Leben mit DIS #54: ein fremdes Gefühl

Zunächst für jene, die auf eine Information zu unserer Therapie Situation warten. Danke für euer Mitfühlen und es tut uns leid, dass erst jetzt Näheres dazu kommt. Die Therapie wurde für ein Jahr mit 14-tägigem Intervall weiter genehmigt. Das ist machbar, aber auch eine  Herausforderung. Manchmal scheint es uns aber auch zu wenig. Wir werden sehen, wie es sich entwickelt.


Jetzt aber zum eigentlichen Thema um das es hier gehen soll.

Langsam kommt unsere Hündin bei uns an und wir bei ihr.

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Der Spiegel an der Leine

Es geht uns doch endlich wieder gut, oder?

Der extreme Stress der letzten Monate mit der Auflösung der Wohnung unserer Mutter, die sie in einem Zustand der Verwahrlosung zurück ließ, ist nahezu vorbei.

Am 24.12. treffen wir uns mit lieben Nachbarn zum Essen. Einfach so, ohne viel Klimbim. Das werden doch einmal gute Weihnachten.

Unsere Hündin S. weiß es besser. Wir sind nicht authentisch. Wir spalten ab und wollen die Situation nicht sehen. Zu Weihnachten wurden wir verkauft. Es ist die schrecklichste Zeit des Jahres. Der Erzeuger war über alle Maßen aggressiv. Das haben wir abgespalten, wollten es nicht erinnern. Die Innenwesen, die noch immer zittern nicht wahrnehmen. Zudem haben wir große Angst vor der Auseinandersetzung mit der Gesundheitskasse um die Weitergewährung unserer Therapie, die unmittelbar bevorsteht. Auch daran wollen wir lieber gar nicht denken, es nicht fühlen. S. Reaktion ist, dass sie Angst vor uns hat. Sie zittert vor uns. Das ist für uns nicht zu ertragen, es macht uns auch aggressiv und wütend.

Das ist eine von uns oft angeprangerte Reaktion wenn wir andere Menschen spiegeln. Jetzt erkennen wir, es tut einfach enorm weh, auf etwas hingewiesen zu werden, mit dem Frau/Mann sich aktuell nicht beschäftigen will. Etwas mit dem die Beschäftigung schwer fällt, weil es so schmerzhaft ist. Allerdings sind wir dankbar, dass S. es dennoch tut. Denn wir haben abgespalten, weil zu Weihnachten niemand wissen will, wenn es jemandem schlecht geht. Wir sind zum Essen eingeladen, aber wir werden eher keine Unterstützung bekommen, wenn Erinnerungen kommen. Wir wagen sie auch nicht einzufordern. Wir wollen das Essen nicht mit unseren Geschichten sprengen. Wer weiß, ob das klug ist?

S. weiß nichts von Weihnachten. Es ist ihr einfach egal. Ihr ist wichtig, dass es ihr gut geht. Und ihr geht’s gut, wenn wir authentisch sind und für sie daher berechenbar. Als die Tränen kamen, wir wütend und verzweifelt waren, war es für sie in Ordnung und sie setzte sich zu uns. Jetzt war es für sie stimmig und sie begleitete uns durch die Emotionen. Lässt aber auch nicht zu, wenn wir uns zu sehr leid tun wollen. Sie ist Expertin für Emotionen.

Diese Hündin ist an der richtigen Stelle bei uns. Sie ist uns charakterlich immer wieder so ähnlich. Aber vielleicht spiegelt sie nur unseren Charakter? Sie könnte jedoch auch anders auf unsere Unausgeglichenheit reagieren als mit Angst. Angst ist auch unsere Reaktion auf emotionale Schieflagen. Wir kennen derlei so gut. Wir haben aber auch bereits gelernt, Menschen zu konfrontieren, wenn es uns wichtig ist und wir die Schieflage intellektuell einordnen können. Das kann S. vermutlich nicht. Sie fühlt nur, dass das dargestellte Gefühl nicht der Wahrheit entspricht. Ihre Art darüber zu sprechen, dass etwas nicht stimmt ist eine andere. Es ist über ihren Körper. Sie geht in den Widerstand und beginnt zu zittern.

