Leben mit DIS #10: „Warum immer so schüchtern?!“

Mit einer Tonlage zwischen Anklage und Ermunterung stellte der 88jährige Vater einer Freundin uns heute diese Frage.

Seit ungefähr 10 Jahren verbringen wir im Sommer mehrere Tage bis Wochen im Haus von C. Davor war es das Haus von O., der es bereits zu Lebzeiten an seine Tochter weitergab, so wie auch er es geerbt hatte. Es ist ein großes Haus. Sowohl O. mit seiner Frau als auch C. und deren Familie lebten hier. Nun sind C.’s Kinder ausgezogen. Neben den Haushalten der Eltern und der Tochter gibt es noch eine Gästewohnung, in der ich im Sommer unentgeltlich der Stadt mit Hitze und Lärm entfliehen darf.

Es ist nicht selbstverständlich, dass Menschen die es sich leisten können so großzügig agieren. Viele erkennen den eigenen Wohlstand nicht. So bin ich dankbar hier sein zu dürfen. Nachdem ich das gratis Haus sitten beendet habe, mach ich heuer einfach nur Urlaub.

C’s Vater sehe ich kaum, obwohl wir im selben Haus wohnen. Er ist ein alter Mann und hat Schwierigkeiten zu gehen, sodass er viel Zeit in seiner Wohnung verbringt, in der ich naturgemäß selten zu Gast bin. Mal auf eine Jause oder einen Plausch, das wäre es  schon. Wobei er sich dann auch schnell zurückzieht und ich mehr mit C’s Mutter spreche.

Vielleicht liegt es an mir, dass er sich immer zurückzieht? O. ist ein unaufgeregter Mann und ich erkenne immer wieder, dass in ihm ein großes Herz schlägt. Trotz seiner Friedfertigkeit haben wir Angst vor ihm. Lächerlich eigentlich, da wir aufgrund seines Alters sowohl mit kämpfen, als auch mit fliehen wohl als Siegerin hervorgehen würden. Er kann uns absolut nichts mehr anhaben. Abgesehen davon, dass er es nicht mehr könnte, hat er keinerlei Interesse daran anderen Schaden zuzufügen. Das einzig unangenehme ist ein gewisses Macho-denken, welches seiner Generation entspricht. Allerdings findet es sehr selten seinen Ausdruck. Was eventuell jedoch an der mangelnden Möglichkeit liegt, dass ich es wahrnehme.

Heute war eine dieser seltenen Begegnungen. Vergangene Nacht gab es einen lauten Pumperer, einen Krach, unvermittelt gegen zwei Uhr früh. Ob ich es auch gehört habe, fragte mich C’s Mutter heute Mittag. Mit etwas Nachdenken fiel mir ein, dass ich erschrocken war und sofort nachsehen ging, ob da jemand ist, oder was das sein kann, aber nichts erkannte.

Nachdem wir gemeinsam das Haus inspiziert hatten und alles in Ordnung erschienen war, berichteten wir O. von unseren Erkenntnissen.

O. saß im Schlafzimmer an seinem Laptop und machte Buchhaltung. ∑Ich wusste aber nur, dass er im Schlafzimmer war. Dass er dort auch einen Schreibtisch hatte, konnte ich ja nicht ahnen. Also dachte ich, dass er sich vielleicht etwas hingelegt hatte. Es war noch Mittagszeit. Ich gehe nicht einfach ins Schlafzimmer anderer Leute. Das ist mir unangenehm, auch wenn C’s Mutter vorgegangen war.

Da ich von außen dann auch sprach, meinte O., ich solle doch herein kommen. Dann ist das in Ordnung, auch für mich. Danach fiel der Satz: „Warum immer so schüchtern?!“ Ich konnte nichts sagen, lächelte die Aussage weg, schämte mich und wir brachten mit vereinten inneren Kräften das Gespräch zu Ende.

