Leben mit DIS # 52: Erlittene Deprivation fühlen wagen

Wenn Deprivation vom diagnostizieren Fachbegriff zum gefühlten Schmerz wird …

Unter Deprivation versteht man in der Psychologie ein Zustand der Entbehrung und des Mangels, wobei man verschiedene Arten von Deprivation unterscheidet: Bei der sozialen Deprivation werden Betroffene sozial ausgegrenzt, bei der sensorischen Deprivation werden Außenreize vollkommen ausgeschaltet, und bei der emotionale Deprivation werden Menschen, insbesondere Kleinkinder, emotional vernachlässigt. (…)

https://www.psychologische-fachgutachten.de/glossar/deprivation/

Wenn durch ein Ende der sozialen Deprivation nach Trauma die emotionale Deprivation der Kindheit, von Geburt an, spürbar wird, gibt der Boden unter den Füßen nach. Der emotionale Kraftakt diesen Schmerz zu fühlen ist unbeschreiblich. Um uns zu schützen ist der Wunsch zurück zur sozialen Isolation groß. Es tut so extrem weh, dass auch der Wunsch einfach tot zu sein uns viele Tage, ja Wochen begleitet hat. Bloß der Gedanke, diesen Zustand selbst durch Suizid herbeizuführen blieb uns glücklicherweise weiterhin fremd.

Wie kommt es dazu, diese frühkindlichen Schmerzen fühlen zu können? Was hat sich bei uns getan?

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Leben mit DIS #50: leben wollen – leben dürfen

Unser ganzes Leben, wollen wir nicht mehr, als menschenwürdig leben zu dürfen. Dafür kämpften wir in unserer Kindheit und Jugend und darum bemühen wir uns seit sehr vielen Jahren auch in Therapie und darüber hinaus mit Yoga, Meditation und auch dem Schreiben hier.

Ist dieser Kampf, all dieses Streben verloren? Wenn wir nur aufhören könnten zu weinen sobald wir aufhören uns abzulenken.

Alles, was wir uns hier mit dieser schönen Wohnung aufgebaut haben wird sinnlos, wenn wir wieder instabil werden, wenn wir vor uns hin dämmern in einem Zustand der Überforderung und des gerade einmal überleben. Wenn es zu gefährlich wird zu fühlen, dann ist auch überleben sinnlos.

Vielleicht hilft das?

„Smile“ / Charlie Chaplin:

hatten wir hier eingefügt, weil wir uns selbst mit dem Text Mut machen wollten. Allerdings können wir auf diesem Blog nichts von Chaplin verlinken aufgrund seiner sehr fragwürdigen Ehen mit sehr jungen Frauen bzw. Mädchen. Er war ein herausragender Künstler, aber offenbar privat ein problematischer Mensch, um es vorsichtig auszudrücken.

Leben mit DIS #46: Einsamkeit unter Menschen

Ist ein Gefühl, das sich durch unser Leben zieht  Tatsache ist, dass andere einfach nicht wahrnehmen, was uns ausmacht und wer wir sind. Niemand sieht, welche Bedürfnisse wir als DIS Frau und überhaupt haben und wie sehr uns andere Menschen überfordern, wie sehr uns das Leben überfordert.

Wir haben uns in einer oberflächlichen Freude verloren und unsere Innenwesen ignoriert. Fazit: unser Körper funktioniert nicht. Es muss uns doch hier jetzt gut gehen in der neuen Wohnung. Nein, das MUSS es nicht. Die Hülle (Wohnung) ist noch lange nicht fertig. Die Hilfe, die wir bekommen ist viel zu wenig. Andere haben Familienmitglieder, die 14 Tage und länger mithelfen die Wohnung einzurichten. Das haben wir nicht. Wir sind fast zur Gänze auf uns gestellt.

Dadurch ist keine Zeit für uns da. Keine Zeit für die Innenkinder, zu wenig Zeit für Sport, Yoga, Meditation. Wir hören anderen zu, aber wer hört uns zu? Nicht einmal wir selbst. Erleben wir eine Wiederholung unserer Kindheit, auch weil wir sie reproduzieren? Nein, denn wir werden geachtet und gemocht und wir entscheiden über unsere Grenzen.

Vielleicht kommen wir auch erst langsam in der neuen Umgebung an? Es ist kein Urlaub, von uns selbst und alles ist jetzt vorübergehend anders. Das ist jetzt unser Lebensmittelpunkt und es ist unsere Aufgabe eine Balance zu finden zwischen innen und außen, zwischen mit anderen sein und Rückzug und unser Leben verfolgen.

