Wenn nur ….

Wenn wir nur nicht so oft das Gefühl hätten uns verteidigen zu müssen, dann wäre unser Leben leichter und wir vielleicht auch eine angenehmere Zeitgenossin.

Aber wie oft schlucken wir unangenehme Situationen hinunter, um gemocht zu werden. Hilft es?

Wenn wir nicht dieses Leben hätten, das wir nun einmal haben, dann würden wir vielleicht nicht glauben uns verteidigen zu müssen und perfekt sein zu müssen.

Wenn wir nicht all das erlebt hätten, was wir erlebt haben,

wenn unser Leben nicht so von einem Defizit geprägt wäre, gemessen an gesellschaftlichen Standards, dann würden wir mehr verstanden werden und dazu gehören ….. wozu überhaupt?

Wenn wir Unos verstehen könnten und sie uns, wäre es ein komplett anderes Leben. Aber vielleicht ist es dieses Leben außerhalb der gesellschaftlichen Normen, das unser Leben ausmacht und das wir trotz aller Belastungen auch schätzen?

Wenn unser Leben nicht so wäre, wie es nun einmal ist, wären wir dann noch wir? Oder wären wir gerne anders?

Wir mögen uns, wie wir sind nur die Einsamkeit des Unverständnis tut zu oft weh. Sowohl unser Unverständnis für Unos, wie auch deren Unverständnis für uns schmerzen.

Der Blick von außen ist erhellend und ernüchternd zugleich. Aber es ist unser Leben. Zweifel sind erlaubt, aber oft sinnlos.

Unseren Weg finden und gehen

Mittlerweile sollten wir uns schon gut genug kennen um zu wissen, dass wir es nicht schaffen ein „normales Leben“ neben unserer  Arbeit, unsere Traumata aufzulösen und unsere spirituelle Entwicklung zu fördern, hinbekommen.

Wir sollten wissen, dass unser Hauptaugenmerk auf Schreiben und Selbstreflexion liegen muss, um uns aus zu balancieren. Und wir sollten wissen, dass Treffen mit anderen uns immer stark triggern, vor allem wenn Männer dabei sind und wir zum Selbstschutz so tun, als wäre alles in Ordnung mit uns.

Dann können wir nicht klar denken und sind zu sehr mit Camouflage beschäftigt. Wir finden keine Worte und sind nicht bei uns und dann gehen wir traurig und deprimiert aus dem Treffen.

Ja, wir haben jetzt liebe Leute um uns, und dennoch nützt es uns nicht. Unsere Schutzmechanismen vor anderen Menschen hindern uns auch an liebevollen Begegnungen. Zudem fühlen wir uns nicht zugehörig. Das Leben, das sie führen ist uns zu fremd und wir mögen uns diesen Interessen auch nicht anpassen. Aus unterschiedlichen Gründen, die noch nicht reif sind hier zu besprechen. Unser Weg nimmt gerade eine Wendung, scheinbar.

So sind wir wieder einmal sehr alleine trotz Gesellschaft. Vielleicht aber sind es auch nur Hinweise uns nicht zu verlieren. Unsere Themen sind Gewaltreflexion, Gewaltaufklärung und Gewaltprävention. Queer ist auch ein Aspekt unseres Lebens, aber ein untergeordneter Aspekt. Wir dürfen nicht zu viel Zeit dafür investieren.

Es wird vermutlich keine Beziehung mehr in unserem Leben geben und wir beginnen uns wieder einmal zu verzetteln, weil uns so viele Bereiche des Lebens allgemein interessieren.  Leider können wir sie nicht alle leben. Dafür fehlt uns Lebenszeit.

Leben mit DIS #47: Vergleich mit Leuten ohne Trauma

Das Schwierigste an unserem aktuellen Leben sind Vergleiche. Vergleiche innerhalb, die immer zu unseren Lasten ausfallen, weil diese unsere Fähigkeiten und außergewöhnlichen Belastungen ausklammern.

So vergleichen wir das Leben derer um uns herum, die alle bereits weitgehend eingerichtet sind, mit unserem Wohnungschaos und sind deprimiert. Mehr noch Innenwesen machen uns herunter, dass wir unfähig wären, weil wir das noch nicht geschafft haben, weil wir doch viel zu wenig tun.

Dabei irren solche Vergleiche immer und so auch in unserem Fall. Die ausführliche Hilfe, die unsere Nachbar:innen von ihren Familien bekommen fallen bei uns weg. Auch hatten wir 2 Monate mit Baumängeln zu kämpfen und haben diese bis auf eine Kleinigkeit erledigt, was in Nachbarwohnungen nicht der Fall war und ist.