Aus der Wohnung draußen, begaben wir uns an einen Ort, wo ich nicht sofort gesehen werde, setzen uns auf die Stufen und weinten. Chaos im Kopf. Sollen wir ihm sagen, dass wir eben Angst vor ihm haben? Er würde es nicht verstehen. Wir dachten, dass wir ohnedies schon sooo locker sind in dieser Familie und so selbstsicher. Und es ist noch immer nicht genug? Nerven wir vielleicht mit der Zurückhaltung und Ängstlichkeit, damit mich immer am liebsten in Luft auflösen zu mögen und keine Belastung zu sein. Einer unserer inneren Glaubenssätze, stets eine Belastung für andere Leute zu sein, statt eine Bereicherung. Gedanken kamen, wie: „Wenn der wüsste, was mein Vater mit mir gemacht hätte, wäre ich so „frech“ zu ihm gewesen, wie ich es zu O. eben war.“ O. hatte im Gespräch gesagt, dass ich vermutlich nicht seine Buchhaltung machen wolle? Ich meinte: „Dabei hab ich das gelernt.“, worauf er antwortete, dass er da sein eigenes System habe. Es war Small-Talk, nichts Aufregendes — für andere Menschen!

Für ∑mich war es ein Wagnis. Einem Mann der Generation meines Vaters überhaupt ohne zittern entgegenzutreten ist ein sehr großer Kraftakt. Nichts anmerken lassen, locker bleiben und ein Gespräch führen für das ich als Kind oder Jugendliche im besten Fall NUR angeschrien worden wäre.

Kein einigermaßen gesund fühlender Mensch mit halbwegs glücklichem Leben kann sich ausmalen, wie konditionierend es ist mit alltäglicher Gewalt aufzuwachsen. Damit aufzuwachsen, nicht sein zu dürfen, Fußabtreter zu sein und (Sex-)Sklavin für den eigenen Vater und andere Männer dieser Generation.

Vielleicht zieht sich O. stets schnell zurück, weil er nicht mehr darüber wissen möchte, was ich erlebte und nicht wirklich verstehen will, weshalb ich so verschreckt bin? Dann war es ein Trigger! Ich darf nicht sein wie ich bin. Das kennen wir doch! Sollen jetzt gesund agieren in seiner Gegenwart, selbstsicher und entspannt. Wie bitte soll das gehen? Einfach so?

 

19 Gedanken zu „Leben mit DIS #10: „Warum immer so schüchtern?!““

  1. Liebe Benita,
    Vielen Dank! Es macht nichts, dass Du erst jetzt geantwortet hast. Ich habe nichts erwartet. Mein Kommentar hat mir selbst einen Weg gezeigt. Vieles kommt mir erst beim Schreiben in den Sinn. Ich habe gerade nochmal meinen Kommentar gelesen und war erstaunt darüber, nicht negativ, nein, eher positiv. Um so mehr freut es mich, dass Du die Sache mit dem Bezugspunkt gut fandest.
    Ich danke Dir für Deine aufrichtige Aufmerksamkeit.
    Liebe Grüsse
    Michel

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  2. Schwierig, das wird man wohl nie ganz los. Ich habe auch Respekt vor der Generation meiner Eltern, fühle mich heute noch als Kind, obwohl das ja schon lange vorbei ist. Es kommt mir vor, als wäre dieser Bezugspunkt zu den Eltern, wie der Ausgangspunkt, von wo aus alles gemessen wird, zumindest bei mir. Eigentlich völlig irreal, denn meine Eltern waren ja auch mal Kind und deren Eltern auch usw…. Eventuell muss ich mir einen eigenen Bezugspunkt erschaffen, unabhängig von meiner Vergangenheit.

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    1. Lieber Michel,
      einen selbstgewählten Bezugspunkt schaffen im eigenen Leben finde ich eine sehr wichtige Aufgabe. „Respekt“ habe ich vor meinen Eltern keinen. Angst ja, Respekt nein, den haben sie sich niemals verdient. ….. Ich schreibe das, weil ich denke, dass du „Respekt“ geschrieben hast und Ängstlichkeit und Vorsicht gegenüber dieser Generation meinst. Ich empfinde das als unterschiedlich. Für mich hat Respekt etwas mit Anerkennung, Hochachtung, aber durchaus auch mit der Möglichkeit einer Nähe und Herzlichkeit zu tun. Da ist Vorsicht oder ein mich schützen nicht unbedingt nötig.