Und eigentlich ist das eine lohnende Aufgabe, allerdings ist sie tatsächlich so unvorstellbar schwer, wie wir vermutet hatten.

Traumakongress von 21.4. bis 26.4.

Gratis Traumakongress –
Trauma, Attach(e)ment & RESILIENCE – von 21.4. – 26.4. leider nur auf Englisch oder Französisch.

35 Traumaexpert*innen in Zoom Interviews. U.a. Stephen Porges – Polyvagal-Theorie oder Bessel Van der Kolk.

Das gesamte Programm gibt’s hier zu sehen:

https://quantum-way.com/en/evenements/espace-sommet-trauma-attachement-resilience-2021/

Hier gibt’s weitere Infos und gratis Anmeldemoglichkeit: https://sommet.quantum-way.com/ref/th55883053

Wir haben es leider auch erst am Abend erfahren. Auch wenn es zu viele Stunden Information in den wenigen Tagen sein mögen, kann ja auch gewählt das eine oder andere Interview verfolgt werden.

Vielleicht ist es ja für manche Leserin, manchen Leser hier interessant?

Alle Jahre wieder ….

Friedlich? Das wäre schön!

Gestern war die Panik so stark wie lange nicht.

Das schreiben wir selten, weil Trigger nicht vorhersehbar sind, aber bitte passt auf euch auf beim Lesen.

Der 24.12. ist jedes Jahr ein tiefer Schmerz. So tief, dass wir schon Wochen davor abspalten um ihn nicht zu fühlen, um den gesamten Advent nicht zu fühlen.  Meist bis nach dem 6.1. Das Ende der Weihnachtsferien (in normalen Jahren). „Die schönste Zeit des Jahres!“, hören wir in Radio, TV, Werbeberieselung beim Einkaufen der notwendigen Lebensmittel. Unerträglich und es ist schwierig nicht durchgehend zu weinen.

Darum gibt’s die Innenwesen, die von Mitte November bis 6.1. unser Leben übernehmen. Mitlächeln oder zumindest die Fassade aufrecht erhalten und es schaffen nicht zusammen zu brechen. Da bekommen wir, die das restliche Jahr leben, nichts mit. Das macht die Zeit überlebbar, das war uns aber bisher nicht bewusst.

Heuer haben wir die Zeit wahrgenommen. Wir sind hier geblieben. Ich kann nicht sagen, wo die für Weihnachten Zuständigen dieses Jahr waren oder sind. Sie waren auch in den letzten Jahren bereits schwächer geworden. Dennoch ist es heuer nochmals anders. So Vieles ändert sich gerade, dass wir es ganz schwer in Worte fassen können und daher im letzten Monat auch hier am Blog stumm geworden sind.

Dafür haben wir viel geweint. Auch heute bzw. gestern. Mit extremer Panik und Kopfweh sind wir am 24.12. erwacht. Und beides ließ sich nicht abschütteln, nicht verdrängen. Wir konnten uns nicht ablenken.

Schließlich haben wir es gewagt, uns unter das Kristallbett zu legen. Im Grunde ist es eine Form der Meditation, eine Art hinzusehen, wo es wehtut. Das braucht Mut mitunter. Gestern war es eine Überwindung, obwohl wir wissen, dass es uns besser geht, wenn wir die in uns schlummernde Wahrheit zulassen wahrzunehmen.

Kaum hatten wir uns hingelegt, kamen Tränen und die Herzschmerzen, die uns seit zwei bis drei Wochen nun immer wieder begleiten wurden von ihnen abgelöst.

Und dann kam die Erinnerung, die uns nur vage bekannt war, sehr vage. Mehr im Kopf war diese Erinnerung bewusst, aber nicht fühlbar, weil es zu entsetzlich ist, es zu ertragen. ….

Die Vergewaltigung wurde fühlbar, die Vergewaltigung-en damals. Es war im Advent, aber auch am 24.? Nein, klar kam es auch gestern nicht zutage. Nur wer wohl beteiligt war?!! Es war nicht der Vater alleine. Wir waren eher ein “Weihnachts-Präsent“ für andere. Wobei der Vater wohl Geld dafür bekommen hat. Und wir waren sehr jung, noch kein Schulkind. Eher gerade im Kindergarten-Alter. Aber in den Kindergarten durften wir ja nicht gehen. Das ist logisch, die Gewalt wäre aufgefallen. Wir waren zu jung zum funktionieren, waren noch nicht genug „abgerichtet“.

