Leben mit DIS #48: Trigger- und Fashbackflut

Es war für uns unvorstellbar, ja nicht einmal annähernd absehbar, wie sehr uns der Kauf von Möbeln für die neue Wohnung herausfordert. Nicht alleine, weil wir das alles zu massiv gestiegen Preisen machen müssen, die Entscheidung schwer fiel, oder die Planung von Küche anstrengend ist? Das sind nur lächerliche Kleinigkeiten im Vergleich zur wirklichen Herausforderung: Die Überschwemmung mit Triggern und Flashbacks auf unterschiedlichsten Bereichen nahezu zeitgleich ohne ausreichend Zeit zu haben, diese einzuordnen oder sie bewusst zu machen.

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Leben mit DIS #46: Einsamkeit unter Menschen

Ist ein Gefühl, das sich durch unser Leben zieht  Tatsache ist, dass andere einfach nicht wahrnehmen, was uns ausmacht und wer wir sind. Niemand sieht, welche Bedürfnisse wir als DIS Frau und überhaupt haben und wie sehr uns andere Menschen überfordern, wie sehr uns das Leben überfordert.

Wir haben uns in einer oberflächlichen Freude verloren und unsere Innenwesen ignoriert. Fazit: unser Körper funktioniert nicht. Es muss uns doch hier jetzt gut gehen in der neuen Wohnung. Nein, das MUSS es nicht. Die Hülle (Wohnung) ist noch lange nicht fertig. Die Hilfe, die wir bekommen ist viel zu wenig. Andere haben Familienmitglieder, die 14 Tage und länger mithelfen die Wohnung einzurichten. Das haben wir nicht. Wir sind fast zur Gänze auf uns gestellt.

Dadurch ist keine Zeit für uns da. Keine Zeit für die Innenkinder, zu wenig Zeit für Sport, Yoga, Meditation. Wir hören anderen zu, aber wer hört uns zu? Nicht einmal wir selbst. Erleben wir eine Wiederholung unserer Kindheit, auch weil wir sie reproduzieren? Nein, denn wir werden geachtet und gemocht und wir entscheiden über unsere Grenzen.

Vielleicht kommen wir auch erst langsam in der neuen Umgebung an? Es ist kein Urlaub, von uns selbst und alles ist jetzt vorübergehend anders. Das ist jetzt unser Lebensmittelpunkt und es ist unsere Aufgabe eine Balance zu finden zwischen innen und außen, zwischen mit anderen sein und Rückzug und unser Leben verfolgen.

Und eigentlich ist das eine lohnende Aufgabe, allerdings ist sie tatsächlich so unvorstellbar schwer, wie wir vermutet hatten.

Schau dir „Dissoziative Identitätsstörung: Jessie lebt mit 7 Persönlichkeiten I TRU DOKU“ auf YouTube an

Wir mögen gerne hier eine Dokumentation über eine weitere Frau mit einer DIS teilen, in der wir uns absolut wiederfinden.

Auch die Situation wie sie damit umgeht und es möglich ist, es als Außenstehende:r zu ignorieren ist erschreckend und unser Alltag.

Dadurch wird natürlich die massive Belastung nur erzählt und nicht vorgeführt, was wir schätzen. Denn weshalb müssen DIS Betroffene ihre innersten Verletzungen nach außen kehren, noch dazu vor einer Kamera, was für sich schon ein enormer Trigger sein kann, damit ihnen geglaubt wird, wenn es doch von niemandem in dieser Gesellschaft sonst erwartet wird? Wo bleibt bei Frauen, die (sexuelle) Gewalt erfahren haben die Empathie?

Allerdings ist es auch fein, offen über einiges sprechen zu dürfen, wenn es passt, denn über die erlittene Gewalt nicht sprechen zu können bzw. dürfen ist retraumatisierend. Das ist der Zwiespalt beim Umgang mit dem Brechen von dem Tabu selbst (sexualisierte) Gewalt ab dem frühesten Kindesalter erlitten zu haben, dem Zwiespalt beim Versuch das Tabu um DIS zu brechen und zugleich unbeschadet aus diesem Vorgang hervorzugehen.

Hier ist der Link zur Dokumentation:

Schau dir „Dissoziative Identitätsstörung: Jessie lebt mit 7 Persönlichkeiten I TRU DOKU“ auf YouTube an weiterlesen

Leben mit DIS #40: Selbstaufgabe erkennen tut fast unerträglich weh!

