Leben mit DIS #45: Zu Hause

©Pexels/ Nandhu Kumar

Seit einem Monat wohnen wir in der neuen Wohnung. Wohnen wir schon? Noch ist vollkommenes Chaos. Noch stehen überall Kartons herum und Möbel sind nicht aufgebaut.

Und doch fühlen wir uns wohl hier. Es ist aber alles neu, als wären wir in einer neuen Stadt, dabei ist es nur von einem Stadtrand zur ganz anderen Seite, fast  1 ½ Stunden brauchten wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln zwischen diesen beiden Wohnungen. Das ist jetzt nicht mehr notwendig. Wir leben in einem Stadtteil, in dem wir noch nie gelebt haben. Hier triggert die Umgebung kaum, das ist neu. Fast irritiert es uns. Nicht nur fast, es irritiert uns, so als würde eine Selbstverständlichkeit in unserem Leben plötzlich weg sein. Nein, das fehlt nicht, dennoch fehlt die Sicherheit, dass es so bleibt. Wer weiß? Freude ist darüber vorhanden, aber verhaltene Freude..

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Leben mit DIS #44: Auszug aus einer Wohnung der Verzweiflung

Wir räumen auf und packen ein, und finden Unmengen an Botschaften über unser Leben in diesen 20 Jahren in dieser Wohnung. Botschaften der Reflexion und Botschaften der Verzweiflung.

Wir finden auch Archive von Zeitschriften, die in 49 m² niemals Platz hatten und die Wohnung damit auch zum Teil zu müllten.

Sie erinnern an die Zeit, als wir entdeckten, dass wir unser Leben zum Großteil vergessen hatten und zeugen von der Angst davor, dass es in Zukunft auch so sein wird. Wir wollten von diesem Zeitpunkt an einfach alles aufheben, um uns zu erinnern. Als Anker für das allzu flüchtige, weil schwer traumatisierte Gedächtnis.

Sie erinnern aber auch an eine Zeit, wo eine Zeitschrift zu kaufen einfach ein Luxusgut für uns war. Und Luxusgüter wirft man nicht weg. Würden Leute mit viel Geld ihren Schmuck wegwerfen? Es ist für uns vergleichbar damit.

Das leben in Armut oder die permanente Bedrohung dadurch sind allgegenwärtig in dieser Wohnung. Auch Kleidung, die oft schon verschlissen ist, wird aufgehoben und daheim noch getragen. Uns sieht eh niemand. Es kommt auch niemand auf Besuch und das war in den letzten Jahren auch gut so. Es war unmöglich jemanden in diese Wohnung zu lassen.

Das wird sich ändern und hat sich zum Teil schon geändert.

Doch hier beim Packen fließen Tränen. Tränen über die fehlende Hilfe in all den Jahren, das Chaos nicht erst jetzt zu bereinigen, wo wir ausziehen und überfordert sind. Tränen, dass es so war. Tränen, dass wir in diesen Umständen gelebt haben.

Ja, der Anschein den wir nach außen geben passt nicht zu dieser Wohnung. Niemand glaubt uns, dass die Wohnung so aussieht. Niemand hat uns all die Jahre geglaubt, dass es uns längst entglitten war Ordnung zu schaffen.

Wir sind aus dieser Wohnung geflüchtet und draußen war es eine bessere Welt. Ein Zeichen für unser Leben bislang.

Die Flucht vor jenem Ort, der Ruhe und Entspannung bringen soll. Der Ort der Sicherheit und Geborgenheit ausstrahlen sollte. Wir sind sicher bereits 45 Jahre vor dem geflüchtet, was andere „Zuhause“ nennen und damit ein Wohlgefühl verbinden. Die ersten zehn Jahren konnten wir noch nicht fliehen.