Es geht nur mit wenig Gefühlsbeteiligung dies niederzuschreiben. Es ist zu unfassbar. Jetzt kommen doch Tränen.

Die Wunde ist tief, sehr tief. Wie können Erwachsene so etwas tun? Wie? Ich weiß, dass wir uns das nicht einbilden, aber es ist so absurd grausam, dass es schwierig ist, dies als Tatsache zu akzeptieren. Es WAR (in diesem Fall passt die Bedeutung von Krieg im Englischen gut in den Satz.).  Ein Krieg gegen uns ist es gewesen, ein Überfall eines übermächtigen Gegners.

Weihnachten, die friedlichste Zeit des Jahres? Das wäre schön. Uns kommt das Speiben, wenn wir daran denken, wie diese Erlebnisse neben Weihnachtsliedern, Lamettabaum und Bescherung seinen Platz hatte.

Dennoch sind wir dankbar für das Geschenk des Erinnerns, für das Durchbrechen der Mauer der Verdrängung. Es ist ein Teil unseres Lebens, den wir uns zurückerobern. Das Weihnachtsgeschenk der anderen Art. Da es nun einmal war, unsere Wahrheit ist, ist es vielleicht eines der kostbarsten Geschenke überhaupt, das wir uns schenken können.

Alle Jahre wieder ….

ACHTUNG EVTUELLE TRIGGER!!!

25.12.2019

…. kommen in der Adventzeit und zu Weihnachten jene Innenwesen heraus mit den tiefsten Schmerzen. Jenen Schmerzen, die wir anderen nicht wahrhaben wollen und die offenbar mit genau dieser Jahreszeit verbunden sind. Und dann kommt es über Wochen zum inneren Kampf, ob es denn wirklich gewesen war, so wie es innen erzählt wird.

Die Anspannung steigt über Wochen und schleicht sich langsam ein.

Dieses Jahr haben wir zur Unterstützung „Solfeggio Frequenzen“ gehört. Seit Mitte  Oktober sind wir auf folgende Frequenz umgestiegen, die eigentlich gar nicht zum Spektrum dazugehört – 432 Hz.

Wie oben verlinkt haben wir im April bei Pollys zuerst davon gelesen und die Frequenzen ausprobiert. Und wir hatten den Eindruck dass sie wirken. Allerdings geht es bei uns keinesfalls so mühelos im Schlaf und auch ist es uns unmöglich, die Frequenzen über mehrere Stunden zu hören, weil sie auch viel auslösen. Dennoch sind wir d’ran geblieben, weil wir eine positive Veränderung wahrnehmen. Bei jeder neuen Frequenz tasten wir uns wieder ganz langsam heran. Das bedeutet, dass wir zunächst mit 2 – 5 Minuten anhören täglich beginnen und uns langsam steigern. Die Frequenz 417 Hz haben wir fünf Monate nahezu täglich gehört. Beginnend mit ca. 10 Minuten und gegen Ende hatten wir den Eindruck, dass uns 1h zuhören nicht mehr weiterbringt. Dann erst hatten wir auf die nächste nämlich 432 Hz gewechselt. Wobei wir am liebsten die von „Soulguidance“ veröffentlichte Musik hören. Wir lehnen aus guten Gründen Psychopharmaka ab und suchen demnach an unterschiedlichsten Orten nach Unterstützung. Und es gilt innen genau hinzuhören, ob es gut tut und wenn ja, dann machen wir weiter damit.

Vor allem da wir seit ca. 10 Monaten keine Unterstützung mehr durch unsere Kapseln aus Brasilien haben, such(t)en wir nach Alternativen. Einen 1:1 Ersatz gibt es nicht, aber es führt uns an andere Orte, die uns auch weiterführen.

Zurück zur Frequenz 432 Hz, die es für uns in sich hat. Sie hat viel aufgewirbelt und wir konnten sie zu Beginn nur 1 Minute anhören und sind nun nach zwei Monaten auf ca. 5 Minuten.

Und weil diese Frequenz so viel ausgelöst hat, hat uns ein lieber Freund und unser Yogalehrer folgendes Mantra nahegelegt, das wir nun auch täglich chanten.

