Der Baum vor dem Fenster – mein Freund. Mit den Augen halte ich mich an ihm fest und versuche die Häuser dahinter auszublenden. So ein Glück, hoch im 4. Stock schaue ich in seine sich langsam verfärbende Krone. Noch habe ∑ich recht viel Grün im Blick, bevor der Winter den Hintergrund freigibt.
Seit einer Woche wieder in meiner Wohnung. Die in 5 Wochen abgenommenen Kilos wieder Frust- und Stress-gefuttert. Hole mir die Natur über You Tube in meine Bleibe. Das tut gut – Vogelgezwitscher und das Gurgeln eines Baches. Allein das Geräusch der in der realen Welt vorbeifahrenden Autos trübt die Illusion.
Ein Gehörtest vor Jahren hat es ergeben, ich habe ein überdurchschnittlich gutes Gehör. Laufe mit Gehörschutz durch die Straßen meiner Geburtsstadt, der ich bislang noch immer nicht entkommen bin. Die Stadt mit der weltweit größten Lebensqualität hat eine Studie ergeben. Ja, Wien ist schön. Das Wien meiner Kindheit gibt es nicht mehr. Das Grau der Häuser ist einem dekadenten Luxus gewichen.
Seit ich wieder zurück bin, zum tausendsten Male in den letzten Jahren Immobilienanzeigen studiert. Wie nur kann ich wegziehen? Seit fast 50 Jahren ist hier mein Lebensmittelpunkt. Alles, das ich/wir erkämpft haben findet sich in dieser Stadt. Hier wurden wir misshandelt und verkauft, hier erhalten wir Hilfe. Hätten wir sie früher erhalten, … egal, es ist wie es ist, … und wir haben Hilfe erhalten. Es war eine andere Zeit. Und die angebotene Hilfe war unser Rettungsanker zu überleben. Lebendigkeit ging sich damit nicht aus. Soll ich alles hier aufgeben und irgendwo neu beginnen? ∑Ich will das nicht, fürchte dass die Kraft dafür verbraucht ist?! Ins Umfeld ziehen und pendeln. Liebend gerne. Die Preise für Wohnraum allerdings übersteigen ∑meine Möglichkeiten. Innerhalb des sozialen Wohnbaus meine Wohnung tauschen? Wer eine schöne, ruhige, leistbare Wohnung im Grünen hat, tauscht nicht und wer tauschen möchte ist meist noch schlechter dran als wir.
Vor einer Woche noch hatte ich den Luxus nach dem Aufwachen ins Grüne zu sehen. Eine Runde im Garten, die Natur einatmen. Ich weiß, selbst wenn mir dieses Grundstück gehörte, selbst wenn ich das Geld hätte, dieses Haus, das ich seit einigen Jahren immer wieder sitten darf, zu erhalten, würde es in unserem Besitz langsam verfallen, außer ich hätte Geld eine Gärtnerei zu beauftragen. Ab und zu, immer wieder. Aber hätten wir die Kraft dazu?
Eine Wohnung mit einem Balkon. Den Blick ins Grüne gerichtet, wäre ein Glück, das ich erträume. Ein Freiraum, der mir erlaubt noch in meinem sicheren Umfeld zu bleiben und doch Luft zu atmen. Und, wenn es bloß ein begrünter Innenhof wäre. Aber so ist es nicht. Will ich hinaus, muss ich auf die Straße. Muss unter Menschen. Ich jammere auf hohem Niveau. Es gibt wahrlich schrecklichere Wohngegenden in Wien. Zu Fuß kann ich ins Grüne. Brauche keinen Bus oder Straßenbahn, aber ich muss meine sicheren Wände verlassen. Und bis ich im Wald bin gehe ich schon gute 45 Minuten meist durch angenehm ruhige Straßen. Bei aller innerer Ruhe, die ∑ich schon habe, bleibt es dennoch anstrengend unter Menschen zu sein. Viele von uns dürfen nicht mit. Sie verstecken sich im Innen, wagen sich nicht hinaus und das ist gut so. Keine Entspannung für das System „Benita“, stets unter Stress, selbst wenn es gut tut spazieren zu gehen. Selbst wenn die Menschen, denen ich begegne mitunter mit beiden Händen abzählbar sind. Allein die Tatsache ∑mich in der Öffentlichkeit zu bewegen stört ∑mein Befinden und bringt nicht die ersehnte Seelennahrung.
Ich träume von Elektroautos, welche die Straße ruhiger machen. Nur noch Rollgeräusche, statt aufheulende Motoren.
So gerne hätte ∑ich eine Katze. Es ist in dieser Wohnung nicht möglich, ein Tier zu halten. Katzen machen auch in der Nacht Lärm. Ich kann ihr das Laufen und Springen nicht untersagen. Kann sie nicht in einen Käfig sperren in der Nacht. Würde es auch nicht übers Herz bringen. Die Hellhörigkeit meiner Wohnung macht eine Tierhaltung unmöglich. Zudem braucht auch eine Katze Freiraum. Zumindest einen Balkon, wo sie hinaus kann. Wohnungskatzen tun mir nicht gut. Sie sind gestresst wie ich und ∑ich reagiere allergisch auf sie.
∑Ich werde ∑mich wieder an diese Wohnung gewöhnen, an ∑meine Einsamkeit hier und erst wenn ∑ich wieder weg darf erkennen, wie eingesperrt ∑ich ∑mich hier fühle. Erstaunt sein darüber, wieviel Kraft ∑ich besitze und wie gut es ∑mir psychisch gehen kann, wenn sich nichts an ∑meinem Leben ändert, als die Umgebung in der ∑ich wohne und die Tatsache ∑meine Tage mit einem Kater zu verbringen. Miss U Timmi!
hab ich neulich auch wieder vor mich hin gelitten, dass dieser verdammte wald nicht dirket vor meiner haustür ist. und ich muss eigentlich nur 15 minuten hinlaufen. aber draußen ist draußen und menschen und lärm, sind menschen und lärm. ich glaube, ich verstehe dich gut.
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Danke dir 🙂 war vor 2 Tagen an einem Kraftplatz in den Weinbergen/Wald (so ein Übergang) und dachte es wäre hier schön Yoga zu machen, aber die Tatsache, dass dann während ich auf meiner Matte liege evtl. ein nicht angeleinter Hund vorbeikommt … ist zwar in der Stadt verboten, aber die Leute halten sich nicht daran, ja da ist immer soviel Kontrolle nötig statt Entspannung. Hund ist ein Trigger für uns. … dennoch bin ich schon mehr angekommen. 🙂
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Ich lese mit ….
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Ich kann deinen Kommentar jetzt nicht genau deuten. War das eine Ermutigung wegen der Einsamkeit? Oder wie darf ich es verstehen? Auf alle Fälle freue ich mich, dass du mitliest. 🙂
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Eigentlich ist es nur die schlichte Feststellung einer Tatsache ….. freundlich gemeint auf jeden Fall, ich lese ja mit, weil ich dich sympathisch finde und weil ich auch Wienerin bin …
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Danke für die Feststellung und die lieben Worte. Liebe Grüße nach Wien. 🙂
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