Und last but not least, ignorieren wir unsere Gewaltfolgen, die andere nicht betreffen, oder zumindest nicht in diesem Ausmaß. Natürlich haben andere auch ihre Geschichte mit guten und schlechten Aspekten. Tatsächlich hat uns eine liebe Nachbarin von einer sehr schlimmen Erfahrung in einer Beziehung erzählt, die sie zum vollständigen Zusammenbruch führte. Und dennoch ist sie sich bewusst, dass das kein Trauma war, im Sinne von nachhaltig und mit allen Folgen, wie Flashbacks, schwere physische Belastungen, wie massive Schlafstörungen, Verdauungsstörungen, und auch nicht in dem Ausmaß mit den psychischen Folgen einer PTBS, wie Trigger, oben genannte Flashbacks, depressive Symptome, Selbstverletzungstendenzen, Suchttendenzen, Suizid Gedanken etc.

Die anderen wissen es, aber in unserem Selbstverständnis, sehen wir andere immer als ebenfalls schwer traumatisiert, weil wir keine Vorstellung haben von einem anderen Leben, das leichter wäre. Wir beobachten es, sind verwundert, was Menschen alles schaffen können an einem Tag und sehen nicht, dass sie mit einer leichten bis mittelschweren Handtasche, vielleicht auch mit einem Reisekoffer als Gepäck durchs Leben gehen und verleugnen unseren Rucksack voll Steine am Rücken und die zusätzlichen Taschen in den Armen, die wir tragen.

Vielleicht ignorieren wir aktuell unsere Geschichte, weil sie rundherum ignoriert wird? Gegenüber all den Handwerkern mit denen wir seit Monaten zu tun haben ohnedies, weil wir in diesen Kontakten funktionieren müssen, was uns außerordentlich fordert bzw. überfordert. Unsere Nachbar:innen finden, dass wir hier so viel strukturierter sind als sie und sie von uns lernen können. Warum sind Situationen, die wir sehr gut meistern für uns selbstverständlich und wo wir uns schwer tun Grund zur Selbstgeißelung?

Auch von den netten Nachbar:innen, werden unsere Traumata nicht thematisiert. Tut das weh und verletzt, oder ist es heilsam, keinen Sonderstatus zu haben und dauernd um unser Wohlbefinden gefragt zu werden? Wir wissen es nicht. Möglicherweise beides zugleich? Vielleicht akzeptieren uns diejenigen, die uns näher stehen mehr in unserem Wesen und mit unseren Belastungen, als wir es selbst tun? Und weil wir okay sind, wie wir sind und was wir tun, braucht es auch nicht tägliche Erklärungen dazu. So wichtig sind wir nicht, weil alle auch mit ihrem eigenen Leben beschäftigt sind. Das tut wieder weh, dass wir niemandem wirklich wichtig sind. Man mag uns, aber wichtig sind wir nicht. Oder sind wir wichtiger, als wir denken? Zumindest sind wir eingebunden in eine mittelgroße Gruppe und stehen nicht ganz außerhalb. Das ist für uns sehr viel.

Dass wir einander wichtig werden, braucht es auch Zeit, einander besser kennen zu lernen und Vertrauen aufzubauen. Von allen Seiten.

Gedanken über den Sinn eines Lebensstils der Selbst Isolation mit DIS

Unser Leben in einer aktiven Nachbar:innenschaft hatten wir uns einfacher vorgestellt. Wir hatten es uns glücklicher vorgestellt.

Jedoch selbst bei ganz lieben Leuten, die uns wohl gesonnen sind, verzweifeln wir. Wir sind wohl massiv überfordert damit eingebunden zu sein unter der Prämisse „normal“ zu erscheinen. Die Kontakte sind zu anstrengend für uns, weil WIR im Grunde nicht existieren. Die Innenwesen dürfen nicht existieren im Kontakt.

Ist das unser Anspruch? Wer weiß? Es ist unausgesprochen die Erwartung der Unos, denen wir begegnen. Was sollten sie auch erwarten? Sie kennen nur dieses Leben, in dem Aufsplitterung wie wir sie kennen und darunter leiden nicht vorkommt. Erwartungen, die wir nicht erfüllen können, es aber immer wieder versuchen und scheitern.

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Leben mit DIS #45: Zu Hause

©Pexels/ Nandhu Kumar

Seit einem Monat wohnen wir in der neuen Wohnung. Wohnen wir schon? Noch ist vollkommenes Chaos. Noch stehen überall Kartons herum und Möbel sind nicht aufgebaut.