Sie ist auch zu klein, um mit uns kämpfen zu wollen. Auch hat sie nur noch 4 Zähne. Denn auch Chihuahuas können ordentlich beißen. S. kann es nicht mehr. Das weiß sie. Wir sind ihr körperlich überlegen. Das würden wir nie gegen sie ausnutzen. Hoffentlich weiß sie das mittlerweile auch?

Da hat sie schon anderes erlebt. Sie wurde geschlagen. „Es war doch nur ein Klaps.“ (Immer wieder) Das ist für jedes Lebewesen zu viel. Es erschüttert das Vertrauen und hinterlässt Narben auf der Seele. Zudem haben wir erfahren, dass sie drei Jahre von ihrem letzten verstorbenen Besitzer ignoriert wurde. Sie lag unter dem Bett und wartete. Er ging nie mit ihr zum Tierarzt. Ihre Zahnschmerzen waren egal. Sie durfte sich nichts anmerken lassen.

Vernachlässigung ist immer eine Parallele mit unserem Leben. Wir kennen uns aus mit Trauma bei Menschen. Mit einem traumatisierten Hund zusammen leben, wo wir einander vermutlich triggern, ist eine neue Aufgabe. Verständnis füreinander und auch die Bereitschaft zu lernen haben wir jedoch. Langsam wachsen die Zuneigung und das Vertrauen auf beiden Seiten.

Wir dürfen und sollen, oder gar müssen gut behandelt werden!

Ein lieber Nachbar hat uns geholfen, unsere Wohnung für die Montage der Küche frei zu räumen. Danach haben wir noch etwas getrunken und er ist so vorsichtig und einfühlsam. Er spürt, dass es uns nicht gut geht, wir aber dennoch Ansprache brauchen und schenkt uns Zeit und Aufmerksamkeit. Wir dürfen sein, wie wir sind und vielleicht wurden wir in Ruhe gelassen, weil wir die Ruhe gebraucht hatten?

Wir verstehen so wenig vom Zusammenleben mit Menschen, von respektvollem und liebevollem Umgang mit uns und dass wir es verdienen genau so behandelt zu werden. Dass uns das ebenso zusteht, wie anderen auch.

Wir haben enorm viel zu lernen hier in dieser neuen Wohnung mit einigen lieben Nachbarn in recht ruhiger Lage. Wir haben für diese Wohnung gespart, gekämpft, sehr viel Ausdauer haben müssen, ganz oft gezweifelt und mit uns gerungen, doch es scheint sich zu lohnen. Es gibt Zeiten, da macht uns diese große Veränderung in unserem Leben ziemlich viel Angst und wir glauben nicht daran, dass das möglich oder gar erlaubt ist für uns. Aber das ist es.

Heute haben wir eine Ahnung davon, dass das Leben gut werden kann für uns. Wir wollen weiter daran arbeiten.

Wenn Scham und das Gefühl alles falsch zu machen das Leben bestimmt.

Da haben wir zum ersten Mal in unserem Leben genug Geld gespart. Und zwar sehr gespart und leisten uns damit schöne Möbel, die für den Rest unseres Lebens halten sollen.

Und ja, wir haben in den vergangenen Jahrzehnten gelernt, wenig für unseren Alltag auszugeben. Ein Restaurant Besuch ist Luxus, den wir uns bewusst nur selten leisten. Es ist uns auch nicht wichtig, unser Geld dafür zu verwenden.