Wenn um zu Überleben nur bleibt sich selbst aufzugeben und in ganz viele Teile aufzusplittern, dann ist es ein Glück, wenn zumindest ein Teil die Erinnerung trägt, wer das ICH eigentlich einmal hatte werden sollen oder wollen.

Wenn dann durch ganz viel Hilfe und noch viel mehr Glück, sich dieses ICH, das weiß, dass sich eine selbst aufgeben musste, Gehör verschaffen kann, dann tut es weh, so außerordentlich weh, dass es scheint es ist nicht zu ertragen.

All die verlorenen Chancen erkennen, sich all diese Gewohnheiten, der täglichen Selbstaufgabe wieder ab zu gewöhnen, das scheint eine viel zu große Herausforderung zu sein, nach 55 Jahren Lebenszeit.

Dann, wenn der Schmerz so überhand nimmt, dass ein Weiterleben angezweifelt wird, ist es wichtig wahrzunehmen, dass das Erkennen der Selbstaufgabe ein Prozess war und ist. Es ist ein Weg, den wir seit Jahrzehnten gehen und das Gerümpel vor der Türe des ICH langsam aber doch stetig immer mehr wegräum(t)en.

In diesem Moment ist es ein Glück zu erkennen, dass das Wegräumen vielleicht zu unserer Lebensaufgabe gehört. Vielleicht gehört ja auch das Zersplittern als Möglichkeit um zu überleben zu unserer Lebensaufgabe?

Jetzt, in diesem Augenblick des nahenden Sieges über einen fast übermächtigen Gegner, der massive Gewalt seit frühester Kindheit heißt, aufzugeben, wäre die wahre Selbstaufgabe. Es wäre ein letztes Aufbäumen der Gewohnheit, die uns stets einschränkte, weil es zuerst nötig war um den Körper und damit das Überleben zu schützen und wir dann nicht sahen, dass es nicht mehr erforderlich ist, sondern zum Gefängnis wurde.

Das Allerschlimmste ist schon lange vergangen. Was wir heute fühlen, in der Erinnerung, sind jene Schmerzen, die wir damals abtrennen mussten. Mit jeder Träne, mit jedem Schmerz der Erkenntnis befreien wir das ICH aus seinem Versteck und lassen es die Luft des heute atmen.

Es sind der Atem der Lebendigkeit und die Luft der Liebe zu sich selbst.

Auch das noch: Ein Nachruf auf Willi Resitarits

Der große österreichische Musiker, Menschenrechtsaktivist und Humanist

Willi Resitarits (1948 – 2022)

ist nicht mehr.

Allanich fia di

Er ist Medienberichten zufolge heute tödlich verunglückt.

Es ist eine Todesnachricht, die uns persönlich trifft und sehr traurig macht. Seine Musik hat uns seit unserer Kindheit begleitet.

Ein wesentlicher Kontakt mit ihm, im Rahmen einer Veranstaltung, war 1993 bei dem von ihm mit initiierten „Lichtermeer gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz“. Das war eine beeindruckende Demonstration gegen das sog. Ausländervolksbegehren der damaligen FPÖ unter Jörg Haider und einer aufkommenden Stimmung gegen Ausländer:innen in der Gesellschaft mit ca. 300.000 Teilnehmer:innen in der Wiener Innenstadt. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Lichtermeer

Darüberhinaus waren wir nur auf zwei weiteren seiner Konzerte. Einmal als er mit seinem Alter Ego Dr. Kurt Ostbahn auftrat ca. 1990 und dann viel später bei einem Auftritt mit seiner Band „Stubnblues“ auf einem Open Air im Wiener Prater.

Berührt hat uns sein unermüdlicher Einsatz gegen Rassismus, Xenophobie und für eine Demokratische Kultur, die immer auf die Schwächsten in der Gesellschaft schaut, tief in unserem Inneren. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Willi_Resetarits

Ganz persönlich begegneten wir ihm in den 1990ern schon deshalb immer wieder, weil wir damals ums Eck wohnten und auch dieselben Lokale besuchten. Auch wenn wir ihn nie angesprochen haben, war er gefühlt immer um uns.

Im Jahr 2000 moderierte Willi Resetarits im Radiosender Ö1 die monatliche Sendung Ein Pferd kehrt heim, die später umbenannt wurde.