      Es tut mir leid dass ich so lange nicht geantwortet habe. Ich wollte auf deinen Kommentar eingehen und nicht irgendetwas schreiben.

      Hab einen schönen Abend.
      Liebe Grüße
      „Benita“

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  3. Hallo Benita! Stellenweise finde ich mich in deinem Text wieder, gewisse „Männertypen“ triggern einfach mit ihrer puren Anwesenheit und jeder von ihnen gesagte (noch so belanglose) Satz macht es schlimmer. Einmal durfte ich die Erfahrung machen, dass sich dieses „falsch verstrickte“ Muster auflösen konnte, als ich ein längeres Gespräch (allerdings mit Begleitung) mit einem Herren führen konnte und so merken durfte, dass er völlig ungefährlich, nett und freundlich ist. Aber oh je, was war das für eine Panik und Überwindung vorher… Kaum in Worte zu fassen. Doch es hat sich gelohnt, denn diese Erfahrung färbt tatsächlich teilweise auch auf andere Begegnungen ab. Ich wünsche euch, dass ihr Herrn O. irgendwann vielleicht auch als weniger gefährlich einstufen könnt, denn vielleicht zieht er sich auch zurück, weil er sich wundert, warum er euch Angst macht? Ich kann diese Situation so sehr nachfühlen!
    Alles Liebe, Mrs. Tingley

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    1. Liebe Mrs. Tingley,
      danke für deinen Kommentar und dein Mitgefühl. 🙂

      Heute nach langem Kommentar-Chat mit einer Blog-Freundin auf ihrem Blog, wo das Thema gut zu meinem aktuellen passte, war das Resümee, dass Mut und Liebe in Kombination zur Heilung führen. (Vielleicht schreib ich noch einen Beitrag dazu. Ich hoffe, ich bin in der Kürze jetzt nicht zu unverständlich.)
      Dann schenkte mir das Leben eine Mutprobe. O.s Frau sagte mir, dass sie unterwegs ist nm. und am Abend wieder zurück. Ich war also mit O. alleine im Haus. (Meine Freundin ist dzt. verreist.) Dann wollte ich auch weggehen und hatte den Eindruck, dass ich es ihm sagen sollte, dass er nun alleine im Haus ist. Nur dass er es weiß. Er ist eben doch ein recht alter Mann. Und ich hatte Panik hinzugehen. Aber nach den Kommentaren, gab ich mir einen Schubs – was soll passieren? Ich war mir ja bewusst, dass er mir nichts antun kann. Ich bin stärker und schneller als er. Wenn ich ihn schubse fällt er vermutlich um, so wackelig wie er schon auf den Beinen ist.
      Gerade, als ich zu seiner Wohnung gehe und kämpfe jetzt hineingehen zu müssen und mich bemerkbar machen, kommt er mir entgegen, weil er in ein Zimmer nahe des Eingangs wollte.
      Ich überspielte meine Angst und sagte, dass ich nur sagen wollte, dass ich jetzt auch unterwegs bin.
      Er erschrak etwas von meinem Schwung, den ich zum Überspielen brauchte. Lächelte mich an und wünschte viel Vergnügen. Allerdings nennt er mich immer Mäderl (das werde ich nicht losbekommen) und dann sagte er „Bussi“ (ganz leise). Aber ich habe es nicht übergriffig empfunden. Eher habe ich seine Angst gefühlt. Seine Angst vor dem alleine sein im Haus, die er überspielte. Denn wenn fällt oder so, kann er sich nicht mehr helfen. Dann liegt er vielleicht stundenlang am Boden. Und ich habe es als Form der Entschuldigung gehört. Vielleicht, weil ich es so hören wollte? Irgendwie war ich gerührt.