Der Text:

Das „Om Tryambakam“ – Maha Mrityunjaya Mantra:

ॐ त्र्यम्बकं यजामहे सुगन्धिं पुष्टिवर्धनम्उर्वारुकमिव बन्धनान्मृत्योर्मुक्षीय माऽमृतात्
tryambakaṃ yajāmahe
sugandhiṃ puṣṭivardhanam

urvārukamiva bandhanān
mṛtyormukṣīya mā’mṛtāt

besser lesbar:

Om Triyambakam yajamahe
Sugandhim pustivardhanam
Urvarukamiva bandhanan
Mrtyor mukshiya maamritat

Mehr zu diesem Heil- und Transformationsmantra ist hier zu lesen.

26.12.2019

….. da ist sie die Erinnerung an die Flashbacks der vergangenen Wochen und vor allem Tage. Das „Wissen“ als Kleinkind zur Weihnachtszeit verkauft worden zu sein zur „sexuellen Belustigung“ fremder Männer und bereits heute am zweiten Weihnachtsfeiertag scheint es so unklar so fern und kaum mehr greifbar, bis sich die Erinnerung bis Anfang Jänner noch weiter in die Untiefen des Selbst zurückzieht. Sich die Innenwesen ganz tief innen verstecken, bis sie und damit uns der Schmerz vermutlich nächstes Jahr wieder überwältigt und die Advents- und Weihnachtszeit wieder zum großen Grauen macht. Und weil genau zu den Festtagen keine Therapie ist, geht auch seit Jahren nichts weiter dieses Elend anzusehen. Denn bereits heute ist es als wäre es ein böser Traum gewesen, wenn wir nicht wüssten, dass wir die vergangenen Wochen nahezu täglich geweint haben und von Flashbacks gebeutelt kaum Schlaf fanden.

Alle Jahre wieder, Folter zur Weihnachtszeit. Wann hört es auf?

Und weil uns die Jammerei so auf die Nerven geht, wollen wir gar nicht mehr darüber sprechen. Auch weil die Scham so groß ist, einen solchen Verdacht überhaupt zu äußern, da es keinen Beweis gibt und gab, nicht früher und heute nach 50 Jahren noch weniger, wenn ihn nicht unsere Mutter liefern würde, die alles vermutlich noch viel besser verdrängt hat, als ∑ich.

Verzweiflung zu Weihnachten, wir hassen das!

Sorry, für diesen Schluss!

Leben mit DIS/DDNOS # 23: Ein Versuch zu verstehen ….

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Blick aus einer Lawine nach außen / Quelle: pixabay – stux

Wir ringen mit den Worten, die kontinuierlich aus unserem Gehirn heraussprudeln. Es ist kein innerer Dialog, es ist ein Gedankenkarussel. Selbst meditieren hilft nur bedingt.

Wir ringen damit zu verzeihen, was uns so weh tut. Uns selbst zu verzeihen und ihr. Reine Schuldzuweisungen wären zu einfach, eine viel zu große Lüge.

Wir ringen damit jene Opferrolle zu verlassen, in die wir uns selbst begeben haben. Jene Opferrolle, die uns von ihr so drastisch gespiegelt wurde aber auch verstärkt, die letztendlich zu einer Lawine wurde, immer größer und größer bis sie drohte uns alle unter sich zu begraben. Sie und uns. Ich/wir sind abgesprungen. Konnten den im System „Benita“ immanenten „Lawinenairbag“ rechtzeitig auslösen um an der Oberfläche zu bleiben. Andere DIS-Leute mögen „Beschützerpersönlichkeit(en)“ dazu sagen.

Dann wenn jemand auf diese Opferrolle eingeht und sie auch noch verstärkt, dann wird es gefährlich, sehr gefährlich für uns!

Was war geschehen? Es ist schwierig etwas so persönliches wie den Verlauf einer Beziehung zu formulieren. Wenn es das war? Vielleicht war es auch bloß die Phantasie von einer Beziehung die uns verband?

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Leben mit DIS/DDNOS #21: der lange Weg geliebt zu werden

Liebe braucht einen langen Atem. Vermutlich braucht sie das immer. Wir haben so wenig Ahnung davon.