Wir teilen unser Geld genau ein. Unsere Ausgaben decken sich selten mit den Ausgaben des „durchschnittlichen“ Haushalts. Wenn wir mit uns sind, sind wir damit im Reinen. Gegenüber anderen schämen wir uns dafür die Entscheidungen unseres Lebens vielleicht außergewöhnlich zu treffen. Wir schämen uns weil wir glauben anders zu sein, weil wir nicht erfassen können, was von uns erwartet wird, dass wir gemocht werden.

Wir sind gewohnt, dass wir anders sein müssen, als wir sind, um dazu zu gehören. Wenn wir jetzt so sein sollen, wie wir sind, dann erschüttert es unseren Kosmos. Dürfen wir das glauben? Ist es tatsächlich so? Kann nicht ein kleiner Fehltritt, wie z.B. für unsere Verhältnisse teure Möbel zu kaufen, obwohl wir doch immer sagen wir müssen sparen bewirken, dass wir abgelehnt werden? Wird uns dann Lüge unterstellt oder anderes?

Oder die Unmöglichkeit ein nettes Gespräch zu führen, wenn wir gerade die Möbelmontage organisieren. Es gibt keinen Zeitdruck und ein lieber Nachbar hilft uns. Es ist unmöglich mit ihm einige Worte nett zu wechseln, weil ein anderes Innenwesen zuständig ist. Wenn dieses Innenwesen jedoch heraus kommt und übernimmt, ist der Tag erledigt und wir kommen mit der Arbeit nicht weiter. Das Innenwesen wird nicht so schnell wieder verschwunden sein und kümmert sich nicht um „Banalitäten“ wie notwendige organisatorische Aufgaben. Zudem ist Smalltalk einfach anstrengend.

Was denken unsere lieben Nachbarn über uns? Können sie mit uns etwas anfangen? Wir glauben eher nicht. Aktuell geht es uns umgekehrt zumindest öfter so. Gespräche sind nicht locker, sondern gezwungen. Hoffentlich wird es besser, sobald die Küche montiert ist und wir zur Ruhe kommen können.

Die Badezimmer Möbel sind bereits montiert und wir freuen uns sehr. Vielleicht sollte unser Wohlbefinden in unserer Wohnung tatsächlich wichtiger sein, als anderen zu gefallen versuchen?

Wenn nur ….

Wenn wir nur nicht so oft das Gefühl hätten uns verteidigen zu müssen, dann wäre unser Leben leichter und wir vielleicht auch eine angenehmere Zeitgenossin.

Aber wie oft schlucken wir unangenehme Situationen hinunter, um gemocht zu werden. Hilft es?

Wenn wir nicht dieses Leben hätten, das wir nun einmal haben, dann würden wir vielleicht nicht glauben uns verteidigen zu müssen und perfekt sein zu müssen.

Wenn wir nicht all das erlebt hätten, was wir erlebt haben,

wenn unser Leben nicht so von einem Defizit geprägt wäre, gemessen an gesellschaftlichen Standards, dann würden wir mehr verstanden werden und dazu gehören ….. wozu überhaupt?

Wenn wir Unos verstehen könnten und sie uns, wäre es ein komplett anderes Leben. Aber vielleicht ist es dieses Leben außerhalb der gesellschaftlichen Normen, das unser Leben ausmacht und das wir trotz aller Belastungen auch schätzen?

Wenn unser Leben nicht so wäre, wie es nun einmal ist, wären wir dann noch wir? Oder wären wir gerne anders?

Wir mögen uns, wie wir sind nur die Einsamkeit des Unverständnis tut zu oft weh. Sowohl unser Unverständnis für Unos, wie auch deren Unverständnis für uns schmerzen.

Der Blick von außen ist erhellend und ernüchternd zugleich. Aber es ist unser Leben. Zweifel sind erlaubt, aber oft sinnlos.