      Dein Kommentar hat mich auch Nachdenklich gemacht, dass ich ihn vielleicht auch triggere, wie er mich triggert und er sich vielleicht deshalb zurückzieht. Er war als 16jähriger im 2. Weltkrieg in den sog. Volkssturm eingezogen worden. Das letzte Aufgebot Hitlers 1945. Ich denke, wer weiß, wie oft er Frauen und Kinder erlebte in umkämpften Gebieten, die einfach vor ihm Angst hatten, bloß wegen der Uniform? Vielleicht kann er auch deshalb nicht damit umgehen, wenn jemand vor ihm Angst hat?

      Ich habe einen Plan, dass ich jetzt einmal die Schieflage ändern mag für mich, dass er mich duzt und ich ihn sieze. Wenn er mich als Älterer duzt, ist das ja ein Angebot für ein „du“. Ich werde ihn also auch duzen. Will ich das? Ich denke es ist o.k. für mich.

      Ich hoffe, ich habe dir nicht zuviel geschrieben, dass nun gar nicht so zu deinem Kommentar passt. Deine Worte haben aber viel beigetragen, mir auch ein Herz zu fassen und nochmal hinzusehen und zu hören.

      Herzlichen Dank und alles Liebe dir.
      „Benita“

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  4. Das immer schüchtern sein hat ja einen Grund, also einfach dazu stehen.

    Ich habe vor Männern dieser Generation auch Angst. Ihnen zu begegnen und vor allem mit ihnen zu reden ist mir absolut zuwider.

    Mein Vater war auch so einer. Er war es, der mich mit seiner Art zu einem schüchternen Jungen machte. Lebenslang steckt das in einem drin…

    Liebe Morgengrüße vom Lu

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    1. Lieber Lu,

      Tatsache ist, dass mir das Wort „schüchtern“ für diesen Zustand nicht richtig erscheint und ich mich abgewertet fühle damit.

      Ich halte mich nicht für schüchtern als Wesenszug. Z.B. halte ich sehr gerne Vorträge auch vor größeren Menschenmengen. Hatte an der Uni kein Problem mit Referaten vor gefülltem Hörsaal, im Gegenteil, ich mag das sehr! Schüchterne Menschen mögen derlei eher nicht.

      Es triggerte mich gestern, kindliche Anteile kamen hervor und ich verwendete automatisch Überlebensmuster der (frühen) Kindheit, das hat mit Schüchternheit nichts zu tun. Wer mich also als schüchtern beschreibt, sieht mich und mein Leid nicht!

      Warum soll ich mir also eine falsche Beschreibung von jemanden, der mich nicht sieht, anziehen?

      Auch bin ich beispielsweise eine, die in Gruppen, wenn es darum geht das jemand beginnen soll über sich zu sprechen und dann eine_r nach der/dem anderen spricht, ganz oft das Eis breche und als erste spreche. Das ist NICHT schüchtern.

      Ich hoffe, ich konnte vermitteln, was mich verletzt hat.

      Liebe Grüße und eine gute Nacht
      „Benita“

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      1. Das ist schon irgendwie phänomenal…
        Ich breche da auch oft das Eis, überwinde meine Schüchternheit mit Absicht, liebe Benita, damit das Gespräch endlich in Gang kommt…
        Liebe Morgengrüße vom Lu