Im Rahmen dieser Sendung rief er einmal dazu auf ihm Beiträge über die Liebe zu senden, worauf wir damals auf eine Musikkassette 1 Minute lang das Wort „Liebe“ in unterschiedlicher Intonation aufnahmen und an die Sendung schickten. Das war bislang unser größter „moment of fame“ in unserem Leben, als er unsere Aufnahme mit Namensnennung in der Sendung abspielte. Wir waren so dankbar und stolz.

Es ist gar nicht leicht ein Lied aus seinem großen Œuvre zu wählen, darum wurden es zwei.

Waun de Musik vuabei is

Ruhe in Frieden lieber Willi Resitarits, du bleibst in unserer Erinnerung 🌈🙏 🕊️🍀😢🎶🍀👏 das ist unser Abschiedsapplaus.

Off topic und geteilt: Kriegerische Sprache Deutsch

Wir haben zuvor einen interessanten Text zum Kriegsvokabular in der deutschen Alltagssprache gelesen. Eigentlich lohnt es immer darüber nachzudenken, wie wir uns ausdrücken und verständigen, in diesem Zusammenhang ist der Anlass dafür leider zu aktuell, was die Reflexion noch dringlicher macht.

Hier der Link zum Artikel im SZ-Magazin:

https://sz-magazin.sueddeutsche.de/sprache/kriegerische-sprache-deutsch-91384?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

War Songtext
von Edwin Starr

War deutsche Übersetzung

War Songtext

(War) h’uh
Yeah!
(What is it good for?)
Absolutely (nothin) uh-huh, uh-huh
(War) h’uh
Yeah!
(What is it good for?)
Absolutely (nothin‘)
Say it again, y’all

(War) h’uh (h’uh) look out!
(What is it good for?)
Absolutely (nothin‘)

Listen to me

Ooh war, I despise
‚Cause it means destruction of innocent lives
War means tears, to thousands of mother’s eyes
When their sons go off to fight and lose their lives
I said, war (h’uh)
Good God, y’all!
(What is it good for?)

Absolutely (nothin‘) ‚gin
Say it, again

(War) whoa (h’uh) whoa-whoa, Lord

(What is it good for?)
Absolutely (nothin‘)
Listen to me!

(War)
It ain’t nothin‘ but a heartbreaker!
(War)
Friend only to the undertaker

Ooh, war
Is an enemy to all mankind
The thought of war blows my mind
War has caused unrest

Within the younger generation
Induction, then destruction
Who wants to die?
Ooh war, Good God (h’uh) y’all!

(What is it good for?)
Absolutely (nothin‘)

Say it, say it, say it
(War)
Woah-h’uh (h’uh) yeah uh
(What is it good for?)

(Absolutely) nothin‘
Listen to me

(War)
It ain’t nothin‘ but a heartbreaker
(War)
It’s got one thing and that’s the undertaker

Ooh, war
Has shattered many a-young man’s dreams
Made him disabled, bitter, and mean
And life is much too short and precious
To spend fighting wars each day
War can’t give life
It can only take it away
Oh, war!
(H’uh) Good God, y’all
(What is it good for?)
Absolutely (nothin‘)

Say it, again
(War)
Whoa (h’uh) whoa-whoa, Lord
(What is it good for?)
A-absolutely (nothin‘)
Listen to me!
(War)
It ain’t nothin‘ but a heartbreaker
(War)
Friend only to the undertaker
Woo!

Peace, love and understanding tell me
Is there no place for anything else?
They say we must fight
To keep our freedom
But Lord, knows there’s got to be
A better way
Oooh

(War)
God, y’all! (uh)
(What is it good for?)
You tell ‚em! (h’uh)
Say it, say it, say it
(War)
Good God (h’uh) now, h’uh
(What is it good for?)
Stand up and shout it
(Nothin‘!)

Verkehrte Welt

Bad und Vorzimmer müssen neu geplant werden. Die Fliesen sind nicht mehr erhältlich, weil das Werk geschlossen wurde, das sie erzeugt hat.

Weshalb es geschlossen wurde wissen wir nicht. Aber Fliesen Herstellung braucht viel Energie, oder? Hängt es indirekt mit dem Krieg in der Ukraine zusammen?

Gedanken drehen sich in unserem Kopf. Wir gehen heute also zum vierten mal ins Fliesen-Studio des Großhändlers werden gustieren und auswählen, rechnen, ob wir uns das leisten können und uns dann letztendlich darüber freuen etwas gefunden zu haben, das passt. Hoffentlich.

Sicher werden wir etwas finden und doch fühlt es sich gerade so falsch an alles, ein Luxusproblem. Die vom Bauträger vorgegebenen neuen Fliesen sind hässlich, na und?