Auch diese Wohnung, aus der wir nun wegziehen, war bloß eine Wohnung die uns permanent triggerte, wie wir nun wissen. Es war die Umgebung, die an die Kindheit erinnerte, der wir uns 20 Jahre erfolgreich stellten. Es hat uns verändert hier zu leben. Wir ziehen als andere Frau aus, als jene die hier einzog. Es scheint als wäre es ein anderes Leben.

In der neuen Wohnung fühlen wir uns wohl, hätten am Liebsten alles hinter uns gelassen und neu begonnen. Aber unser Leben kommt mit. Es kommt auch mit in Form von Zetteln der Erinnerung, Notizen der Verzweiflung und Angst, Reflexionen über den eigenen Platz bzw. das eigene Leben in dieser Gesellschaft. Daran wollen wir noch wachsen und diese Botschaften nicht einfach entsorgen.

Dennoch werfen wir auch viel weg. Die Archive werden großteils weggeworfen. Es muss sein und ist gut so. Ob das Nachwirkungen hat, werden wir sehen, aber wir denken eher nicht.

Wir hoffen fertig zu werden bis zum großen Tag der Übersiedlung. Es sind nur noch 6 Tage.

Wir packen weiter …..

Geteilt: Schau dir „Sage NEIN! #shorts“ auf YouTube an

Wegen Siedeln ist die Zeit zu schreiben nicht vorhanden, obwohl es genug zu reflektieren und berichten gäbe.

Zur Überbrückung hier einige hilfreiche und aufbauende Worte:

https://youtube.com/shorts/UmVYJ2DImlE?feature=share

Herzliche Grüße an alle und eine schöne Zeit. Bis hoffentlich bald wieder und danke für eure Treue bzw. euer oder Ihr Interesse. 😊🌸🍀💖🌻🍀🌸🤗

Leben mit DIS #43: Umzugschaos und Rührung

Wir müssen jammern und uns freuen.

Die Gefühlsachterbahn fährt mit voller Geschwindigkeit hinauf und hinunter. Uns ist nur mehr schwindlig. Hatten wir je geschrieben, dass wir Achterbahn fahren nicht leiden können und das lieben, was andere vielleicht als Langeweile beschreiben würden?

Wir brauchen ganz viel Ruhe. Vor allem jetzt, wo überall leere und volle Kartons herum stehen und das Packen kein Ende nehmen mag. In neun Tagen bekommen wir die Schlüssel zur neuen Wohnung. Wir haben keine Ahnung, wie wir das Siedeln schaffen sollen.

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Leben mit DIS #42: Ausmisten und Existenzgefährdung

Jetzt wird es ernst und der Umzug steht nahezu bevor. In einem Monat erhalten wir die Schlüssel des neuen Zuhause. In diesem Zusammenhang die Bleibe von unnötigem Ballast der zwei Jahrzehnte in der aktuellen Wohnung zu befreien ist notwendig und auch wohltuend. Dennoch tut sich hier eine nicht zu unterschätzende Hürde auf.

Die Realität, sich selbst immer wieder zu verlieren bringt es mit sich, sich selbst zu misstrauen. So scheint es besonders wichtig Gegenstände aufzuheben, die vielleicht über Erinnerungsstücke bei anderen Menschen hinaus gehen? Wobei auch diese These im Grunde nicht überprüft ist. Welche und wie viele Erinnerungsstücke benötigen Uno’s um ihre Vergangenheit rekapitulieren zu können?

Über Hinweise dazu in den Kommentaren freuen wir uns.


Die Frequenz unserer Beiträge wird wohl gut bis Ende Oktober recht unregelmäßig bleiben. Wir bitten euch weiterhin um Verständnis und danke für eure Geduld. 🌼🍀🌸💖🍀😊

Verkehrte Welt

Bad und Vorzimmer müssen neu geplant werden. Die Fliesen sind nicht mehr erhältlich, weil das Werk geschlossen wurde, das sie erzeugt hat.

Weshalb es geschlossen wurde wissen wir nicht. Aber Fliesen Herstellung braucht viel Energie, oder? Hängt es indirekt mit dem Krieg in der Ukraine zusammen?