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        1. Lieber Lu,
          ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit HSP highly sensitve persons. Ich denke, dass mein Verhalten eher daher rührt, dass ich wesentlich feinere Antennen habe und Dinge fühle, die viele nicht fühlen. Daher auch das Eis brechen, weil die Anspannung zu ertragen viel schlimmer ist, als als erste zu sprechen. Gestern habe ich dazu wieder in einem Buch gelesen, aus dem ich dir gerne zitieren mag: „Der hochsensible Charakterzug (…) wurde lange Zeit nur anders bezeichnet, etwa als introvertiert. (…) Psychologin und Wissenschafterin Elaine Aron (…) beschrieb typische Merkmale. Sie erklärte, selbst der Ansicht gewesen zu sein, introvertiert und hochsensibel sei dasselbe, bis sie entdeckte, dass 30 % der Hochsensiblen sozial aufgeschlossen sind. Der Charakterzug wurde auch als gehemmt, ängstlich oder schüchtern bezeichnet. (…) Verhaltensweisen, die in einer ungewohnten Umgebung zutage treten können oder wenn der Hochsensible nicht genügend Unterstützung und Rückhalt erfährt. Keine dieser von Außenstehenden getätigten Beschreibungen bringt zum Ausdruck, dass die Betreffenden zwar größere Probleme in belastenden Situationen haben, aber auch gerade imstande sind, glücklicher als andere zu sein, wenn sie sich in einer sicheren Umgebung, in ihrer persönlichen Komfortzone aufhalten.“ aus: „Die Kraft des Fühlens, Hochsensibilität erkennen und positiv gestalten“ von Ilse Sand, C.H. Beck Verlag, S.17. … Ich jedenfalls bezeichne mich viel lieber als hoch sensitiv (nicht sensibel – weil ich allzu oft als „Sensibelchen“ beschimpft wurde) denn als schüchtern. Für mich ist schüchtern einfach nicht passend. Vielleicht passt es ja für dich dennoch? Vielleicht passt aber highly sensitve besser?
          Es gibt auf youTube auch Videos zu Vorträgen von Ilse Sand

          Alles Liebe und eine gute Nacht.
          „Benita“

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    2. Lieber Lu,

      ich möchte noch anfügen, dass ich schüchtern sein keinesfalls als negativen Wesenszug sehe. Überhaupt nicht. Ich denke, es sind oft die zurückgezogenen, die sanften, ja auch die Schüchternen, weil vorsichtigen und umsichtigen im Umgang mit anderen Menschen, die ich als besonders wertvoll erachte. Sie haben eine Sensitivität in sich, die ich sehr schätze.

      Vielleicht bin ich ja AUCH schüchtern? Kann eine schüchtern sein und gerne vor Auditorium stehen? In Interviews von Schauspielern habe ich solches schon immer wieder gesehen, dass sie eher zurückgezogene Menschen sind, aber auf der Bühne quasi „die Sau rauslassen“? … Vermutlich wurde/n ich/wir zu oft für meine/unsere Sensitivität beschimpft und bedroht. Es wurde zu oft abgewertet. Und diese Abwertung habe ich eben auch empfunden von O.

      Generell versuche ich Begegnungen als Chance zu sehen um alte Muster aufzulösen. Auch in diesem Fall will ich es so handhaben.

      Es tut mir so leid, was dir dein Vater antat.

      Herzliche Grüße
      „Benita“

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      1. Liebe Benita,
        damit hast du vollkommen recht…
        (ich habe übrigens auch schon vor vollen Hörsälen als Privatdozent Vorlesungen gegeben, was mir immer viel Freude machte, und trotzdem halte ich mich von Natur aus für schüchtern…)
        Dankeschön für dein Mitgefühl, was meine Vatersache angeht…
        Herzliche Grüße von mir zu dir, Lu

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  5. Liebe Benita ❤
    Ich kenne solche Gefühle ebenso und es tut mir sehr Leid für Euch, dass die Not im Innen hierüber so groß ist.

    Ich weiß nicht, ob ich mir anmaßen darf, meine Gedanken offen zu legen und hoffe es einfach.
    Wie bei allem im Leben sehe ich hierin 2 Seiten.
    Die Seite, die dir hilft, solche Gefühle zu merken, zu fühlen; bewußt zu werden.
    Auch vielleicht, sie auszuhalten – um hieraus zu realisieren, dass dir heute dadurch keine Gewalt mehr entgegen trifft.

    Oder – im äußersten Fall – um dir anzubieten, es zu heilen.
    Was ich gewiß nicht beurteilen kann, da ich die Menschen nicht kenne.

    Und jene 2., die dich ängstigt, lähmt und klein drückt.

