Leben mit DIS #4b: Resonanz & Erkenntnisse

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Bevor wir den Beitrag Leben mit DIS #4 veröffentlicht hatten, waren wir so unendlich traurig nach einer Meditation. Dieses Gefühl und alles, das in uns losgebrochen war, konnten wir unmöglich in einem Text einfangen.

Wir erhielten auch viele Kommentare, die uns in unseren Emotionen weiterführten. Es war eine Reise, die uns zu manchen vergessenen wohl noch nicht so gefestigten und auch neuen Erkenntnissen führte. Herzlichen Dank allen, die sich an der Debatte beteiligt haben und uns ihre Eindrücke mitteilten. Ihr habt uns sehr geholfen. Auch ein Dialog, der sich in den Kommentaren entwickelte erscheint ∑mir für manch andere/n Leser/in interessant. Damit er nicht übersehen wird, haben wir ihn mit Einverständnis der Dialogpartnerin(nen) Bunte Sterne hier veröffentlicht. Herzlichen Dank dafür an Bunte Sterne!

Nach diesem Beitrag  haben wir einen Folgebeitrag, Leben mit DIS #4a, in einem nächtlichen Marathon verfasst. Die Einleitung dieses Beitrages haben wir oben übernommen. Viele Erkenntnisse sind uns zugeflogen. Sie sind nicht für die Öffentlichkeit. Nicht jetzt, nicht heute.

Ein klärendes Gespräch mit dem Yoga-Lehrer hat mittlerweile stattgefunden. Er fand es „cool“, dass ich Wut (auf ihn) fühlen und ausdrücken konnte und dass ich souverän auf seine Aussage reagiert hatte. Auch, dass er immer bedauert, wenn er mich triggert, meinte er und dass es gut ist, dass wir offen mit unseren Erfahrungen umgehen. Ich/wir dürfen bei ihm ALLES sagen, bekräftigte er. Seine Sicht, dass er in der Gruppe (die ja sehr klein war) nicht so auf uns eingehen kann, wie in einem Vier-Augen-Gespräch ist für uns verständlich und auch dass er sich in einer besonderen Rolle befindet in diesem Moment. Dennoch hakt es in uns derzeit ins Yoga zu gehen. Wir werden beobachten und nachfühlen, wie wir weiter damit umgehen werden. Ein Leben ohne Yoga ist für uns unvorstellbar. Immer alleine praktizieren ebenso.

Sehr vieles entwickelt sich in uns. Der Plural ist uns derzeit näher als der ∑Singular. Zersplittern wir? Ich denke nicht, im Gegenteil wir kommen uns näher! Wir haben Mitte Juli ein Gerät gekauft, dass uns gegen unsere Osteoporose helfen soll. Es simuliert das Schnurren und Vibrieren einer Katze über zwei Massagekissen. Seither legen wir es täglich auf und lassen uns „beschnurren“. Ob die Osteoporose schon besser ist, lässt sich heute noch nicht feststellen, aber es löst psychisch einiges aus. Es tut gut, dass Vergessenes und Verdrängtes hervorkommt. Unser Verhalten ändert sich. Allerdings dachten wir schon, dass wir noch nicht ganz im Griff haben, wie lange wir es täglich anwenden sollten, dass es uns nicht überfordert. Trotz großer Herausforderung macht es auch ein inneres Lächeln, eine Lebensfreude in uns, wie auch die tiefste Trauer, die wir je gefühlt hatten. Tore, die über Jahrzehnte verschlossen waren, scheinen sich zu öffnen. Auch Innenwesen, die Jahrzehnte kein Tageslicht gesehen haben, schauen durch die Augen hindurch auf eine für sie fremde und beängstigende Welt. Irritationen über das Alter des Körpers lassen uns kalten Angstschweiß fühlen. Das Leben mit neuen Co-Bewusstseinszuständen ist eine anstrengende Zeit zwischen Annäherung und beruhigender Distanz für das ganze System „Benita“. Es fällt uns schwer jetzt genug Geduld aufzubringen, die sich öffnenden Tore nicht sofort aufzureißen und hineinzusehen, sondern sich dennoch langsam anzunähern. Den Staub nach und nach zu entfernen, nachreifen zu lassen, in dem Wissen, dass unsere Seele (ja, ich denke die gibt es nur im Singular und sie verbindet alle Innenwesen!) uns zeigt, wie wir auf uns aufpassen können und sollen. Auf unser Inneres hören und dem Gehörten auch nachgehen!