Und doch fühlen wir uns wohl hier. Es ist aber alles neu, als wären wir in einer neuen Stadt, dabei ist es nur von einem Stadtrand zur ganz anderen Seite, fast  1 ½ Stunden brauchten wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln zwischen diesen beiden Wohnungen. Das ist jetzt nicht mehr notwendig. Wir leben in einem Stadtteil, in dem wir noch nie gelebt haben. Hier triggert die Umgebung kaum, das ist neu. Fast irritiert es uns. Nicht nur fast, es irritiert uns, so als würde eine Selbstverständlichkeit in unserem Leben plötzlich weg sein. Nein, das fehlt nicht, dennoch fehlt die Sicherheit, dass es so bleibt. Wer weiß? Freude ist darüber vorhanden, aber verhaltene Freude..

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Geteilt: Schau dir „Sage NEIN! #shorts“ auf YouTube an

Wegen Siedeln ist die Zeit zu schreiben nicht vorhanden, obwohl es genug zu reflektieren und berichten gäbe.

Zur Überbrückung hier einige hilfreiche und aufbauende Worte:

https://youtube.com/shorts/UmVYJ2DImlE?feature=share

Herzliche Grüße an alle und eine schöne Zeit. Bis hoffentlich bald wieder und danke für eure Treue bzw. euer oder Ihr Interesse. 😊🌸🍀💖🌻🍀🌸🤗

Kommentar zu „Sind wir okay?“

Der liebe Ankordanz hat uns auf unseren letzten Beitrag einen Kommentar geschrieben, der uns so wahrhaftig und wertvoll ist und dabei allgemein gültig, sodass wir ihn hier extra veröffentlichen mögen, damit er allen helfen kann, die aus unterschiedlichsten Gründen an ihrer Existenz oder ihrem Wesen zweifeln.

Danke dir dafür, schön dass es dich gibt, lieber Ankordanz. 🙏🤗💜🍀🎶🕊️🍀🏵️🌸


„Ich denke:

Ihr seid okay!

Ich könnte jetzt einige, vielleicht viele Begründungen anführen, warum ich so denke. Aber das wären alles nur rationale Begründungen, einige vielleicht auch nur Rechtfertigungen. Aber ich möchte mich nicht rechtfertigen. Ich möchte es einfach nur so sagen.

Das Bewerten möchte ich jenen überlassen, die glauben, ein Urteil über einen anderen Menschen abgeben zu können und zu müssen. Ich für mich kann nicht sagen, ob ein Mensch gut ist oder nicht, ob es eine Existenzberechtigung gibt oder nicht. Ihr seid da. Das ist für mich Existenzberechtigung genug – genau so, wie Ihr seid.

Und ich bin dabei absolut egoistisch:

Hättet Ihr kein Recht Euch am Leben zu beteiligen, Euch einzubringen und Eure Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, welches Recht hätte ich dann? Oder irgendjemand anderer? Wie perfekt müsste man sein? Wer ist überhaupt perfekt? Wer dürfte überhaupt sagen, was er/sie braucht, wenn nicht jeder? Und so auch Ihr?!

Noch ist Freiheit und Würde bei uns ein sehr hohes Gut. Und diese Freiheit und Würde gestehe ich auch Euch zu. Und wer das nicht tut – und sei es nur verbal – der spricht sich diese Freiheit und Würde am Ende selbst ab. Weil: Niemand ist perfekt. Und alle sind da, und dürfen es sein – so wie auch Ihr!
👍🍀💚“

https://wp.me/p72Ag7-3kv%23comment-4850

Leben mit DIS #40: Selbstaufgabe erkennen tut fast unerträglich weh!

Wenn um zu Überleben nur bleibt sich selbst aufzugeben und in ganz viele Teile aufzusplittern, dann ist es ein Glück, wenn zumindest ein Teil die Erinnerung trägt, wer das ICH eigentlich einmal hatte werden sollen oder wollen.

Wenn dann durch ganz viel Hilfe und noch viel mehr Glück, sich dieses ICH, das weiß, dass sich eine selbst aufgeben musste, Gehör verschaffen kann, dann tut es weh, so außerordentlich weh, dass es scheint es ist nicht zu ertragen.

All die verlorenen Chancen erkennen, sich all diese Gewohnheiten, der täglichen Selbstaufgabe wieder ab zu gewöhnen, das scheint eine viel zu große Herausforderung zu sein, nach 55 Jahren Lebenszeit.

Dann, wenn der Schmerz so überhand nimmt, dass ein Weiterleben angezweifelt wird, ist es wichtig wahrzunehmen, dass das Erkennen der Selbstaufgabe ein Prozess war und ist. Es ist ein Weg, den wir seit Jahrzehnten gehen und das Gerümpel vor der Türe des ICH langsam aber doch stetig immer mehr wegräum(t)en.

In diesem Moment ist es ein Glück zu erkennen, dass das Wegräumen vielleicht zu unserer Lebensaufgabe gehört. Vielleicht gehört ja auch das Zersplittern als Möglichkeit um zu überleben zu unserer Lebensaufgabe?