    Ich weiß noch, dass ich anfangs meiner Beziehung mit meinem Mann oft Angst hatte.
    Mein Mann kann ein kleines bißchen so gucken, wie mein Vater. Und ein bißchen meines Bruders glaube ich hin und wieder auch in ihm zu sehen. (zumindest war dies vor 8 Jahren für mich sehr sichtbar – inzwischen, wo vieles in mir heilt, erkenne ich viel mehr die Unterschiede)

    Jedenfalls schien es meine (Lern-)Aufgabe zu sein, mich an diesen Triggern, durch meinen Mann hindurch zu entwickeln.
    Nahezu "den Knoten auf-zu-wickeln".
    Und ich entschied mich, allen Ängsten mit Ehrlichkeit zu begegnen und wir reflektierten so gut es ging und ich ging durch all die Angst und Schmerz hindurch – wo er sich letztlich dann heilte.

    Nun sind die Eltern der Bekannten ja leider nicht "mehr als das".
    Wie viel Intimes und Emotionales will und kann man hier lösen?
    Aber vielleicht geht es ja durchaus auch alleine?! Ohne MIT ihnen zu sprechen?!

    Vorhin stellten sich jedenfalls meine Haare auf und Wut kam in mir hoch.
    "Warum immer so schüchtern?"…
    Der Satz macht mir Brechreiz.
    Er macht mich toben.
    Und ich dachte "Boa…. diese Täter-Kacke!!!!!!"
    Wie dieser Satz immer "locken" soll… und dir ein schlechtes Gewissen und Peinlichkeit und Verzweiflung.
    Mit diesem Satz kann ich mir vor Angst in die Hose pieseln, weil er ankündigt, was passiert….
    Und ich verstehe dich sehr gut.

    Vielleicht ist es auch DAS?
    Dass Du etwas fühlst, was keiner sagt.
    Dass deine Wahrnehmung funktioniert – ohne Bestätigung zu bekommen oder brauchen?
    Dass sie vielleicht auch ganz unterschwellige, tief vergrabene, vielleicht nie gelebte, aber doch existierende Schwingungen fühlt?
    Vielleicht bist Du auch einfach nur vollkommen in Ordnung?!

    Ich hoffe, mein Kommentar wühlt dich/euch nicht zu sehr auf, sondern gibt dir dennoch etwas Beistand.
    Dir alles Liebe ❤

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    1. Liebe Luise,
      dein Kommentar hat mich überhaupt nicht aufgewühlt. ❤

      Tatsächlich sehe ich es auch meist als Chance etwas aufzulösen. Vielleicht kommt in diesem Fall jedoch eine gewisse Ohnmacht hinzu, weil mir diese Leute eben nicht nahe genug stehen, um etwas mit ihnen gemeinsam zu heilen. Zudem ist er einfach schon sehr alt. Anderseits dachte ich zuvor, dass es evtl. doch auch etwas heilt, weil wie im Kommentar zu deinem Text, dachte ich, dass dieser Mann, der eben eher ein introvertiertes Wesen hat, vielleicht seine eigene Schüchternheit ablehnt und sie mir übergestülpt hat. Dabei finde ich es eben nicht schüchtern, nicht sofort ins Schlafzimmer von anderen Leuten zu gehen. "Schüchtern", wenn man so will war, dass ich auf seinen Satz nichts entgegnen konnte. Was aber eben ein Trigger war. Diese Generation kann aber mit Worten wie "Trigger" oder so gar nichts anfangen, so nennen sie es "schüchtern" und ich empfinde es als Beleidigung, kann mich aber irgendwie nicht wehren, weil ich es gar nicht erklären kann. Vermutlich spürte ich auch, dass er ja gar keinen Widerspruch möchte.

      Ja, vielleicht sind wir auch beide in Ordnung? O. UND wir? Vielleicht geht er mir ja immer wieder aus dem Weg, weil ICH etwas in ihm antriggere. Das dachte ich zuvor. Und er möchte, das ich das nicht tue und vice versa.

      So werden wir wohl die kurze Zeit des Jahres mit dieser Spannung leben, wenn ich hier sein mag.

      Danke für deine lieben Worte und alles Liebe dir. ❤
      "Benita"

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