefährlichen Familie keine Rettung zu erhalten.

Hier der Text und das Video von Dami Charf:

https://traumaheilung.de/warum-wir-keine-hilfe-bekommen/

Leben mit DIS/DDNOS # 23: Ein Versuch zu verstehen ….

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Blick aus einer Lawine nach außen / Quelle: pixabay – stux

Wir ringen mit den Worten, die kontinuierlich aus unserem Gehirn heraussprudeln. Es ist kein innerer Dialog, es ist ein Gedankenkarussel. Selbst meditieren hilft nur bedingt.

Wir ringen damit zu verzeihen, was uns so weh tut. Uns selbst zu verzeihen und ihr. Reine Schuldzuweisungen wären zu einfach, eine viel zu große Lüge.

Wir ringen damit jene Opferrolle zu verlassen, in die wir uns selbst begeben haben. Jene Opferrolle, die uns von ihr so drastisch gespiegelt wurde aber auch verstärkt, die letztendlich zu einer Lawine wurde, immer größer und größer bis sie drohte uns alle unter sich zu begraben. Sie und uns. Ich/wir sind abgesprungen. Konnten den im System „Benita“ immanenten „Lawinenairbag“ rechtzeitig auslösen um an der Oberfläche zu bleiben. Andere DIS-Leute mögen „Beschützerpersönlichkeit(en)“ dazu sagen.

Dann wenn jemand auf diese Opferrolle eingeht und sie auch noch verstärkt, dann wird es gefährlich, sehr gefährlich für uns!

Was war geschehen? Es ist schwierig etwas so persönliches wie den Verlauf einer Beziehung zu formulieren. Wenn es das war? Vielleicht war es auch bloß die Phantasie von einer Beziehung die uns verband?

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Ist es erlaubt von schwersten Gewaltfolgen zu genesen?

Welche Frage stelle ich hier? Ich meine dies jedoch absolut ernst. Die Schwierigkeiten die eine Genehmigung der Psychotherapie für Opfer schwerster, auch sexualisierter Gewalt beginnend im Kleinkindalter macht, brachte mich zu dieser suggestiven Frage. Natürlich, wer bitte könne mir verbieten zu genesen. Verbieten nicht, aber sehr erschweren bis unmöglich machen.

Auslöser für diesen Beitrag ist ein Albtraum der mich quälte. Die Überlegung, welche Botschaft mir mein Unterbewusstsein senden wollte, welche Bedeutung darin verborgen wäre, brachte mich zur Titelfrage.

Ich merke mir meine Träume kaum. Eigentlich weiß ich bloß dass ich geträumt habe, wenn ich vor Schrecken erwache oder wie heute vom Wecker aus einem Traum gerissen werde.

Ich träumte, dass ich in einer Wiener Amtsstube sitze. Eine jener Amtsstuben, die wohl seit 50 Jahren nicht mehr saniert wurden, mit wenig einladendem Mobiliar. Solche Ämter gibt es immer weniger, aber sie existieren nach wie vor. Vor mir eine Person bei der nicht auszumachen ist, ob sie weiblich oder männlich ist, die mich wegen meiner Traumafolgestörung DIS befragt. Unisex Kleidung und sie könnte mir ähnlich sehen. Die Befragung oder soll ich es Verhör nennen, denn es glich eher einer Beschuldigung oder dem Versuch mich einer verbrecherischen Handlung zu überführen, findet wie folgt statt.

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Mich immer wieder erklären?

Erklären, was Trauma bedeutet, dass endlich etwas gegen sexuelle und sexualisierte Gewalt gemacht werden muss? Immer wieder? Ja, es nervt, ja es überfordert auch und es ist unerträglich, dass stets den Betroffenen die Bringschuld gegeben wird.

Vor vielen Jahren, als ich noch gearbeitet habe. Was nur ging indem ich wöchentlich ca. 30 Schmerztabletten und ausreichend Zigaretten konsumierte, um die Schmerzen und Trigger wegzudrücken, die mich/uns täglich quälten und es uns noch möglich war aufgesplittert zu arbeiten durch den Medikamentenmissbrauch. Also damals, sagte mir mein Chef als ich einmal eine Information nicht zeitgerecht erhalten hatte: „Information ist eine HOLSCHULD!“ Heißt, wenn ich etwas nicht weiß, liegt es an mir. Ich muss mich darum kümmern.