Gedanken drehen sich in unserem Kopf. Wir gehen heute also zum vierten mal ins Fliesen-Studio des Großhändlers werden gustieren und auswählen, rechnen, ob wir uns das leisten können und uns dann letztendlich darüber freuen etwas gefunden zu haben, das passt. Hoffentlich.

Sicher werden wir etwas finden und doch fühlt es sich gerade so falsch an alles, ein Luxusproblem. Die vom Bauträger vorgegebenen neuen Fliesen sind hässlich, na und?

Wir haben ein Dach über dem Kopf, Nahrung und medizinische Versorgung, wie wichtig sind farblich schöne Fliesen?

Und dennoch, es ist das erste Mal, dass wir das Geld haben unsere Wohnung nach unseren Vorstellungen ein bisschen anzupassen und die Standard Fliesen erinnern uns an Erbrochenes, das ist leider so. Wer will schon täglich diese Assoziation in den eigenen vier Wänden?

Mit den Möglichkeiten kommen die Wünsche. In welch schrecklichen Wohnungen haben wir bisher gelebt. Und dennoch im Vergleich mit anderen Weltregionen war es immer Luxus, auch wenn wir kein Bad in der Wohnung hatten für über drei Jahre und keine Heizung, nur einen kleinen Elektro-Radiator.

Wir dürfen uns das jetzt leisten, sagen wir uns.

Und in der Ukraine werden Städte zu Schutt gebombt. In Mariupol haben Leute ihre neue Wohnung geplant, so wie wir heute und jetzt sind diese Häuser zerstört. Mit Glück leben die Menschen noch und wir wissen nicht, ob sie das momentan als Glück ansehen können.

Es fühlt sich gerade alles ganz verkehrt an und krotesk. Hier weiter zu tun, als wäre nichts und nicht viel mehr tun können als wenig zu spenden. Mehr Kraft haben wir nicht. Aber sollten wir mehr spenden und unsere Wünsche zurück stellen? Unser Kopf schwirrt, alles ist so tragisch und wir wollten uns doch freuen auf die neue Wohnung.

Bitte, möge dieser Krieg schnellstmöglich ein Ende finden. 🕊️🍀🕊️🍀🕊️🍀🕊️🏵️🌼🌸🌱

Wir müssen eine Entscheidung treffen ….

von pixabay

aber wir sind wie gelähmt.

Und worum es genau geht können wir hier auch nicht besprechen, das ist besonders schlimm und belastet uns sehr.

Vielleicht können wir uns aufraffen und werden gegen unsere Überzeugung einen Passwort geschützten Beitrag schreiben. Immer noch besser als gar nichts.

Wärt ihr liebe Leserinnen und Leser bereit so einen Text zu lesen? Denn nur für uns brauchen wir HIER nicht zu schreiben.

Ein virtueller Wohnungsrundgang ….

in unserer neuen Wohnung macht Freude.

Gestern und heute haben wir unsere gerade in Bau befindliche neue Wohnung virtuell eingerichtet. Und weil das Online-Tool, das in der Basic-Version gratis verwendet werden kann, so grandios einfach zu nutzen ist, machen wir ein bisschen Werbung dafür (freilich ohne etwas dafür gezahlt zu erhalten, noch darum gebeten worden zu sein).

Wir haben zwar kaum geschlafen, weil’s irgendjemand innen gleich auf einen Rutsch fertigstellen wollte und sich dann nicht mit so „Unnötigem“ wie schlafen und essen aufhalten lässt. Dazu müsste ja jemand anderes herauskommen?!

Aber bei aller Übermüdung macht es nun große Freude einen möblierten Wohnungsplan unserer neuen Wohnung über ein Jahr vor dem Einzug in Händen zu halten. Damit lässt sich wunderbar planen.

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Abschied nehmen!

Seit gestern ist er vermehrt an unserer Seite.