Geteilt, scheinbar off topic: Der Volksgansler

Nachdem es kaum möglich ist, in einer zunehmend von Hass und gewalttätigen Gedanken geprägten Gesellschaft von erlittener Gewalt in der Kindheit zu genesen, teilen wir sehr gerne diesen Beitrag zu einer politischen Figur, von der wir tatsächlich dachten, sie wäre so abstoßend, dass sich die Bevölkerung abwenden wird. Stattdessen feiert die FPÖ unerträgliche Wahlerfolge unter deren Partei Obmann Kickl.

Es wird also innenpolitisch. Wir danken alfredwassermair für das Zusammentragen und formulieren, dieser wichtigen Fakten. https://alfredwassermair.wordpress.com/

In Oberösterreich gibt es den Dialektbegriff aufgansln. Substantiv: Aufgansler. Das bedeutet so viel wie jemanden anstacheln, aufhetzten oder in Erregung versetzen.  Wer die Berichte vom FPÖ-Bierzelt am Urfahraner Markt gesehen hat, weiß schon, worauf ich hinaus will. Dort wird ordentlich aufgansld oder landestypischer: afgansld.                                                                                                                                      Da spricht Herbert Kickl, der Volkskanzler in spe. Er selber […]

Der Volksgansler

„Das Leben ist schön.“ …. Ist es das?

Gestern legte uns unsere Therapeutin diesen Satz in den Mund. Sie versuchte es zumindest und seither rotiert er in unserem Kopf. Er ist eine Lüge, zumindest für uns. Das Leben hat endlich schöne Momente und mit Glück und viel Arbeit werden es mehr, aber es ist nicht schön und wir haben keine Ahnung, wie man das denken kann.

Für eine solche Aussage fehlt es an so enorm viel Gerechtigkeit in dieser Welt. Lebensziel kann sein, das Leben schöner zu machen.

Gut, wir versuchen diese Aussage zu verstehen und formulieren das Zitat um: „Mein Leben ist schön.“  Darf es das denn und was würde es bedeuten?

Schreibpause …..

Stunden, Tränen, Kopfschmerzen und Selbstverletzung später taucht aus den Tiefen der Erinnerung der Beginn der gestrigen Therapiestunde auf, wo wir erzählten, wie schwierig es für uns ist, uns über die bestellten Möbel zu freuen, weil wir als Kind z.B. keine neuen Möbel in unserem Zimmer bekommen haben. Wir hatten unsere Schulbücher in einem alten, kaputten Kühlschrank, als Schreibtisch einen alten, hässlichen Schreibtisch und unser Bett fiel alle paar Monate auseinander, was wir nicht zu beklagen wagten. Unser Bruder hingegen hatte neue Möbel bekommen. Dann erzählten wir, wie uns unsere Mutter unser Erspartes gestohlen hatte, und wir haben fast alles gespart gehabt. Plötzlich war das Sparbuch leer. Alles abgehoben, ohne uns zu fragen. 20.000,- Schilling weg. Das war 1982 ganz schön viel Geld. Es ist immer diese Wertlosigkeit, die uns vermittelt wurde, und die steckt tief in uns. Folge noch immer im Heute ist die stete Verwunderung, wenn jemand nett zu uns ist. Oder die enorme Anstrengung, diese Wohnung einzurichten, weil wir es uns selbst nicht leicht erlauben können. Nein, nicht nur schlimme Erfahrungen im Alltag triggern, auch gute Erfahrungen tun zu oft sehr, sehr weh.

Wir erzählten davon und es kamen die Tränen und die Therapeutin fragte, wo denn die Wut sei. Wir fühlten sie nicht, immer nur Erschütterung. Allerdings war damals Wut da und wir meinten, dass die Wut vielleicht weniger wurde, weil wir den Kontakt abgebrochen haben und wir wissen, dass das den Eltern nicht egal war. Und heute ist die Mutter eine alte, hilflose Frau.