Es war der Beitrag von Pauline-S und die Kommentare dazu, welche mich wieder daran erinnerten und nachdenklich machten. In Deutschland wurde also eine Kommission installiert, die sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen untersuchen soll.

„Wir untersuchen sämtliche Formen von sexuellem Kindesmissbrauch in der Bundesrepublik Deutschland und in der ehemaligen DDR. Darunter fällt zum Beispiel Missbrauch in Institutionen, in Familien, im sozialen Umfeld, durch Fremdtäter oder im Rahmen von organisierter sexueller Ausbeutung. Wir wollen Ausmaß, Art und Folgen der sexuellen Gewalt gegen Kinder und Jugendliche aufzeigen und damit eine breite politische und gesellschaftliche Debatte zu einem Thema anstoßen, das noch immer tabuisiert wird.

Wir werden Menschen anhören, die sexuellen Missbrauch in Kindheit oder Jugend erlebt haben und möchten somit die Möglichkeit schaffen, auch verjährtes Unrecht mitzuteilen. Zudem werden wir Zeitzeuginnen und Zeitzeugen wie zum Beispiel Eltern, sonstige Verwandte, Lehrerinnen oder Lehrer von Betroffenen anhören. Mit ihrer Hilfe wollen wir aufdecken, wodurch sexuelle Gewalt in der Kindheit ermöglicht wird und herausfinden, was Hilfe und Intervention verhindert hat. Wir müssen herausfinden, was Politik und Gesellschaft verändern müssen, damit Kinder und Jugendliche in Zukunft besser vor Missbrauch geschützt sind.(…)

Aus unseren Erkenntnissen können wir Handlungsempfehlungen an die Politik ableiten und in die gesellschaftliche Debatte einbringen.(…)„
Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (Homepage )

Nun wie auskunftsfreudig die angeführten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sein werden, lasse ich einmal dahingestellt und welche Form der Debatte es wird.

In Österreich tut sich dazu ja derzeit nichts. Hier wurde sexuelle Gewalt in der katholischen Kirche und  in Heimen der Stadt Wien untersucht. Es gab Abschlussberichte und Weiterleitung an die Staatsanwaltschaft. Auch Vorschläge an die katholische Kirche und zum Teil Entschädigungen für die Betroffenen. Häusliche sexualisierte Gewalt an Kindern oder organisierte sexuelle Gewalt waren noch kein Anlass irgendeine Kommission damit zu beauftragen.

Es hat mich bei den Untersuchungen damals sehr verletzt, dass ich mit meiner Gewalterfahrung gar kein Thema war. Es interessierte nicht. Allerdings war es mir/uns  mithilfe einer Opferanwältin vor einigen Jahren gelungen als Verbrechensopfer anerkannt zu werden und somit Therapiekosten bezahlt zu erhalten. An Verdienstentgang war nicht zu denken, da es nicht möglich ist vom Täter Geld zu erhalten. Aber es ist Gold wert, sich um die Therapie (fast) keine Sorgen mehr zu machen. Naja, ganz ohne Aufregung geht es auch nicht. Dennoch bin ich sehr dankbar im „richtigen Land“ geboren worden zu sein.

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Heureka! – ∑Ich hab einen Job

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Hm — „Warum Job? Du bist doch in Berufsunfähigkeitspension!“, höre ich meine geneigten Leser/innen argumentieren.

Genau DAS ist der Anlass zu obiger Erkenntnis und Feststellung. Fast schon 20 Jahre in „Rente“. Als Österreicherin kann ich das nur unter Anführungsstrichen schreiben. „Pension“, wie es bei uns heißt, hat etwas viel Gemütlicheres. Klingt wie Urlaub. Eine kleine Pension mit netten, bequemen Zimmern an einem Ort fernab des Alltags. Gerne mit Familienanschluss und in schöner Umgebung. Viel Wald, viel Ruhe, vielleicht Berge rundum und ein herrlich klarer See. Was will Frau mehr zum Entspannen.