Gerade als beim meditieren diese Depression hochstieg und Innenwesen mit Tränen in den Augen riefen: ”Ich will nicht nach Wien!” und durch nichts zu beruhigen waren, kam er, einer der beiden Kater des Hauses. Er half beim zur Ruhe kommen und spendet Trost. Auch jetzt liegt er in unserer Nähe.

Oft fühlen wir uns in dieser Stadt gefangen, die seit einigen Jahren bereits die Auszeichnung trägt, die lebenswerteste Stadt der Welt zu sein. Oh ja, sie ist schön. Zum Teil ein Freilichtmuseum, umrahmt von Natur. Aber sie trägt eine ansteckende Negativität im Herzen, die deren Bewohner*innen heimsucht. Der Wiener Grant war uns sogar als geborene Wienerin stets zuwider. Wir können und wollen im Jammern nichts Charmantes erkennen.

Aber wir können nicht weg. Nur in dieser Stadt, die uns in ihren Krallen festhält können wir uns eine Wohnung leisten. Oft und oft haben wir es durchgerechnet. Ohne soziale Zuschüsse gibt’s keine Wohnung für uns und dafür müssen wir einige Jahre ohne staatliche Unterstützung an einem Ort in Österreich leben, wenn wir aus Wien fortziehen wollten. Unmöglich! Es ist die Kleinteiligkeit dieses kleinen Staates, der bis ins Letzte in politische Zuständigkeiten unterteilt ist mit eigenen Gesetzen. Das hat einige Vor- und viele Nachteile. Dennoch bin ich dankbar, dass Wien politisch anders tickt, als weite Teile des Landes. …… „Jeder noch so schöne Ort ändert sich, wenn du dort lebst.“, wirft eine innen in die Debatte ein.

Stimmt! Ob ich hier leben wollte, wo ich meine Sommer verbringe? Wohl eher nicht. Das Wesen der Einwohner ist auch hier oft schwierig.

Wien hat viele Vorteile. Von der Kultur über die Anonymität der Großstadt und die grüne Lunge den Wienerwald, ist diese Stadt tatsächlich lebenswert. Vielleicht, so hoffen wir, wird es besser – vor allem ruhiger – in der neuen Wohnung, die am anderen Ende der Stadt liegt. Dort, wo wir kaum Kindheitserinnerungen haben, das könnte Trigger minimieren — hoffentlich! Fast eine uns fremde Stadt in der großen Metropole, die eigentlich zu klein scheint für eine solche Bezeichnung.

Wenn die Wohnung endlich gebaut würde und wir dann eingezogen sind, dann ….. Dann nehme ich mir eine Katze oder einen Kater, die uns trösten, so hoffen wir, wenn es zuviel wird rundherum. 🐱

Gedanke in der Erschöpfung

Was, wenn ich nun auf der Stelle tot umfiele? All die Sachen in meiner Wohnung, die mir etwas wert sind, die Erinnerungen sind, an Menschen, an Begebenheiten, sie kämen auf einen großen Müllhaufen.

Ich habe kein Kind, das vielleicht in den Sachen einen zumindest ideellen Wert sehen könnte.

Schade um jene Gegenstände, die ich mir einmal aneignete und nun erkenne, dass es gar kein Eigentum gibt.

Ja, ja, das letzte Hemd hat keine Taschen. Alles Leihgaben!

∑Ich plane vielleicht das letzte Mal in ∑meinem Leben zu übersiedeln. Ein sehr eigentümlicher Plan, der zu besonderen Erkenntnissen führt, tief drinnen.

Weshalb macht mich das Loslassen von Gegenständen traurig? Weil einige wenige mir wertvolle Dinge, das einzige sind, die ich glaub(t)e zu besitzen und nun erkenne, dass selbst dies ein Trugschluss ist?

Besser noch auf den Müll, bevor sie meiner Mutter in die Hände fielen. DAS gilt es zu vermeiden. Eine eigenartige, traurige Aufgabe.