Wir haben ein Dach über dem Kopf, Nahrung und medizinische Versorgung, wie wichtig sind farblich schöne Fliesen?

Und dennoch, es ist das erste Mal, dass wir das Geld haben unsere Wohnung nach unseren Vorstellungen ein bisschen anzupassen und die Standard Fliesen erinnern uns an Erbrochenes, das ist leider so. Wer will schon täglich diese Assoziation in den eigenen vier Wänden?

Mit den Möglichkeiten kommen die Wünsche. In welch schrecklichen Wohnungen haben wir bisher gelebt. Und dennoch im Vergleich mit anderen Weltregionen war es immer Luxus, auch wenn wir kein Bad in der Wohnung hatten für über drei Jahre und keine Heizung, nur einen kleinen Elektro-Radiator.

Wir dürfen uns das jetzt leisten, sagen wir uns.

Und in der Ukraine werden Städte zu Schutt gebombt. In Mariupol haben Leute ihre neue Wohnung geplant, so wie wir heute und jetzt sind diese Häuser zerstört. Mit Glück leben die Menschen noch und wir wissen nicht, ob sie das momentan als Glück ansehen können.

Es fühlt sich gerade alles ganz verkehrt an und krotesk. Hier weiter zu tun, als wäre nichts und nicht viel mehr tun können als wenig zu spenden. Mehr Kraft haben wir nicht. Aber sollten wir mehr spenden und unsere Wünsche zurück stellen? Unser Kopf schwirrt, alles ist so tragisch und wir wollten uns doch freuen auf die neue Wohnung.

Bitte, möge dieser Krieg schnellstmöglich ein Ende finden. 🕊️🍀🕊️🍀🕊️🍀🕊️🏵️🌼🌸🌱

Wenn ein Tier leidet

Es ist schwierig für uns zuzusehen, wenn ein Tier leidet. In unserem Feriendomizil sind wir seit Dienstag alleine um ein großes Haus, Garten und zwei Kater zu versorgen.

In diesem Haus ist es seit gut 60 Jahren nicht mehr vorgekommen, dass niemand der Familie anwesend war. Seit die beiden Kater unserer Bekannten hier wohnen, war ihre Mutter, die ebenfalls im Haus wohnt, noch niemals über Nacht fort. Ja, C. ist immer wieder einige Tage oder auch Wochen weg, aber die Mutter war immer eine Konstante, auf sie war Verlass. Nun ist es heuer aber so, dass die alte Dame vielleicht zum letzten Mal in ihrem Leben ihre Verwandten und Freun*innen in Deutschland besuchen fuhr.

Und einer der beiden Kater leidet enorm. Seit nunmehr drei Tagen sitzt er vor einer der beiden Wohnungstüren von U.s Wohnung und wartet und „weint“. Denn er maunzt nicht richtig, es ist ein unterdrücktes Wimmern und er schaut unfassbar traurig. Bislang haben alles gut Zureden und extra Streicheleinheiten noch nicht geholfen.

Zuvor haben wir ihn in die versperrte Wohnung von U. gelassen und ihm Zeit gegeben zu verstehen, dass sie nicht da ist. Er ging auf und ab, stieß seinen Kopf gegen den einen Türstock, dann gegen den anderen und gegen den Tisch. Aber er kam immer wieder zu uns und ließ sich streicheln und etwas trösten. Selbst nach einiger Zeit wollte er jedoch die Wohnung nicht verlassen. Er legte sich auf den Teppich in der Küche und schaute traurig. Sein Zustand war so bedauernswert, dass wir nur weinen konnten.

Dann hatten wir den Eindruck, er möchte in dieser Umgebung alleine sein, was wir ihm ermöglichten. Als wir zuvor ca. eine Stunde später nach ihm sahen, war er gegangen. Zumindest hatten wir ihn nicht gefunden. Hoffentlich haben wir ihn nicht in der Wohnung eingesprerrt. Wir werden nochmals nachsehen gehen. Wir hoffen sehr, dass wir ihm helfen konnten.

Wie wird es diesem Kater wohl ergehen, wenn U. Ende Oktober in eine Seniorenresidenz ziehen wird? Das wird hart für ihn. Er ist zwar C.s Kater, aber sein Herz gehört U.

Leben mit DIS #35: Soziales Miteinander in der Kindheit? ….. Fehlanzeige!