So experimentieren wir, erkennen wir, stolpern und stehen wieder auf. Dankbarkeit ist es, das in uns ist, für unseren Weg. Auch dafür, ausreichend Mut und Kraft in uns zu finden.

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Familiengeheimnisse: The next generation?

Nicht mit ∑mir!

Als wir unseren Neffen kennenlernten, hatte er bereits 9 Monate Leben hinter sich gebracht. Also eigentlich 18 Monate. Die Hälfte davon im geschützten Raum. Ich hatte es gefühlt Tante zu sein und meinen Bruder kontaktiert, nach neun Jahren nahezu kompletter Funkstille, die bloß von der Nachricht des Todes meines Vaters unterbrochen worden war.

Es war nett von meinem Bruder, dass er mir dies persönlich sagen wollte. Ein amtliches Schreiben erreichte ∑mich damals nur Tage später.

Nach meinem Anruf und der Bestätigung, dass ich Tante bin, wurde es schwierig. Mein Bruder hatte Angst gehabt mir von seiner Vaterschaft zu berichten, da ich immer wieder meinte, dass er Therapie bräuchte und besser nicht Vater wäre, wenn er dies verweigert. Gemeinsame Therapiestunden um einander nach fast einem Jahrzehnt wieder zu finden und das erste Kennenlernen mit meinem Neffen folgten.

Das hatte ich mir gut überlegt. Ich war von allen Verwandten verlassen worden, als ich ein Kind war. Die Familie brach den Kontakt zu meinen Eltern ab – oder war es umgekehrt? – zu dem Zeitpunkt, als sie erkannten, wieviel Gewalt es bei uns gab? Oder hatten sie es nicht erkannt, sondern nur das Weite gesucht da meinen Eltern niemand so recht nahe sein wollte, der einigermaßen liebesfähig und einfühlsam war. Jene Verwandten fehlten mir. Verzeihen wollte ich diesen frühen und sehr existentiellen Verlust Jahrzehnte nicht. Ich konnte es nicht verstehen, dass sie uns Kinder mit diesen Eltern alleine ließen.

Das wollte ich niemals machen. Bei allen Schwierigkeiten mit meinem Bruder, war mir klar, dass ich das Vertrauen und die Liebe meines Neffen gewinnen möchte. Dass dies jedoch von mir Verantwortung für dieses junge Leben bedeutet. Zumindest solange er mich sehen möchte, werde ich da sein, schwor ∑ich mir. Mit dem Buben war es stets einfach für mich. Wir standen einander nahe, obwohl ich stets haderte, ihn nicht genug lieben zu können. Nicht die Leichtigkeit zu haben, die ein unbeschwerteres Leben mit sich gebracht hätte. Dennoch er besuchte mich stets gerne. Familiengeheimnisse: The next generation? weiterlesen

Eingesperrt: ein Gefühl

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Der Baum vor dem Fenster – mein Freund. Mit den Augen halte ich mich an ihm fest und versuche die Häuser dahinter auszublenden. So ein Glück, hoch im 4. Stock schaue ich in seine sich langsam verfärbende Krone. Noch habe ∑ich recht viel Grün im Blick, bevor der Winter den Hintergrund freigibt.

Seit einer Woche wieder in meiner Wohnung. Die in 5 Wochen abgenommenen Kilos wieder Frust- und Stress-gefuttert. Hole mir die Natur über You Tube in meine Bleibe. Das tut gut – Vogelgezwitscher und das Gurgeln eines Baches. Allein das Geräusch der in der realen Welt vorbeifahrenden Autos trübt die Illusion.