Warum erzählen wir hier diese Details, weil wir nicht verstehen, wie es dann zum Schluss der Stunde zur Aussage: „Das Leben ist schön!“ kommen kann? Wie kann das suggeriert werden, wenn ca. 1h davor so viel Schmerz da war, den wir doch „nur“ abgespalten hatten, weil wir ein wichtiges Therapieprogramm hatten. Das hat viel Kraft gekostet, wurde halt nicht registriert und dadurch nicht wertgeschätzt.

Und wieder einen Tag verloren. Das ist nicht schön. Tun wir uns nur leid? Wann gehen die Schmerzen weg? Dann vielleicht wäre das Leben schön! Bis dahin stemmen wir uns gegen diese inneren Abwertungen und Schmerzen und tun alles, dass das einmal gelingen möge.

Leben mit DIS #47: Vergleich mit Leuten ohne Trauma

Das Schwierigste an unserem aktuellen Leben sind Vergleiche. Vergleiche innerhalb, die immer zu unseren Lasten ausfallen, weil diese unsere Fähigkeiten und außergewöhnlichen Belastungen ausklammern.

So vergleichen wir das Leben derer um uns herum, die alle bereits weitgehend eingerichtet sind, mit unserem Wohnungschaos und sind deprimiert. Mehr noch Innenwesen machen uns herunter, dass wir unfähig wären, weil wir das noch nicht geschafft haben, weil wir doch viel zu wenig tun.

Dabei irren solche Vergleiche immer und so auch in unserem Fall. Die ausführliche Hilfe, die unsere Nachbar:innen von ihren Familien bekommen fallen bei uns weg. Auch hatten wir 2 Monate mit Baumängeln zu kämpfen und haben diese bis auf eine Kleinigkeit erledigt, was in Nachbarwohnungen nicht der Fall war und ist.

Und last but not least, ignorieren wir unsere Gewaltfolgen, die andere nicht betreffen, oder zumindest nicht in diesem Ausmaß. Natürlich haben andere auch ihre Geschichte mit guten und schlechten Aspekten. Tatsächlich hat uns eine liebe Nachbarin von einer sehr schlimmen Erfahrung in einer Beziehung erzählt, die sie zum vollständigen Zusammenbruch führte. Und dennoch ist sie sich bewusst, dass das kein Trauma war, im Sinne von nachhaltig und mit allen Folgen, wie Flashbacks, schwere physische Belastungen, wie massive Schlafstörungen, Verdauungsstörungen, und auch nicht in dem Ausmaß mit den psychischen Folgen einer PTBS, wie Trigger, oben genannte Flashbacks, depressive Symptome, Selbstverletzungstendenzen, Suchttendenzen, Suizid Gedanken etc.

Die anderen wissen es, aber in unserem Selbstverständnis, sehen wir andere immer als ebenfalls schwer traumatisiert, weil wir keine Vorstellung haben von einem anderen Leben, das leichter wäre. Wir beobachten es, sind verwundert, was Menschen alles schaffen können an einem Tag und sehen nicht, dass sie mit einer leichten bis mittelschweren Handtasche, vielleicht auch mit einem Reisekoffer als Gepäck durchs Leben gehen und verleugnen unseren Rucksack voll Steine am Rücken und die zusätzlichen Taschen in den Armen, die wir tragen.

Vielleicht ignorieren wir aktuell unsere Geschichte, weil sie rundherum ignoriert wird? Gegenüber all den Handwerkern mit denen wir seit Monaten zu tun haben ohnedies, weil wir in diesen Kontakten funktionieren müssen, was uns außerordentlich fordert bzw. überfordert. Unsere Nachbar:innen finden, dass wir hier so viel strukturierter sind als sie und sie von uns lernen können. Warum sind Situationen, die wir sehr gut meistern für uns selbstverständlich und wo wir uns schwer tun Grund zur Selbstgeißelung?