Unsere Erfahrungen mit Liebesbeziehungen sind ein halbes Leben her und eigentlich waren es niemals Liebesbeziehungen sondern sexuelle Übergriffe allesamt. Und es waren Männer in unserem Leben mit denen wir die Vergewaltigungen unserer Kindheit und Jugend wiederholten, immer und immer wieder, bis wir erkannten, dass wir so nicht weitermachen können und wollen. Geliebt hatten wir diese Männer nicht, mit denen wir zusammen waren. Denn jede sogenannte Liebesbeziehung begann mit einer Grenzüberschreitung, mit sexuellen Übergriffen, die uns eben bekannt waren und die wir mit Liebe verwechselten. Wir wussten einfach nicht, dass es erlaubt war derlei zurückzuweisen. Dass es sogar mehr als nur erlaubt war, sondern sogar notwendig, um die eigene Würde zu wahren oder, in unserem Fall, diese langsam zurück zu erobern.

Unsere Mutter meint bis heute, dass unser Erzeuger ∑mir doch bloß zeigen wollte, dass er uns liebt, wenn er uns gegen unseren Willen und gegen unseren Widerstand zu sich zog und uns zwang auf seinem Schoß zu sitzen mit 16, 17 Jahren und sogar bis zu unserem 25 Lebensjahr und ihn zu küssen. Dann brachen wir den Kontakt zu ihm ab. Das geschah vor den Augen ∑meiner Mutter. Die Vergewaltigungen, die dann in der Nacht folgten und doch schon in viel jüngeren Jahren begonnen hatten, sah sie nicht. Vielleicht stellte sie sich schlafend, als er das Bett neben ihr verließ und zu uns kam, ich weiß es nicht. Vielleicht schlief sie tatsächlich. Vielleicht war beides dabei?

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Dazu gehören!

all human rights for all - best one

Seit Tagen fliehen wir davor zu schreiben. Alles mögliche und unmögliche wird gemacht, nur um nicht nieder zu schreiben, was uns seit einer guten Woche alles durch den Kopf geht und unsere Gefühle okkupiert. Wir haben Angst. Dabei ist es doch gar nicht so schlimm, denken wir, was wir schreiben wollen. Aber es zerreißt uns fast das Herz.

In der vergangenen Woche kam das Thema sich irgendwo zugehörig fühlen zu wollen so geballt auf uns zu. Zuerst war wie im letzten Beitrag bereits beschrieben die Debatte auf einem anderen Blog und danach die Erfahrung in der Baugruppe.

Nach der Verzweiflung und der kurzfristigen Beruhigung kam nach und nach die Reflexion hinzu.

Immer wieder ging es um diese Einsamkeit unter Menschen. Es ging darum sich niemals zugehörig zu fühlen und dass es eine enorme Belastung ist, so große Angst macht, anderen Menschen das Herz zu öffnen. Dass es so einfach ist, alleine einsam zu sein. Dass die Isolation eine Erholung ist und Menschen immer nur Gefahr bedeuten. Dass ich nicht weiß wie und ob wir aus dieser Qual aussteigen können.

Begegnung als Sehnsuchtsort und Horrorszenario zugleich.

Als Kind uns Jugendliche war das wichtigste rechtzeitig flüchten zu können. Vor den Übergriffen rechtzeitig zu switchen um den Schmerz nicht zu fühlen, vor Papas Jähzorn so schnell wie möglich abtauchen oder deeskalieren und kalmieren um einem möglichen Totschlag zu entgehen. Immer war alles möglich. Unser Ziel war, dass ich niemals eine Schlagzeile in der Kronen-Zeitung (größte Boulvard-Zeitung des Landes) werden wollte: „Familiendrama! Mann tötet Frau und Tochter und richtet sich selbst!“ ….. so ungefähr dachte ich wäre es möglich in der Zeitung zu landen. All unser Streben war es, dies zu verhindern. Alle Kraft, alle Ressourcen waren gebunden an dieses Ziel. Alle Bedürfnisse wurden diesem Ziel untergeordnet. Nur überleben, mehr wollte ich nicht. Dazu gehören! weiterlesen

Zurück in „meinem“ Leben?!

 

 

Ein Loch in der Wand und eine renovierungsbedürftige Wohnung sind geblieben von dem Ort, den meine Großtante 45 Jahre bewohnte.

Anfang Februar habe ich die Wohnung an die Hausverwaltung zurück gegeben. Seit dieser Zeit versuche ich langsam wieder Fuß zu fassen in ∑meinem Leben, obwohl es weiterging wie zuvor, war doch vieles anders geworden.