Ein Gehörtest vor Jahren hat es ergeben, ich habe ein überdurchschnittlich gutes Gehör. Laufe mit Gehörschutz durch die Straßen meiner Geburtsstadt, der ich bislang noch immer nicht entkommen bin. Die Stadt mit der weltweit größten Lebensqualität hat eine Studie ergeben. Ja, Wien ist schön. Das Wien meiner Kindheit gibt es nicht mehr. Das Grau der Häuser ist einem dekadenten Luxus gewichen.

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Kurskorrektur

Der „liebste Award“ hält mich fest im Griff, obwohl ich noch immer die ausstehenden Fragen nicht beantwortet habe, oder vielleicht deshalb?

Nun habe ich auch noch eine zweite Nominierung erhalten und eine dritte könnte ich mir nehmen, wenn ich denn die Fragen von Luise Kakadu beantworten möchte.

Das reizt mich. Und es war eine ihrer Fragen, die mich genau dort traf, wo es derzeit in mir arbeitet.

… interessant, ich habe die Frage nicht dort gelesen, sondern irgendwo anders, oder ich habe sie mir zusammengereimt?

Die Frage, die ich dachte gelesen zu haben lautete:

Liest du lieber Blogs oder schreibst zu lieber?

Und diese Frage machte mir klar, wie sehr es ∑mich stresst alle Blogs zu lesen, denen ich selbst folge und das bereits seit mehreren Wochen.

Eindeutig bin ich in meinem Herzen eine Person mit Sendungsbewusstsein. Ich schreibe gerne. Ich hoffe, etwas mitteilen zu haben. Und um Texte schreiben zu können, die mir wichtig sind, gehört Recherche zum Teil dazu, aber auch Bildung. D.h. das Lesen von Büchern. Allerdings lese ich ausgesprochen langsam. Alles in ∑meinem Leben verläuft langsam. ∑Ich brauche viel Zeit für ∑mich. Sehr viel Zeit.

Nun dieses langsame Lesen hat selbstverständlich auf Einfluss darauf, wieviele Blogs ich lesen kann. Zudem ist ∑mir wichtig, die Personen hinter dem geschriebenen Wort zu erfassen. ∑Ich fühle Beiträge, spüre zwischen die Zeilen. Reflektiere, was es mit ∑mir macht – vor allem, wenn sehr intime oder belastende Begebenheiten und Gefühle berichtet werden. Jeder Text, den ich lese hat etwas mit mir zu tun. So möchte ich das. ∑Ich möchte keine Blogs lesen, die mir nicht so nahe gehen, wie ich es mir wünsche.

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Stillhalten?: Wenn’s genug ist!

Habe Angst zu schreiben. Tue es dennoch. Um die Furcht zu besiegen? Vielleicht ist es unvernünftig?

„Es ist gefährlich!“, hallt es von innen. Ja, das ist es. Bloggen ist auch gefährlich, weil es viel auslösen kann, aber nicht nur.

Balanciere zwischen zwei Wolkenkratzern – wohl gesichert. „Lieber auf die nächste Therapiestunde warten und inzwischen untertauchen?“  Wir sind auf Tauchstation seit der Debatte um „Leben mit DIS#1a“. Wir fürchten uns weiterzuschreiben.

Innen hat es Vieles ausgelöst, das noch nicht verarbeitet ist, ja nur teilweise eingeordnet. Ich denke, ich muss weiter tun um nicht wieder in mein Muster zu flüchten zu verfallen.

Unter Angst dann den nächsten Beitrag publiziert. Mich gut gefühlt. In der Nacht einen Text zu den inneren Auslösern geschrieben – noch unvollständig. Für uns. Für die Therapie. Ein verletzender Kommentar zum zuletzt veröffentlichten Artikel am nächsten Tag. Vermutlich Unverständnis, vielleicht gut gemeint. Der wackelige Boden wird unter den Füßen weggezogen.

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