Auch von den netten Nachbar:innen, werden unsere Traumata nicht thematisiert. Tut das weh und verletzt, oder ist es heilsam, keinen Sonderstatus zu haben und dauernd um unser Wohlbefinden gefragt zu werden? Wir wissen es nicht. Möglicherweise beides zugleich? Vielleicht akzeptieren uns diejenigen, die uns näher stehen mehr in unserem Wesen und mit unseren Belastungen, als wir es selbst tun? Und weil wir okay sind, wie wir sind und was wir tun, braucht es auch nicht tägliche Erklärungen dazu. So wichtig sind wir nicht, weil alle auch mit ihrem eigenen Leben beschäftigt sind. Das tut wieder weh, dass wir niemandem wirklich wichtig sind. Man mag uns, aber wichtig sind wir nicht. Oder sind wir wichtiger, als wir denken? Zumindest sind wir eingebunden in eine mittelgroße Gruppe und stehen nicht ganz außerhalb. Das ist für uns sehr viel.

Dass wir einander wichtig werden, braucht es auch Zeit, einander besser kennen zu lernen und Vertrauen aufzubauen. Von allen Seiten.

Gedanken über den Sinn eines Lebensstils der Selbst Isolation mit DIS

Unser Leben in einer aktiven Nachbar:innenschaft hatten wir uns einfacher vorgestellt. Wir hatten es uns glücklicher vorgestellt.

Jedoch selbst bei ganz lieben Leuten, die uns wohl gesonnen sind, verzweifeln wir. Wir sind wohl massiv überfordert damit eingebunden zu sein unter der Prämisse „normal“ zu erscheinen. Die Kontakte sind zu anstrengend für uns, weil WIR im Grunde nicht existieren. Die Innenwesen dürfen nicht existieren im Kontakt.

Ist das unser Anspruch? Wer weiß? Es ist unausgesprochen die Erwartung der Unos, denen wir begegnen. Was sollten sie auch erwarten? Sie kennen nur dieses Leben, in dem Aufsplitterung wie wir sie kennen und darunter leiden nicht vorkommt. Erwartungen, die wir nicht erfüllen können, es aber immer wieder versuchen und scheitern.

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Leben mit DIS #46: Einsamkeit unter Menschen

Ist ein Gefühl, das sich durch unser Leben zieht  Tatsache ist, dass andere einfach nicht wahrnehmen, was uns ausmacht und wer wir sind. Niemand sieht, welche Bedürfnisse wir als DIS Frau und überhaupt haben und wie sehr uns andere Menschen überfordern, wie sehr uns das Leben überfordert.

Wir haben uns in einer oberflächlichen Freude verloren und unsere Innenwesen ignoriert. Fazit: unser Körper funktioniert nicht. Es muss uns doch hier jetzt gut gehen in der neuen Wohnung. Nein, das MUSS es nicht. Die Hülle (Wohnung) ist noch lange nicht fertig. Die Hilfe, die wir bekommen ist viel zu wenig. Andere haben Familienmitglieder, die 14 Tage und länger mithelfen die Wohnung einzurichten. Das haben wir nicht. Wir sind fast zur Gänze auf uns gestellt.

Dadurch ist keine Zeit für uns da. Keine Zeit für die Innenkinder, zu wenig Zeit für Sport, Yoga, Meditation. Wir hören anderen zu, aber wer hört uns zu? Nicht einmal wir selbst. Erleben wir eine Wiederholung unserer Kindheit, auch weil wir sie reproduzieren? Nein, denn wir werden geachtet und gemocht und wir entscheiden über unsere Grenzen.

Vielleicht kommen wir auch erst langsam in der neuen Umgebung an? Es ist kein Urlaub, von uns selbst und alles ist jetzt vorübergehend anders. Das ist jetzt unser Lebensmittelpunkt und es ist unsere Aufgabe eine Balance zu finden zwischen innen und außen, zwischen mit anderen sein und Rückzug und unser Leben verfolgen.

Und eigentlich ist das eine lohnende Aufgabe, allerdings ist sie tatsächlich so unvorstellbar schwer, wie wir vermutet hatten.