Jetzt, in diesem Augenblick des nahenden Sieges über einen fast übermächtigen Gegner, der massive Gewalt seit frühester Kindheit heißt, aufzugeben, wäre die wahre Selbstaufgabe. Es wäre ein letztes Aufbäumen der Gewohnheit, die uns stets einschränkte, weil es zuerst nötig war um den Körper und damit das Überleben zu schützen und wir dann nicht sahen, dass es nicht mehr erforderlich ist, sondern zum Gefängnis wurde.

Das Allerschlimmste ist schon lange vergangen. Was wir heute fühlen, in der Erinnerung, sind jene Schmerzen, die wir damals abtrennen mussten. Mit jeder Träne, mit jedem Schmerz der Erkenntnis befreien wir das ICH aus seinem Versteck und lassen es die Luft des heute atmen.

Es sind der Atem der Lebendigkeit und die Luft der Liebe zu sich selbst.

Leben mit DIS #37: Warum Smalltalk für uns in die Schlaflosigkeit führt?

Es war ein netter Abend nach einer Vernissage. Wir saßen mit einigen netten Menschen beisammen in einem Lokal und plauderten. Es ging für uns als nicht-Künstlerin mehr um Smalltalk, als um künstlerischen Austausch.

Wollten wir dazugehören, ohne es zu tun? Anderseits gehörten wir dazu. Man kannte uns und hörte uns zu. Aber weshalb konnten wir einfach Nichts von uns einbringen?

Weil die Wahrheit über unser Leben die Stimmung dämpft und jedes lockere, entspannte Gespräch sprengt. Also erzählen wir von uns nichts Wichtiges. Geben nichts Preis von uns. Das erzeugt generell dann eher Misstrauen, was verständlich ist. Es ist also egal, ob wir von uns erzählen oder nicht, es ist unmöglich unbefangen zu bleiben. Es ist unmöglich, die Stimmung nicht zu ruinieren, wenn wir von uns berichten. Und es ist unmöglich, selbst wenn sich die anderen darauf einlassen nicht das Thema plötzlich zu bestimmen mit den Themen sexualisierte Gewalt und Gewalt an Kindern.

Es gibt also die Wahl zwischen selbst auferlegtem Schweigen oder Themensetzung auf das Gewaltthema und ein Zuviel an Aufmerksamkeit oder ein Ausschluss aus dem Gespräch dadurch.

Diese Auswahl ist beklemmend und kränkend alleine durch die Unmöglichkeit ein zwangloses Gespräch zu führen. Wir haben es wieder einmal versucht und sind insofern wieder einmal gescheitert, als wir uns selbst schon dadurch betrogen haben, dass wir das „ich“ gebrauchten um nicht aufzufallen. Das geht nur kurz, dann beginnen die Kopfschmerzen und die Übelkeit, die wir abspalten.

Und nachdem wir gestern sogar ein bisschen über uns und den Blog gesprochen haben, allerdings alles „brav“ in Einzahl, folgte bis jetzt eine schlaflose Nacht, trotz Müdigkeit.

Es ist zum Verzweifeln sich nicht einbringen zu können in einer Gesellschaft ohne groß aufzufallen und sofort einen Sonderstatus zu erhalten, im besten Falle. Anderenfalls folgt der Ausschluss, wenn die anderen auf den erzwungenen Sonderstatus nicht eingehen mögen. Was wir sogar verstehen.

Ein Leben mit DIS ist ein Leben als Ausgeschlossene, bis wir uns erklärt haben. Letzteres geht in einer Gruppe von ferneren Bekannten nicht. Vielleicht haben wir in solchen Gruppen nichts verloren? Rückzug aus Selbstschutz, die alt bekannte und verhasste Strategie. Wir umkreisen seit Jahren dieses Problem, ohne eine Lösung zu finden.

Im Gegensatz zum letzten Beitrag ….

oder vielleicht auch nicht?!

Dr. Charmaine Liebertz referiert in diesem Vortrag an der pädagogischen Hochschule OÖ nicht nur über die Wichtigkeit von Humor in der Pädagogik, die Entwicklung des Humors in der Evolution, sondern spricht auch weit darüber hinaus über das Humorverbot in Diktaturen, die Clowns without borders, über Männer- und Frauenwitz bzw. das unterschiedliche Lachverhalten der Geschlechter und Vieles mehr im menschlichen Alltag und das äußerst unterhaltsam und kurzweilig.

Dieser Vortrag dauert 1:32h, aber sie lohnen sich.

Mehr solche WissenschafterInnen an Universitäten und in der Wissenschaftsvermittlung sind ein großer Gewinn.