Hannah Arendt – dt. amerik. Philosophin und politische Denkerin

Unsere Therapeutin tätigte letzte Therapiestunde eine Aussage, die uns ins Mark traf, weil sie so wahr ist!

Wir sprachen darüber, weshalb uns „Freund*innen“ das „ihr“ (Mehrzahl) in der Ansprache verweigern, was aktuell oft geschieht und weshalb dadurch, dass wir uns nicht mehr verbiegen mögen, langjährige „Freundschaften“ nun demaskiert werden und weil wir Trigger erkennen aber in der Beziehung nicht klären können, nicht wissen ob bzw. wie diese Freundschaften weitergeführt werden können.

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Leben mit DIS #34: zu hohe Ansprüche?!

Dieses wunderbare Bild habe ich auf der Kunstmesse „Parallel 2019“ in Wien gesehen. Es stammt von Michaela Konrad und heißt SPACETIME. (Danke aquasdemarco für die Info.) Auf Wunsch der Künstlerin wird das Bild hier selbstverständlich gelöscht! Dafür bitten wir höflichst um Kontaktaufnahme. Es passt nur so gut zum Text, dass wir es verwenden. Wir bitten um Verständnis.

Wir hören von unserer Therapeutin immer wieder, dass wir so hohe Ansprüche an uns haben, dabei ist es so, dass wir mit aller Kraft und völlig ungenügend die Anforderungen der Umwelt, die zum überwiegenden Teil aus UNOs bestehen versuchen zu erfüllen.

Diese Anforderungen heißen, sie, die UNOs, nicht belästigen mit unserer Geschichte oder mit den Schwierigkeiten unseres Lebens, sowie akzeptieren, dass sie nicht gewillt sind, sich hineinzuversetzen wie es uns ergehen mag, wie es sich anfühlen mag von frühester Kindheit an sexualisierte und psychische Gewalt erlitten zu haben. Denn wenn wir versuchen, die Leute damit zu konfrontieren, verlieren wir sie als „Freunde“, werden auch aktiv ausgeschlossen aus einer Gesellschaft an deren Rand wir stehen, weil wir zu schwierig sind. Das ist bis auf vielleicht eine Ausnahme in unserem Leben die Realität der wir täglich 24h gegenüber stehen, nur unterbrochen von 1h Psychotherapie wöchentlich.

Ja, uns geht es auch auf die Nerven dies zu sagen, aber es ist unsere Realität. Und es sind Anforderungen, die uns nahezu täglich so enorm erschöpfen, dass wir kaum mehr Kraft haben, als gerade noch zu überleben und versuchen dennoch zu heilen. Wir wissen nur nicht, wie ein solches Leben der kontinuierlichen Retraumatisierung mit einem Heilen von DIS und Spaltung zusammen gehen soll?

Wir nehmen an, dass es vermutlich ein Gefühl der Überforderung ist, das Leute bewegt sich innerlich von unserer Geschichte so zu distanzieren, dass sie sich nicht einfühlen wollen. Aber dieses Wissen hilft uns nicht weiter, es schmerzt dennoch unerträglich stark. Und wir sind nicht der Ansicht, dass schwierige Lebensereignisse nur in Therapiestunden überhaupt eine Berechtigung haben erzählt zu werden, was auch schon an uns herangetragen wurde. Das ist auch ganz unmöglich. Dann nämlich mögen wir auch nicht mehr belästigt werden mit Seelenleid von UNOs, das uns fremd ist und wir uns dennoch einfühlen können. Was wäre das für eine Welt, wenn wir mit schmerzvollen Erfahrungen nur in Psychotherapien hoffen dürften gehört zu werden? Das ist das Tabu von Gewalterfahrungen, wenn derlei nur für diesen Bereich der Erfahrungen gälte.

Zurück zu den Anforderungen. Wir selbst haben im Grunde nur zwei. Leben lernen mit unseren Fähigkeiten und Interessen und gemocht werden, wie wir wirklich sind, mit dem was da ist. Ist das so viel? …. Stimmt das? Ja, denn hinter allen unseren Bemühungen stehen im Grunde diese Wünsche. Auch in den täglichen Anstrengungen zur Ruhe zu kommen und nicht durchzudrehen. Unsere eigenen Anforderungen umzusetzen gelingt irgendwie kaum, weil sie im Widerspruch stehen zu den Anforderungen, die wie oben beschrieben zugleich das Tabu Gewalterfahrung in sich tragen, die von außen an uns herangetragen werden.

Es ist zum Haare raufen, toben und verzweifeln.