Einen Monat, höchstens zwei dachten wir würde uns die Verlassenschaft unserer Großtante in Anspruch nehmen. Daraus geworden sind dann über ein halbes Jahr Arbeit, die uns zum Teil weder Zeit noch Kraft für anderes ließ. Und noch sind wir nicht ganz fertig. Ein halbes Jahr in dem wir unsere Mutter mitunter einmal wöchentlich gesehen haben, was eine Ausnahmesituation für uns darstellte. Der Kontakt zu unserer Mutter ist im Normalfall auf ein Treffen jährlich beschränkt, was gut für uns war. Es galt ihre Angriffe zurück zu weisen, was uns gut gelungen ist. Und als das Thema Gewalt in der Kindheit als Gesprächsthema endlich ausgespart wurde, weil ich sonst den Kontakt nicht halten hätte können, war es sogar ein brauchbares Arbeitsklima. Ja, ein Arbeitsklima und nicht mehr, aber zumindest dieses. Die Aussicht Geld für ∑meine neue Wohnung zu erwirtschaften gab uns viel Kraft.

Es kamen irgendwo auch Innenwesen hervor, die Mama ganz gern haben, was für alle anderen belastend war. Wie auch immer, wir haben etwas geleistet, das uns viel Selbstvertrauen gab. Selbstvertrauen, das enorm gelitten hat, seit wir in Berufsunfähigkeitspension sind. Es war eine Zeit, die anstrengend und stressig war, in der wir meist über unsere Grenzen gingen, aber es war auch fast Urlaub von uns selbst. In Therapie ging es meist um Stabilisierung, um die Aufgaben so gut es ging zu bewältigen. Traumatherapie hatte hier keinen Platz. Das war eine große Belastung und zugleich erholsam. Ein halbes Jahr in der Gegenwart leben und nicht in der Vergangenheit herumstochern hat etwas sehr erdendes. Obwohl dies auch nicht stimmt. Mit den Habseligkeiten der verstorbenen Großtante konfrontiert, kam es ebenso zu einer Konfrontation mit der Vergangenheit. Es kam zur Auseinandersetzung mit der Frage, weshalb hat sie uns nicht geholfen, wo war sie und letztlich zu einer Versöhnung mit ihr.

Es tat einfach gut gebraucht zu werden. Es war eine Zeit, in der ich tatsächlich Anerkennung in meiner Familie erlebte, was für uns einem Wunder gleichkommt. Unsere Mutter wusste, dass sie es nicht geschafft hätte, diese Verlassenschaft abzuwickeln. Ich habe ihr dieses Erbe ermöglicht. Wer war bzw. ist dieses ICH, die dies mitunter souverän erledigt hat?

Da war ein Innenwesen, das uns fremd war? Oder doch nicht? War sie es, die früher berufstätig war? Tatsache ist auch, dass wir uns derzeit gespaltener erleben als vor dieser Tätigkeit. Vielleicht weil Innenwesen, die in den Tiefen des Körpers schlummerten aktiv werden mussten? Gibt es welche, die in unserem von Therapie und Selbstbespiegelung geprägten Alltag keinerlei Aufgaben haben, oder denken keine Aufgaben zu haben? Wollen sie von diesem erforschen der Seele einfach nichts wissen?

Während dieser Phase der Räumung hatte unser Leben einen Sinn. Es war so einfach allen unsere Erschöpfung zu erklären und wir konnten einfach darüber sprechen was wir täglich erlebten. Wir waren Teil einer Gesellschaft zu der wir sonst wenig Zugang haben. Jetzt haben wir wieder einen Job, der psychisch um so vieles anstrengender ist, als jener eine Verlassenschaft abzuwickeln, vor allem deshalb, weil unsere Therapie-Arbeit meist nicht geschätzt oder verstanden wird. Und wir leben wieder in größerer Isolation. Wie unser Alltag aussieht, kann nur mit Vorsicht vermittelt werden.

Dass wir diese Verlassenschaft jedoch abwickelten und die Traumafolgen dieses halbe Jahr verdrängen mussten und wieviel Anstrengung das kostete, konnten wir auch nur wenigen ausgewählten Personen erklären. Diese besonderen Freund*innen und die Therapie waren es auch, die uns halfen diesen Job zufriedenstellend zu erledigen. Dafür bin ich ihnen von Herzen dankbar.

∑Mein Leben geht so sehr bergauf. Wir haben schon viel erreicht.

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