„Berufsunfähigkeitspension“ ist also Urlaub, Entspannung pur und damit Grund mir diese im unteren Einkommenssegment angesiedelte Sozialleistung zu neiden. Wie oft habe ich schon Aussagen gehört wie: „Wie haben Sie denn das geschafft!“ – eine Pension zu erhalten, also eine geniale Gaunerei. Oder „Warum, Sie sind doch gesund!“ – von Menschen, die mich nicht kennen, die mein Äußeres beurteilen. Die schwierigsten Bemerkungen sind: „Du hast ja Zeit, du arbeitest ja nicht!“, oder bloß „Du arbeitest ja nicht!“ quasi als Vorwurf. Aber auch „Willst du denn gar nichts mehr arbeiten?“ Am Schmerzvollsten war das „Du arbeitest ja nicht!“ aus dem Mund meines damals 6jährigen Neffen. Es zeigte mir, wie meine Ex-Schwägerin und deren Familie aber auch meine Familie über mich denken.

Um diese und andere „Missverständnisse“ zu parieren und innerlich nicht daran kaputt zu gehen, habe ich mir zurecht gelegt, dass ich arbeite. Sogar viel arbeite, wie mir meine Therapeutin und auch andere Menschen, die sich mit meiner Geschichte und meinem Leben ernsthaft befassen bislang glaubhaft vermittelten. Allerdings ist es recht schlecht bezahlt.

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Gewissenskonflikt

Ich habe länger nichts geschrieben, das ich dachte gleich veröffentlichen zu können. Das Schreiben war zäh, es kostete Kraft. Dann begnügte ich mich mit dem Lesen abonnierter Blogs und kommentierte. Auch das war anstrengend. Viel zu sehr. Nach Neuem Ausschau zu halten ermüdete ebenso. Dennoch konnte ich neue Leserinnen auf meinem Blog begrüßen. Ich bin zufrieden und dankbar. Es scheint anzukommen, was ich schreibe. Ich freue mich sehr über die netten Rückmeldungen. Herzlichen Dank dafür. Aber woher dieses tiefe Loch?

Seit Wochen frage ich mich, wie der Blog zu einem Medium werden kann mit dem ich mich wohl fühle. Nun, ich bin kein digital native. Das Arbeiten am Laptop kostet mich sehr viel Kraft. Es stresst mich täglich in meinen Blog zu schauen und andere Beiträge zu lesen oder zu kommentieren. Jeden Tag einen eigenen Artikel verfassen — unmöglich, obwohl sich Ideen worüber ich schreiben könnte und Entwürfe stapeln. Bevor ein Beitrag von mir als fertig erachtet wird, lese ich ihn gut 20 mal Korrektur — auch nachdem er bereits publiziert ist, ändere ich noch das eine oder andere. ∑Ich habe hohe Perfektionsansprüche an mich. Der Text muss mir gerecht werden.

Blogs anderer und Kommentare, die ich geneigt bin abzugeben:

Ist es in Ordnung was ich da tue? Wenn ich Beiträge lese, gehen sie mir oft sehr nahe, vermutlich zu nahe. Lese ich von Leid das ich kenne oder kannte, weiß ich nicht, wie ich umgehen soll mit den in den virtuellen Äther geworfenen Worten. Mit dem Hilfeschrei in den Weiten des WWW. Ein „Gefällt mir“ ist nicht stimmig, vielmehr sogar zynisch. Ein Kommentar überfordert mich mitunter. Nun sind ein paar liebe Worte, die von Herzen kommen in einer schwierigen Lebenslage Gold wert, aber sie erscheinen mir so ungenügend. Am Liebsten würde ich mich hin beamen und alles Leid an mich nehmen. Wie oft habe ich schon gehört, dass ich zuviel Verantwortung übernehme — wohl wahr, aber was dagegen tun? Wenn ich lese, dass (junge) Frauen an den Folgen (sexualisierter) Gewalt leiden und an sich selbst zweifeln, möchte ich so gerne etwas dagegen tun. Ich könnte permanent schreien, wieviel Elend sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen verursacht. Auch Buben oder Männer werden zu Opfern, aber es sind weniger und es ist oft eine andere Form der Gewalt — dennoch sind auch das zu viele.

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